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Das falsche Opfer

Das falsche Opfer

Titel: Das falsche Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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einem
prächtigen Durcheinander aus Spiegelglas und Terrazzo erstreckte, blieb ich
einen Augenblick an der Schwelle stehen und betrachtete die eng um einen
niedrigen runden Tisch sitzende Gruppe von Menschen. Sally Kramer war ein Bild
weiblicher Eleganz.
    Sie
trag eine weiße Bluse mit Spitzenbesatz, bananenfarbene enge Hosen und eine burgunderfarbene Schärpe um die
Taille. Neben ihr saß ihr Mann, Mitch Kramer, einen düsteren, nachdenklichen
Blick auf dem hübschen Gesicht, und auf ihrer anderen Seite war MacGregor , der genauso aussah, wie Polnik ihn beschrieben hatte — sehr zu meiner Befriedigung.
    Die
schöne und aufreizende Angel saß zwischen MacGregor und Sam Forde . Sie trug Hemd und Hose aus demselben
Stoff, durch den ein goldener Metallfaden gewoben war, so daß sie wie ein
sonniger Tag in Fort Knox funkelte.
    In
scharfem Kontrast zu den schicken Erscheinungen der beiden Frauen waren die
drei Männer noch immer so gekleidet wie am Vormittag.
    Ich
trat auf die Terrasse hinaus, und da meine Schritte laut und vernehmlich waren,
drehte sich die gesamte Gruppe um und beobachtete mich mit steinerner Miene.
    »Guten
Abend, Lieutenant«, sagte Sally Kramer mit kühler Stimme. Ihre rechte Hand
schob mit der bewußten geübten Handbewegung das lange rote Haar aus dem
Gesicht. »Wollen Sie mit Totenwache halten?«
    »Halt
den Mund, Sally!« sagte Kramer mit gepreßter Stimme.
»Ich bin derjenige, der heute morgen in der Maschine
hätte sein sollen, und das möchte ich nicht vergessen.«
    »Liebling!«
Sie legte einen Augenblick leicht die Hand auf seinen Unterarm. »Du kannst dich
doch unmöglich für Reds tragischen Tod verantwortlich
fühlen — das wäre einfach lächerlich.«
    MacGregor starrte mich aus rotgeäderten Augen an. »Wollen Sie
sich noch einmal mit mir einlassen, Lieutenant?« Seine Stimme klang vom Alkohol
belegt und häßlich. »Das nächstemal wird die Sache
anders ausfallen — gänzlich anders!«
    »Im
Augenblick suche ich einen Mörder, alter Knabe«, sagte ich freundlich.
»Vielleicht entsprechen Sie der Personalbeschreibung?«
    Angel
lächelte plötzlich, und ihre dunkelblauen Augen lachten mich aus — lachten auch
die anderen aus —, wahrscheinlich die ganze Welt, soweit ich das beurteilen
konnte.
    »Sie
dürfen die Totenwache nicht stören, Lieutenant«, sagte sie mit ihrer heiseren
Stimme, deren rauhe Untertöne mir einen plötzlichen
Schauer des Verlangens den Rücken herunterjagten. »Wir sitzen nur da, betrinken
und betrauern den Verlust eines erstklassigen Piloten. Wir sind genau mitten in
der >Guter-alter- Red <-Tour. >Erinnere dich,
damals als wir sechstausend Meter hoch flogen und als plötzlich zehn von ihnen
geradewegs aus der Sonne geflogen kamen< und so weiter und so weiter. Wenn
Sie...«
    »Es
ist nicht komisch, Angel«, sagte Sam Forde wütend. » Red war unser Kamerad, vergiß das
ja nicht! — Und uns geht einfach der Sinn für Humor ab, um die Sache so zu
betrachten.«
    »Mir
auch«, stimmte ich zu. »Und ich bin auch nicht gekommen, um an der Totenwache
teilzunehmen, sondern um Fragen zu stellen.«
    »Holen
Sie sich einen Stuhl, Lieutenant«, sagte Angel leichthin. »Seien Sie Mitchs
Gast.« Ihre Augen hatten noch immer einen spöttischen Ausdruck, der zwischen
Ironie und Herausforderung lag. »Darf ich Ihnen etwas zu trinken geben?«
    »Jetzt
nicht, danke«, sagte ich ernsthaft. »Ich bin etwas eigen, was die Gesellschaft,
in der ich trinke, anbetrifft.«
    »Wir
auch«, knurrte MacGregor . »Ich würde mit einem
Mistkerl wie Ihnen nicht einmal trinken, wenn...«
    »Halt
die Klappe, Stu !« sagte Kramer eisig. »Siehst du denn
nicht, daß der Lieutenant uns herausfordern will?«
    »Um
Himmels willen!« sagte Sally Kramer müde. »Wollt ihr nicht einmal in eurem
Leben alle versuchen, euch wie Erwachsene zu benehmen — anstatt immer die zu
groß geratenen Halbwüchsigen zu spielen? Stellen Sie Ihre Fragen, Lieutenant,
und ich werde versuchen, sie anstelle dieser Ex-Helden zu beantworten, wenn sie
das nicht selber tun wollen.«
    »Ich
wüßte gern einige Details über diese Lustbarkeit, die da heute
morgen organisiert wurde«, sagte ich zu ihr. »Findet so etwas öfter
statt?«
    »Ich
habe es Ihnen doch heute morgen schon gesagt«, fuhr
mich Kramer an. »Es war eine Wiedersehensfeier — wir haben zusammen den
Weltkrieg mitgemacht und waren auch zusammen in Korea. Wir kommen gern zusammen
und fliegen ein bißchen — und trinken und unterhalten uns hinterher

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