Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
Vom Netzwerk:
hinein wäre ihr Tod. Verzweifelt ließ sich Jayel auf die Knie fallen, griff mit beiden Händen an die Ränder der Brücke und versuchte, ihre Rutschpartie abzubremsen. Doch es erschien ihr, als würde sie im Gegenteil noch schneller. Vor sich sah sie Kallabul immer näher kommen, und mit zusammengebissenen Zähne krallte sich die junge Bardin fester ins Eis. Das schien zu wirken; zumindest raste sie nicht mehr ganz so schnell auf Kallabul zu. Jayel keuchte vor Anstrengung, denn Tiarks Gewicht drückte sie zusätzlich in den Rücken. Schließlich sah sie, wie Daphnus am Ufer der Insel von der Brücke sprang; einen Moment später landete auch Kallabul auf seinen Füßen. Jayel begann sich Gedanken zu machen, wie sie in dieser knieenden Haltung geschickt aufkommen sollte, aber ihr wollte nichts einfallen. So rasten Jayel und Tiark, schreiend und ineinander verkeilt auf den schroffen Felsboden zu.
    Kurz vor dem Aufschlagen stieß sich Jayel ab, um sich kopfüber abzurollen. Ihr Rucksack milderte den Sturz ein wenig, doch der Aufprall trieb ihr schmerzhaft die Luft aus den Lungen. Tiark hatte weniger Glück: Beim Abstoßen hatte Jayel ihn mit den Füßen getroffen, so dass er etwas an Schwung verlor und auf dem Bauch noch ein Stück über den Fels schlidderte. Daphnus sprang aus dem Weg, so dass Tiark durch eine hervorstehende Felsnase gebremst wurde. „Uff!“, stöhnte er und blieb benommen liegen.
    „Geht es euch gut?“, rief Daphnus, während Kallabul zu Tiark lief. Jayel setzte sich vorsichtig auf und überprüfte ihre Knochen. Offenbar waren alle noch heil, nur ihre Hose war an den Knien durchgescheuert und blutig, ihre Finger ebenso. „Könnte nicht besser sein“, keuchte sie. „Ich fühle mich wundervoll!“
    Die letzten Worte blieben ihr jedoch im Hals stecken, als sie zur Brücke hinsah. Auf der Kuppe erschienen einige der schrecklichen Schattenwesen. Ihr Zischen und Knurren kam rasch näher, so dass Jayel vermutete, dass auch sie durch das Eis sehr schnell geworden waren.
    „Daphnus!“, schrie sie. „Die Brücke! Heb den Zauber auf!“
    Daphnus starrte genauso entsetzt wie sie auf die näherkommenden Kreaturen: „Das geht nicht! Wir müssen warten, bis die Wirkung vorbei ist!“
    „Und wann ist sie vorbei?“
    „In etwa zwei bis drei Stunden...“
    „Na großartig!“
    Die Wesen kamen mit unvermindertem Tempo näher, und Jayel konnte ihnen nur entsetzt entgegenblicken. Da wirbelte Tiark an ihr vorbei, seine Steinkeule hoch erhoben. Mit einem gewaltigen Schlag ließ der Erdmensch seine steinerne Waffe auf die vereiste Brücke hinabkrachen, so dass Daphnus‘ Zauberwerk vom diesseitigen Ufer ausgehend anfing zu zerspringen. Mit einem klirrenden Geräusch brach die Brücke zusammen und riss die Kreaturen mit hinunter in den Säuresee. Jayel wandte sich grauenerfüllt ab, doch dichte Dampfwolken verhüllten ohnehin jeden Blick auf das, was im See vorging. „Hab doch gesagt, dieser Brückenquatsch ist zu gefährlich“, brummte Tiark und hängte seine Keule wieder an seinen Gürtel.
    Kallabul, Daphnus und Jayel bauten sich um den Erdmenschen herum auf: „Heraus damit!“, forderte Daphnus. „Was waren das für Wesen?“
    Tiark wand sich: „Mir wurde verboten, davon zu sprechen. Der Hass...“
    Jayel wurde es plötzlich klar: „Diese Wesen haben irgendwie mit dem dritten Vorzeichen zu tun, von dem dein Vater in der Ratsversammlung gesprochen hat, nicht wahr? Wie der Blutstein in Aquien und der Krieg bei uns!“ Tiark nickte betreten.
    „Erzähl uns, wie es dazu gekommen ist!“, forderte Kallabul den Erdmenschen ruhig auf. Tiark sah seine Reisegefährten an, nickte und begann: „Es mag vierzig Jahreszeitenwechsel her sein, da gab es einen Häuptling bei uns, der hieß Rhelit. Damals war eine schlimme Zeit, es gab eine Korak-Seuche, und alle hatten Angst vor der Zukunft. Rhelit versprach, Besserung zu bringen. Er ging nach oben und wollte ein Mittel finden, um die Korak-Seuche zu stoppen. Dann kam er wieder und hatte ein Mittel bei sich. Aber es war nicht für das Korak. Er sagte, der Grund für die Seuche läge in einigen von uns. Weil einige von uns nicht mehr an die Erdmutter glauben würden, alle diejenigen, die nicht nur unter der Erde geblieben sind, sondern auch an der Oberfläche gelebt haben, seien vom wahren Glauben abgefallen. Rhelit sagte, das Mittel, das er brachte, würde die Seele derjenigen reinigen, die es nähmen. Daraufhin haben viele Erdmenschen andere Erdmenschen angeklagt:

Weitere Kostenlose Bücher