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Das Feenorakel

Titel: Das Feenorakel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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den attraktiven Mann, zu dem er in den letzten Jahren gereift war.
    Bevor sie sich jedoch aus seiner Umarmung befreien und die Sache ein für alle Mal klären konnte, hörte sie ein Räuspern.
    Tom ließ sie widerstrebend los und drehte sich um. «Hi Stefan, du bist noch da?» Er wies auf Alva und stellte sie vor. «Sie wohnt ab heute im Capulet-Zimmer .»
    Stefan, der mit verschränkten Armen neben dem Durchgang zur Küche lehnte, musterte sie schweigend. Er sah im landläufigen Sinne gut aus, schien sich aber wenig daraus zu machen. Hätte sie ihn beschreiben sollen, dann wäre ihr nicht mehr eingefallen als eine schlanke Gestalt und ein ebenmäßiges Gesicht. Auch das kurz geschnittene, blonde Haar war nicht weiter bemerkenswert. Wäre dieser misstrauische Blick nicht gewesen, hätte sie ihn wahrscheinlich als nett, aber langweilig bezeichnet.
    Als hätte er auf etwas gewartet, das nicht eingetreten war, stieß Stefan sich schließlich von der Wand ab und hielt ihr die Hand hin.
    Alva erwiderte die Begrüßung und ließ es sich überrascht gefallen, dass er sie ganz dicht an sich zog und etwas in ihr Ohr flüsterte, das klang wie: «Wenn Romeo das Interesse verliert, kannst du dich jederzeit an mich wenden.»
    Schnell entzog sie sich seiner Umarmung und machte einen Schritt zurück. Diese plötzliche Intimität mit einem Fremden war ihr unangenehm. Dass sie in Toms Armen landete, war weniger schlimm, auch wenn die besitzergreifende Geste, mit der er seine Hände auf ihre Schultern legte, ihr ebenfalls nicht besonders behagte.
    Tom hatte nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass es viele Frauen in seinem Leben gab, und Alva wäre niemals auf die Idee gekommen, ihn als Romeo zu bezeichnen. Wenn überhaupt, hielt sie es für weitaus wahrscheinlicher, dass er Casanova zu seinen Vorbilder zählte.
    Nach dem Kuss musste es für Stefan natürlich so aussehen, als sei Alva seine neueste Eroberung, und vielleicht spekulierte er darauf, ihr nächster Liebhaber zu werden, sobald Tom sich neuen Abenteuern zuwandte. Sie kam sich plötzlich sehr jung und hilflos zwischen den beiden Männern vor, weil sie sich überhaupt keinen Liebhaber wünschte, sondern nur etwas Nähe. Einen Freund.
    Dankenswerterweise half ausgerechnet Tom ihr aus der Verlegenheit, in die er sie gebracht hatte, indem er sie an Stefan vorbei in ein Zimmer schob.
    Sofort vergaß Alva alles andere. Hatte sie eben noch überlegt, wie sie umgehend etwas Eigenes finden konnte, hoffte sie nun, möglichst lange hierbleiben zu dürfen. Sie musste darüber lachen, wie stark sich das Zimmer von ihrem Lackkästchen in ihrem Elternhaus unterschied. Aber sie fand es wunderschön. Der größte Teil des lichtdurchfluteten Raums wurde von einem riesigen Himmelbett mit duftigen Vorhängen beansprucht. Ein Tisch aus dunklem Holz, zwei unterschiedliche Stühle und ein leeres Bücherregal neben dem Kamin, der noch zu funktionieren schien, daraus bestand die gesamte Einrichtung. Vor den Fenstern hingen leichte Gardinen, in denen der Wind spielte, als Tom die Balkontür öffnete. Draußen war gerade genug Platz für zwei Personen, aber Alva überlegte bereits, welche Pflanzen in den noch leeren Blumenkästen gedeihen würden. Sie ging an Tom vorbei und sah in den kleinen Innenhof hinab, in dem das Cabrio mit ihren Habseligkeiten stand. Ein Baum streckte seine Zweige weit aus, und sie zupfte ein Blatt ab. «Ich wette, man könnte über diesen Ast ohne Weiteres auf den Balkon klettert.»
    «Das Zimmer gefällt dir!» Tom klang erleichtert.
    «Es ist wunderbar, nur noch ein bisschen Farbe ...»
    «Auf keinen Fall!»
    Alva lachte und ging wieder hinein, die Tür ließ sie offen. «Keine Sorge. Es ist perfekt, wie es ist. Wohin geht es da?»
    Stefan kam mit einer Flasche Wein und drei Gläsern herein und wies mit dem Kinn auf eine unauffällige Tapetentür. «Du meinst das Verlies?»
    «Unfug, das ist ein ganz normaler begehbarer Kleiderschrank. Aber es wundert mich nicht, dass du mit dem Konzept nicht vertraut bist.» Tom wandte sich an Alva. «Außer dieser Jeans und ein paar geborgten T-Shirts besitzt er nämlich nichts, wofür man einen Schrank bräuchte, nachdem ihn seine letzte Freundin vor die Tür gesetzt hat.»
    Ein Schatten huschte über Stefans Gesicht und er wandte sich ab, um den Wein einzuschenken. «Du musst zugeben, dass das Kabuff merkwürdig ist. Und warum jemand ein Bett im Schrank haben sollte, entzieht sich auch meinem Verständnis.»
    «Wie vieles!» Doch Tom

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