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Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1

Titel: Das ferne Leuchten - das Marsprojekt ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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die Triebwerke startete, wussten sie alle, dass es nun kein Zurück mehr geben würde.
    Sie hatten zu viert mit Müh und Not Platz in der schmalen Kanzel. Ronny saß ganz vorn, Elinn hinter ihm, dann Ariana und schließlich Carl ganz hinten. Ronny war der Einzige, der so etwas wie einen Sitz hatte, die anderen mussten sich irgendwie zwischen den Streben und Montageösen festhalten.
    Niemand in der Station schien bemerkt zu haben, wie sie sich von der anderen Seite an das Marsflugzeug angeschlichen hatten und eingestiegen waren, rasch und verstohlen. Carl hatte Ronny im Auge behalten, aber der ging die Instrumente durch, prüfte die Beweglichkeit der Querruder und Seitenruder, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan, als solche Flugzeuge zu fliegen. In gewissem Sinn stimmte das auch, denn die Simulatoren, die in der Siedlung zur Verfügung gestanden hatten, waren keine Spielzeuge, sondern genau dieselben Programme, mit denen auch Raumfahrer und Piloten auf der Erde trainierten.
    Auch jetzt steht es schon wieder aufgetankt und bereit für den letzten Flug. Das hatte Yin Chi gesagt. Und dass es eine Nutzlast von zweihundert Kilogramm tragen konnte, was mehr war, als sie alle vier selbst mit Raumanzügen wogen.
    Die Turbinen waren verblüffend leise. Vielleicht lag es daran, dass sie so weit von der Kanzel entfernt waren. Man spürte sie eher, als dass man sie hörte, ein feines Vibrieren der Flugzeugkonstruktion. In der Station hörte man sie wahrscheinlich nicht, denn Schall hatte es sehr schwer in der dünnen Marsatmosphäre.
    Jetzt. Jetzt ging es los. Ronny drehte noch einmal den Kopf, wartete, dass Carl zustimmend nickte, dann löste er das Katapult aus.
    Der Stoß in den Rücken war härter, als sie erwartet hatten. Ariana fiel gegen Carl, Elinn gegen Ariana, und draußen wurde die Umgebung schneller und schneller. Ihre Hände griffen umher, suchten nach neuem Halt. Das Marsflugzeug bebte, die Räder des Katapults kreischten nervenzerfetzend, und weit draußen wackelten die Spitzen der gewaltigen Flügel auf und ab, als wollten sie abbrechen.
    Das war anders als mit jedem Simulatorprogramm. Jetzt hing alles davon ab, dass Ronny die Nerven behielt.
    Niemand bezweifelt, dass du alles wirst fliegen können, was Flügel hat, sobald man dich nur lässt, hatte Yin Chi zu ihm gesagt.
    Carl musste zum wer weiß wievielten Male an das Gespräch mit Yin Chi denken, das sie in einem kleinen Lagerraum zwischen Regalen und blauen Normcontainern geführt hatten. Der Vorteil eines Gesprächs unter vier Augen, hatte der Leiter der asiatischen Marsstation eindringlich gesagt, ist, dass sich später jeder so daran erinnern kann, wie es ihm passt, und niemand ihm das Gegenteil beweisen kann.
    Carl hatte genickt, noch ohne zu verstehen, was der Chinese damit sagen wollte. Dann hatte Yin Chi hinzugefügt: Ich kann euch das Flugzeug nicht geben. Aber wenn es plötzlich davonfliegen sollte, kann ich sagen, lasst sie. Verstehst du? Verstehst du, was ich damit sagen will?
    Da hatte Carl verstanden. Yin Chi machte ihm den Vorschlag, das Marsflugzeug zu stehlen, um ins Daedalia Planum zu fliegen.
    Da vorn kam die Felskante immer näher, schoss heran, dass einem angst und bange werden konnte. Carl hielt den Atem an. Ronny saß immer noch ruhig auf seinem Sitz, den Steuerstick in der Hand.
    Kann Ronny wirklich ein Flugzeug fliegen? hatte Yin Chi besorgt gefragt. Immerhin ist er erst zwölf Jahre alt. Zwölf, du meine Güte…
    Aber er ist ein Marskind, hatte Carl spontan erwidert. Ja, ich glaube, er kann es wirklich.
    Jetzt würde es sich zeigen. Er starrte geradeaus, auf das horizontweite Tal, das sich vor ihnen auftat wie ein gähnender Grund, und er hätte den Blick nicht davon abwenden können, wenn er es gewollt hätte. Er hielt den Atem an, würde nicht mehr atmen, solange er es nicht wusste. Ein klackendes Zittern unter ihnen, als sich die Verriegelung des Katapults löste. Der Horizont vorn kippte nach unten, der Boden schwand weg, plötzlich war nur noch Ruhe um sie herum.
    Ronny konnte es wirklich!
    Carl atmete aus, dann schaltete er sein Funkgerät ein, auf schwächste Stufe. »Super, Ronny!«, sagte er.
    »Wollten wir nicht Funkstille halten?«, meldete sich Ariana.
    »Stufe null müssen wir jetzt riskieren, glaube ich«, sagte Carl. »Der Flug wird einige Stunden dauern, und wir müssen uns verständigen können.«
    Das Flugzeug legte sich in eine weite Kurve nach Süden. Es war atemberaubend, hinauszusehen über die

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