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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Elizabeth lachte. »Aber unser Spielchen hat mir natürlich nie offenbart, daß ich einen Schiffseigner heiraten und nach Salem ziehen würde. Ich hatte immer geglaubt, das Leben einer armen Farmersfrau fristen zu müssen.«
    »Weiße Magie beschwört Schwarze Magie herauf«, warnte Mercy. »Und wer Schwarze Magie betreibt, widersetzt sich unserem Herrn. Schwarze Magie ist Teufelswerk.«
    »Meiner Schwester und mir hat das Spiel nie geschadet«, sagte Elizabeth. »Und meiner Mutter auch nicht.«
    »Ihre Mutter ist tot«, erwiderte Mercy mit ernster Miene.
    »Ja, aber…«, begann Elizabeth.
    »Es ist Hexerei«, beharrte Mercy. Ihr stieg das Blut in den Kopf und rötete ihre Wangen. »Und Hexerei ist niemals harmlos. Denken Sie nur an die schlechte Zeit, die wir gerade durchmachen: der Krieg und dann auch noch die Pocken, die letztes Jahr in Boston gewütet haben. Am vergangenen Sabbat erst hat Reverend Parris uns in seiner Predigt erklärt, daß all diese furchtbaren Dinge nur deshalb geschehen, weil die Menschen den Bund mit Gott aufgekündigt haben und alle religiösen Vorschriften mißachten.«
    »Ich glaube kaum, daß dieses harmlose Kinderspiel den Bund mit Gott in irgendeiner Weise beeinträchtigt«, entgegnete Elizabeth. »Und was unsere religiösen Pflichten angeht – die haben wir auf keinen Fall vernachlässigt.«
    »Aber natürlich haben Sie das«, warf Mercy ein. »Indem Sie sich nämlich der Magie hingeben. Und genauso verwerflich ist Ihre Toleranz gegenüber den Quäkern.«
    Elizabeth machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ach, was weiß ich schon über die Quäker. Allerdings finde ich, daß an ihnen wirklich nichts auszusetzen ist; sie sind friedliche und arbeitsame Leute.«
    »Sie sollten besser Ihre Zunge im Zaum halten!« wies Mercy ihre Gastgeberin zurecht. »Reverend Increase Mather hat klargestellt, daß die Quäker dem Teufel verfallen sind. Vielleicht sollten Sie mal das Buch von Reverend Cotton Mather lesen, es heißt Memorable Providences: Relating to Witchcraft and Possessions. Ich kann es Ihnen gerne einmal leihen; mein Mann hat es vor ein paar Wochen in Boston aufgetrieben. Reverend Mather glaubt, daß die schlechten Zeiten, die wir gerade durchmachen, daher rühren, daß der Teufel unser gelobtes Neuengland an seine Kinder zurückgeben will – an die gottlosen Rothäute.«
    Elizabeth wandte sich den Kindern zu und ermahnte sie zur Ruhe. Das Kindergeschrei war immer lauter geworden. Doch im Grunde ging es ihr gar nicht darum, die aufgeregten Stimmen zu besänftigen; vielmehr suchte sie eine Möglichkeit, Mercys Sermon endlich zu unterbrechen. Als sie das geschafft hatte, wandte Elizabeth sich wieder ihrer Besucherin zu und sagte, daß sie das Buch wirklich gerne lesen wolle.
    »Da wir schon mal bei dem Thema sind«, übernahm Mercy wieder das Wort. »Hat Ihr Mann eigentlich schon darüber nachgedacht, ob er sich der Dorfkirche anschließen will? Da er hier Land besitzt, wäre er jederzeit willkommen.«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Elizabeth. »Bisher haben wir noch nie darüber gesprochen.«
    »Wir brauchen dringend Unterstützung«, fuhr Mercy fort. »Die Familie Porter und deren Freunde weigern sich, ihren Anteil an den Kosten für Reverend Parris zu übernehmen. Wann kommt Ihr Mann eigentlich zurück?«
    »Im Frühjahr«, erwiderte Elizabeth.
    »Und warum ist er nach Europa gefahren?« erkundigte sich Mercy.
    »Er will dort ein neuartiges Schiff bauen lassen«, erklärte Elizabeth. »Man nennt es Fregatte. Ronald behauptet, daß eine Fregatte sehr schnell ist und gut dafür geeignet, sich gegen französische Freibeuter und karibische Piraten zu verteidigen.«
    Nachdem Elizabeth die abkühlenden Brote betastet hatte, rief sie den Kindern zu, daß es Zeit zum Essen sei. Während sich alle um den Tisch versammelten, fragte Elizabeth die Kinder, ob sie von dem frischen, warmen Brot probieren wollten. Ihre eigenen Kinder rümpften zwar die Nase, doch Ann Putnam, AbigailWilliams und Betty Parris wollten es unbedingt probieren. Elizabeth öffnete eine Falltür, die sich in einer Ecke der Küche befand, und schickte Sarah hinunter in den Vorratskeller, um etwas Butter zu holen.
    Mercy war von der Falltür begeistert.
    »Ronald ist auf die Idee gekommen«, erklärte Elizabeth. »Die Falltür funktioniert wie eine Schiffsluke und macht es einem möglich, den Keller zu betreten, ohne das Haus verlassen zu müssen.«
    Als alle Kinder vor ihren Tellern mit Schweinefleisch saßen und

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