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Das Experiment

Das Experiment

Titel: Das Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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zwölfjährige Rebecca Sheaff und die neunjährige Mary Roots vor. Die beiden Mädchen hatten bei dem grausamen Überfall auf Casco ihre Eltern verloren, doch im Moment wirkten sie munter und zufrieden. Als nächstes wurde die dreizehnjährige Joanna vorgestellt, Ronalds Tochter aus erster Ehe. Dann kamen ihre eigenen Kinder an die Reihe: die zehnjährige Sarah, der neunjährige Jonathan und der dreijährige Daniel. Und schließlich stellte Elizabeth noch die zwölfjährige Ann Putnam, die elfjährige Abigail Williams und die neunjährige Betty Parris vor, die in Salem Village wohnten und heute zu Besuch gekommen waren.
    Nachdem die Kinder Mercy brav einen guten Tag gewünscht hatten, durften sie weiterspielen, wobei sie, wie Mercy feststellte, mit mehreren Gläsern Wasser und mit ein paar frischen Eiern herumhantierten.
    »Ich bin überrascht, die Dorfkinder hier zu sehen«, sagte Mercy.
    »Ich habe meine Kinder gebeten, sie einzuladen«, erwiderte Elizabeth. »Sie sind befreundet, weil sie gemeinsam die Royal Side School besuchen. Ich hielt es für besser, meine Kinder nicht in Salem Town zur Schule zu schicken – bei all den Rüpeln und dem Gesindel dort.«
    »Ich verstehe«, bemerkte Mercy.
    »Ich werde den Kindern nachher ein paar von meinen Roggenbroten mitgeben«, fuhr Elizabeth fort. Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Das ist viel wirkungsvoller, als ihren Familien einfach nur eine Empfehlung zu geben.«
    Mercy nickte, sagte aber nichts. Sie war überwältigt von Elizabeths Art.
    »Darf ich Ihnen vielleicht auch ein Brot anbieten?« fragte Elizabeth.
    »O nein, vielen Dank«, winkte Mercy ab. »Mein Mann würde niemals Roggenbrot essen. Es ist viel zu trocken.«
    Als Elizabeth sich nun ihrer zweiten Ladung Brote zuwendete, ließ Mercy ihren Blick durch die Küche schweifen. Sie sah ein RadKäse, das gerade erst frisch aus der Käsepresse gekommen sein mußte. Dann fiel ihr Blick auf eine Karaffe mit Apfelwein, die neben der Feuerstelle stand. Doch im nächsten Moment erweckte etwas Sonderbares ihre Aufmerksamkeit. Auf dem Fenstersims standen in einer Reihe mehrere Puppen aus bemaltem Holz, die alle liebevoll geschneiderte Kleider trugen. Jede der Puppen trug ein Gewand, das einem bestimmten Beruf zuzuordnen war. Die eine stellte einen Händler dar, eine andere einen Hufschmied, die nächste war eine Hebamme, dann gab es einen Wagenbauer, und sogar ein Arzt war dabei. Der Arzt war ganz in Schwarz gekleidet und hatte einen gestärkten Kragen aus Spitze.
    Mercy stand auf, ging zum Fenster und nahm die Arztpuppe in die Hand; aus ihrer Brust ragte eine lange Nadel.
    »Was sind das für Figuren?« fragte Mercy besorgt.
    »Das sind Puppen, die ich für die Waisenkinder mache«, erwiderte Elizabeth, ohne von ihren Broten aufzusehen. Sie holte jeden Laib einzeln aus dem Ofen, bestrich sie alle mit Butter und schob sie dann zurück ins Feuer. »Meine verstorbene Mutter – Gott habe sie selig – hat mir beigebracht, wie man diese Puppen herstellt.«
    »Aber warum hat diese arme Kreatur eine Nadel in der Brust, die ihr das Herz zerreißt?« fragte Mercy.
    »Weil der Anzug noch nicht fertig ist«, erwiderte Elizabeth. »Ich verlege die Nadel immerzu – und Nadeln sind doch so teuer.«
    Mercy stellte die Puppe wieder an ihren Platz zurück und wischte sich unbewußt die Hände ab. Alles, was auch nur im entferntesten auf Magie oder Okkultismus hindeutete, machte ihr angst. Sie wandte sich von den Puppen ab und richtete ihr Augenmerk auf die Kinder. Nachdem sie sie einen Moment lang beobachtet hatte, fragte sie Elizabeth, was die Kinder gerade spielten.
    »Sie probieren einen Trick aus, den meine Mutter mir beigebracht hat«, antwortete Elizabeth und schob den letzten Brotlaib in den Ofen. »Es ist eine Methode, mit der man die Zukunft voraussagen kann: Man deutet die Form, die das Eiweiß bildet, wenn es sich mit dem Wasser verbindet.«
    »Sagen Sie den Kindern, daß sie sofort damit aufhören sollen!« rief Mercy bestürzt.
    Elizabeth schaute von ihrer Arbeit auf und sah ihre Besucherin an. »Aber warum denn?« fragte sie.
    »Das ist weiße Magie«, warnte Mercy.
    »Aber nein, es ist nur ein harmloser Spaß«, entgegnete Elizabeth. »Damit die Kinder etwas zu tun haben, wenn sie wegen des schlechten Wetters nicht nach draußen können. Meine Schwester und ich haben den Eiweißtrick früher oft ausprobiert, um herauszufinden, welche Berufe unsere zukünftigen Ehemänner wohl haben würden.«

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