Das Feuer das am Nächsten liegt
lächelte und höfliche Gesten zu ihnen machte wie eh und je.
„Um Himmels willen, Yolo – was ist mit dir los?“ sagte Sam.
„Du – wir brauchen dich …“ sagte Karin. „Wir möchten dich nicht mitnehmen, wenn du lieber bleiben willst, aber es ist so schwierig …“
„Hast du … deinen Freund gesucht?“ fragte Lisa.
Da sah ich sie, meine echten Freunde, und dachte an Tsorl und an Scott Gale und an alles, was geschehen war. Ich hätte auf dem Deck zusammenbrechen können aus Angst vor den Dingen, die ich wußte und nicht erzählen konnte.
„Sprich nicht!“ befahl die Ningan, „Wir wollen sehen, was für eine gute Dolmetscherin du bist.“
Sie erhob sich und richtete sich formell an das Team.
„Ich, die Oberhofmeisterin der Pentroys habe für Euch schlechte Nachrichten über Eure Helferin Yolo Horn.“
Es machte nichts aus. Ich konnte ihnen nicht mehr oder weniger sagen, als die Ningan wünschte. Der Laufsteg war hochgezogen worden, und das Schiff hatte genug Dampf, um von dem Kai abzulegen. Vasallen standen in Reih und Glied an der Reling; die Pfeife an dem hohen Mastschornstein pfiff munter, und Dampf puffte aus seinem Mund. Eine Anspielung auf meine Begegnung mit Scott Gale und die Lügen der Nigan zu machen, würde meine Freunde wütend und verwirrt machen. Sie konnten nicht entfliehen. Ich warf meinen Kopf in den Nacken und übersetzte, so gut ich konnte.
„Yolo Horn ist eine entflohene Gefangene. Sie wurde zu zehn Jahren Gefängnis wegen Verwundung eines Grubengefährten verurteilt. Sie wurde nach Itsik geschickt, dem Ort für Gefangene, die sich schlecht aufgeführt hatten.“
So hörten sie zum erstenmal von meiner Schande, und ich sah an den Gesichtern meiner Freunde, daß sie sich mitleidig und verwirrt verfinsterten. Sam gelang es, einige Worte einzulegen.
„Ist das wahr?“
„Ja, Sam, das ist wahr“, fügte ich am Ende der Worte der Ningan hinzu.
„Ach, Yolo, warum hast du uns das nicht erzählt?“ sagte Karin.
Die Ningan zischte, um sich Ruhe zu verschaffen, als sie zu reden begann.
„Diese Fortgelaufene darf nicht in der Nähe unserer Ehrengäste bleiben. Sie wird als Gefangene behandelt werden.“
Sam räusperte sich.
„Sag der Ningan, daß du … daß Yolo Horn uns soviel geholfen hat … daß wir ihre Dienste brauchen …“
Er brauste auf: „Verdammt noch mal, Yolo. Du hättest es nicht darauf ankommen lassen sollen!“
Ich übersetzte den ersten Teil dessen, was er gesagt hatte, und fügte schnell hinzu: „Bitte Sam … tu das, was sie verlangt …“
„Yolo Horn gehört zu uns“, sagte die Ningan. „Wir können sie zum Übersetzen gebrauchen, wenn es nötig ist. Schließlich werdet Ihr die Gelegenheit haben, mit Eurem Freund Escott Garl zu sprechen.“
Ich übersetzte das alles und spürte, daß die Ningan mich dabei anblickte. Ich hatte plötzlich mehr Angst denn je zuvor. Wußte sie, wo ich gewesen war? Ahnte sie, daß ich ihre Lügen durchschaute?
„Das reicht“, sagte die Ningan. „Kein Wort mehr!“
Ihre Hand bewegte sich, und ich fühlte, wie die schwarze Schnur ihrer Peitsche sich um meine Kehle schlang. Ich hörte den empörten Ausruf der Menschen; Sam begann zu protestieren, aber Lisa legte die Hand auf seinen Arm. Es war die erste Gewalttätigkeit der Ammur Ningan, die erste wirkliche Drohung, die sie gesehen hatten.
„Bringt sie nach unten!“ befahl Ammur.
Die Vasallen führten mich über das Deck an der Heizanlage der Mannschaft vorbei nach unten. Ich schaute zurück und sah, daß die Ningan mit Sam, Lisa und Karin sprach und sie in ihre Kabine schickte. Ich sah, daß wir aus der Hafenmündung ausliefen, am alten Turm der Tsatroys vorbei; ich warf einen letzten Blick auf die Küste mit dem glitzernden silbernen Luftschiff zwischen den Bäumen und den Kerzenfunkeln im Lager von Mital Gullan. Ich sah die neblige See vor uns, versilbert dort, wo die Ferne Sonne durch die Wolken schien. Dann war ich unter Deck und wurde in ein dunkles, nach Salz riechendes Loch am Ende des Schlafsaals geschubst.
Ich hörte die bewegte See um mich herum gurgeln, als ich mich auf die harten Planken setzte. Ich dachte an die Pentroy-Vasallen und die Mannschaft von Mattroyan und fragte mich, wer von ihnen mich als Dohtroy-Kleine gekannt und mich der Ningan verraten hatte. Es war etwas, das ich niemals feststellen konnte. Ich versuchte nicht an den Gesichtsausdruck meiner Menschenfreunde zu denken. Ich hatte sie enttäuscht.
Die Esnar fuhr sehr
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