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Das Fest der Zwerge

Das Fest der Zwerge

Titel: Das Fest der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Polzin
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hatte, war aufgesprungen und hatte seinen Zweihänder gezogen. Er war groß und breit und trug einen Schuppenpanzer, ebenso wie seine vier Begleiter. Schwerter blitzten im Schein der Leuchten auf; auf dem Tisch stand ein Tonkrug, der Rand schimmerte grausilbern.
    »Ihr Diebe!«, schmetterte Boïndil ihnen triumphierend entgegen. »Haben wir euch erwischt! Dachtet wohl, ihr könntet einfach ungesehen in unsere Heimat marschieren, das Felsöl stehlen und euch wieder davonmachen, was?« Er schüttelte wahnsinnig grinsend den Kopf. »Nein, nein, ihr langen Elende. Vraccas hatte etwas dagegen: uns nämlich!« Er sprang vor und schlug nach dem erstbesten Mann – als sich wie aus dem Nichts eine Zweihänderaxt in die Bahn der Beilklinge schob und sie spielend leicht abfing. Es klirrte metallisch und laut, der Ton hallte in dem kahlen Zimmer einige Lidschläge lang nach.
    Zwischen den Männern hatte sich ein unglaublich kräftig gebauter Zwerg nach vorne geschoben. Sein bärtiges Gesicht war mit dunklen Runentätowierungen versehen, er trug ein zusätzlich mit Platten verstärktes Kettenhemd und einen schweren Helm, auf seinen Panzerhandschuhen glänzten Klingen. Er bleckte die Zähne und schob Ingrimmsch mit dem Axtkopf nach hinten gegen seinen Bruder.
    »Ein Dritter!« Boëndal fing Ingrimmsch auf, der sich von seiner Überraschung erst erholen musste.
    »Jawohl, ein Dritter«, lachte der gegnerische Zwerg und ließ die Doppelaxt rotieren. »Es freut mich, dass ich so rasch schon Blut der Zweiten vergießen darf! Mein Name ist Brandogos Langaxt aus dem Clan der Zweitenhasser.« Er wandte sich zu den Männern um, die sich nach wie vor bereithielten anzugreifen. »Ihr haltet euch zurück.«
    Boëndals erster Gedanke war: Weg von hier! Nicht, weil er vor der Auseinandersetzung mit dem Dritten zurückschreckte, sondern weil die Zweiten erfahren mussten, was sich in dem Stollen abspielte.
    Brandogos stieß spielerisch mit dem Axtkopf nach Ingrimmsch, und dieser wehrte ihn mit einem Schnauben ab. »Ho, was wollt ihr nun tun, ihr hässlichen Brüder? Abhauen und Alarm schlagen? Oder euch mit mir messen, auch wenn es nur ein sehr kurzes Vergnügen für mich wäre? Ich schlage schmächtige Kriegerlein wie euch schneller zu Brei, als eine Goldmünze benötigt, um vom Tisch auf den Boden zu fallen.« Er hatte Boëndals Gedanken offenbar erraten und machte einen Schritt auf sie zu. Dieses Mal hielt er die Axt angriffsbereit.
    Ingrimmsch übernahm es, die Antwort zu geben. »Ich töte dich, mein Bruder kümmert sich um die ehrlosen Menschen an deiner Seite, und danach gehen wir zum König und berichten, was geschehen ist.« Er stieß ein lautes Lachen aus. »Vraccas ist mit mir!« Mit diesen Worten griff er Brandogos an und trieb ihn vor sich her durch den Raum.
    Boëndal schwang den Krähenschnabel und drang auf die Menschenkämpfer ein. Die Entscheidung war – wie so oft – von der Kampfeslust gefällt worden, bevor die Vernunft Einhalt gebieten konnte.
    Brandogos wehrte die wütenden, schnellen Attacken der Beile mit Axtblatt und Stiel ab und lachte Ingrimmsch dabei aus. Es machte ihm Spaß, den Krieger herauszufordern und anzustacheln.
    Ingrimmsch tat ihm den Gefallen und vergrößerte seinen Eifer, bis er mit einem grimmigen Lächeln bemerkte, dass Brandogos aufgehört hatte zu grinsen. Der Dritte atmete jetzt rasch, die Anstrengung ließ ihn schweigsam werden. Es verwunderte den Zwilling, dass sein Feind noch keinen Ausfallschritt unternommen hatte, um die Angriffsserie zu unterbrechen. Lockte er ihn mit Absicht in den hinteren Teil des Raumes?
    Ingrimmsch löste sich von Brandogos und hielt die Waffen gegen den Zwerg gereckt. »Was ist? Hast du keine Lust mehr, dich zu schlagen?«
    Boëndal war es ein unvermutetes Leichtes, sich gegen die Überzahl durchzusetzen. Wo immer er hindrosch, die Männer wichen ihm aus. Ein schmerzender Schlag traf ihn am Oberarm, doch Schlimmeres richtete das Schwert auf den Kettengliedern nicht an. Die Seite seines Krähenschnabels mit der unterarmlangen, gebogenen Spitze dagegen würde sich durch alles bohren, was sie traf.
    Aber den Gefallen, sich von ihr durchlöchern zu lassen, taten die Gegner Boëndal nicht. Es hatte etwas von Hühnerscheuchen. Und das weckte einen Verdacht. Er sah zu seinem Bruder hinüber.
    Brandogos führte die Doppelaxt jetzt zum Gegenangriff. Es war erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit er eine derart schwere Waffe bewegen konnte.
    Sie traf Ingrimmsch einige Male am

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