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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich beinahe ein Jahr lang im Krankenhaus, während dieser
Bursche versuchte, mir Knochen einzupflanzen, die nicht anwuchsen — und der
Major zahlte alle meine Unkosten. Als es der Doktor schließlich aufgab, gab mir
der Major den Posten als Bordmechaniker hier.« Sein Gesicht war verzerrt. »Und
nun, nachdem der Major sich mir gegenüber so prima verhalten hat, kann ich nur
lächeln, wenn sie mich Humpelfritze nennen. Sie
können sich doch vorstellen, wie leicht einem Humpelfritzen das Lächeln fällt, nicht wahr, Lieutenant?«
    Wenn
es hierzu etwas zu sagen gab, so wußte ich jedenfalls nicht was und wie ich es
hätte sagen sollen. Ich zündete mir, um irgend etwas zu tun, eine Zigarette an und warf dann einen Blick auf meine Uhr, so als wäre
ich plötzlich überrascht, wie spät es schon war.
    »Na
ja, ich geh’ mal besser ins Haus hinüber«, sagte ich, um einen leicht lässigen
Tonfall bemüht. »Nett, daß ich mich mit Ihnen unterhalten konnte, Cliff. Wir
sehen uns noch.«
    »Ganz
sicher, Lieutenant.« In seiner Stimme lag wieder etwas Eifriges. »Wie wär’s,
wenn ich diese Ventile für Sie in Ordnung brächte?«
    »Nicht
gerade jetzt«, sagte ich, eine Spur zu rasch. »Aber trotzdem vielen Dank für
das Angebot.«
    Ich
ging auf die Vorderfront des Hauses zu, wobei ich das Gefühl hatte, daß sein
kalter, giftiger Blick Löcher zwischen meine Schulterblätter bohrte.
     
     
     

Drittes Kapitel
     
    S ergeant Polnik starrte mich eine ganze Weile
an, nachdem er die Tür geöffnet hatte, wobei sich sein einfältiges Gesicht
gequält verzog. Es störte mich nicht weiter — ich wußte, daß er nachdachte, und
jede Betätigung seines Gehirns löste bei ihm gewaltige körperliche Pein aus.
    »Lieutenant«,
sagte er in zweifelndem Ton, »Sie wollen hier ins Haus kommen, wie?«
    »Stimmt«,
sagte ich mit bewundernder Stimme. »Deshalb habe ich geklopft.«
    »Das
habe ich mir schon gedacht«, sagte er in düsterem Ton. »Ich wußte, es war zu
schön, um anzudauern.«
    Dies
hier würde noch geraume Zeit in Anspruch nehmen, überlegte ich, und da ich
keine Eisenstange hatte, um ihm eins auf den Kopf zu geben, sah ich keinen
Ausweg. »Was?« fragte ich geduldig.
    »Daß
ich hier diesen Fall übernehme, während Sie im Büro des Sheriffs tätig sind«,
sagte er mit dumpfer Stimme. »Das ist der erste Fall, Lieutenant, den ich mit
Ihnen zusammen übernommen habe und bei dem ich zwei schöne Frauenzimmer die
ganze Zeit über zu beobachten habe. Ich dachte mir, daß es nicht andauern
würde.«
    »Jeder
Sergeant hat seinen großen Tag«, sagte ich mitfühlend. »Jedenfalls stehen wir
noch am Anfang dieser Sache, Sergeant. Wer weiß also, wieviel schöne Frauenzimmer noch auftauchen werden, die darauf warten, verhört zu
werden?«
    »Verhört«,
wiederholte er vergnügt, »das ist ein prima Wort anstelle des einen, von dem
meine Alte nicht möchte, daß ich es zu Hause benutze.«
    »Wirklich?«
brachte ich mühsam heraus.
    »Hm.«
Sein keineswegs anziehendes Gesicht verzog sich zu einem noch weniger
anziehenden Lächeln. »Ganz wie Sie sagen, Lieutenant — wer weiß, wieviel Frauenzimmer noch darauf warten, verhört zu werden?
Daran habe ich gar nicht gedacht. Wenn Sie jetzt mit ihnen reden wollen,
Lieutenant, sie sind hinten auf der Terrasse und trinken was.«
    »Nur
die beiden Frauenzimmer?«
    »Nein«,
sagte er sauer, »die drei verrückten Flieger sind auch da. Was, zum Kuckuck,
ist mit dem großen Burschen, diesem MacGregor ,
passiert? Er sieht so aus, als ob ihn ein Lastwagen oder so was überfahren
hätte.«
    »Wirklich?«
sagte ich heiter.
    »Aber
ja. Seine Nase ist ein einziger Mansch — genau wie alles übrige«, brummte Polnik . »Soll ich mitkommen, Lieutenant?«
    »Warum
nicht?« sagte ich einsichtig. »Wenn mehr als ein Frauenzimmer in einen Fall
verwickelt ist, erfordert es die Klugheit, fair zu sein und die Früchte eines
günstigen Geschicks zu teilen.«
    »Eins
muß man Ihnen lassen, Lieutenant«, sagte der Sergeant und strahlte mich an,
»Sie haben ein weites Herz.«
    »Das
ist ja eben, was mir ewig Sorge wegen meines Blutdrucks macht«, brummte ich,
während wir den breiten Korridor entlanggingen.
    Ein
Ellbogen von der Wucht eines Vorschlaghammers bohrte sich in meine Rippen. »Ein
bißchen weniger Verhöre, Lieutenant«, krächzte Polnik vertraulich, »und dann haben Sie überhaupt keinerlei Probleme mehr. Stimmt’s?«
    Als
wir die Terrasse erreichten, die sich vom hinteren Teil des Hauses weg in

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