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Das Feuer das am Nächsten liegt

Das Feuer das am Nächsten liegt

Titel: Das Feuer das am Nächsten liegt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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armen Leute von Itsik genauso aufregend wie der der Wesen aus einer anderen Welt. In der Tat überzeugte sie meine Anwesenheit davon, daß die Menschen harmlos waren. Sie kamen aus ihren Schlafhäusern mit ihren verschlissenen Galagewändern und bildeten ein Spalier für die Parade. Sie stimmten einen Gesang an: „He, Kleine … Nahoo, Yolo Horn … sind deine Teufel zahm? Was können wir zu ihnen sagen? Haben sie deine Seele gestohlen? Können sie fliegen?“
    „Frieden, Freunde!“ rief ich. „Sagt meinen neuen Herren ‚Willkommen’. Es sind gute Leute, und sie kommen in Frieden. Ja … natürlich bekam ich gutes Essen! Frischen Fisch, keinen Napf mit Ledereintopf. Nein, ich bin aus Fleisch und Blut und kein Geist!“
    Sogar die Vasallen, die nur selten die Erfahrung machten, durch eine freundliche Menge zu schreiten, genossen es. Sam, Lisa und Karin ahnten, was vor sich ging, und winkten der Menge zu. Das Begrüßungswort wanderte von Lippe zu Lippe und zugleich das Abwehrzeichen, es wurde von da an zu der Art, die Menschen zu begrüßen. Sie wurden überall auf Torin, wohin sie gingen, „Willkommen“ oder „Villkim“ empfangen.
    So kamen wir heiter genug in die erste Einfriedung, und ich fühlte mich erleichtert, als wir sie wieder verließen. Ich hatte halb geglaubt, daß wir in ein Sondergehege gesteckt würden, rechts neben den Krankenhäusern. Es gab noch immer kein Zeichen von Gwell Nu, und ich dachte mir, daß sie schlief oder einen schwierigen Fall behandelte.
    In der Einfriedung, die wir gerade durchschritten hatten, wurde nicht gearbeitet: die Gerberei und die Raffinerie waren geschlossen. Ebenso verhielt es sich in der zweiten Einfriedung: die Bara-Plantage war leer und still, die Häuser der Wächter waren ruhig Auf dem größeren Haus des Schwarzbosses hing eine neue Pentroy-Flagge; ich überlegte mir müßig, was für ein Blutsverwandter er wohl von dem Großen Ältesten sein mochte. Sie waren ungefähr gleichaltrig, aber der eine war nur ein Halbblut, seine Mutter eine Hausdienerin, und kein Grande. Vielleicht waren sie als Kinder in den Häusern der Granden herumgelaufen. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich gezittert hätte, vor den Schwarzboß, den sogenannten „Ältesten von Itsik“, zu treten, aber jetzt war ich gezwungen, mich zu diesem edlen Halbvetter zu begeben, und ich fürchtete mich vor der Begegnung noch wesentlich mehr.
    Ein Teil der Palisade zwischen der zweiten und dritten Einfriedung war wieder errichtet worden; der Offizier an der Spitze klopfte an das große zweiflüglige Tor aus Holz und gefärbten Fellen, und es wurde von innen geöffnet. Die dritte Einfriedung war eigentlich gar keine Einfriedung, denn sie besaß nur ein oder zwei leichte Zäune, die sie von der roten Straße und dem ausgedorrten staubigen Land trennten. Einst war es ein angenehmer Ort zu Itsik gewesen, mit einigen Wächterhäusern und Rotholzbäumen, um daran die Weberzelte aufzuspannen und die alten Wollhirsche anzubinden. Jetzt war kaum noch ein Baum zu erblicken, die Weber waren mit den Tieren verzogen und hatten eine Art Grasfeld zurückgelassen.
    Das schwarze Zelt breitete sich so weit und hoch aus, daß es einen Schatten auf die Welt warf. Es war fünf-, zehnmal so groß wie das blaue Zelt der Menschen und von einem Luxus, von dessen Dasein ich kaum etwas wußte. Wir sprechen in Torin von Vorhangwänden an Steingebäuden, an denen das Steinwerk stoffähnlich gemacht wird. Hier standen die echten Vorhangwände eines Herrschers von Torin, segeltuchfest und weich wie Vlies, die in so tiefen Falten herabhingen, daß sich ein Kind darin hätte verstecken können. Die Ränder der Falten waren mit Seide und dunklen Brillanten verbrämt, und die Säume waren, wo sie über den Boden schleiften, mit graumetallenen Ketten beschwert und mit Symbolen und Blättern verziert.
    Das Dach schrägte sich und glänzte im Morgenlicht; es bestand aus glasiertem Tuch, so daß der Regen abfließen konnte. An seinen Spitzen und Ecken ragten die Zeltstangen wie riesige Lanzen auf, die in Graumetall eingefaßte Edelsteine krönten. Das Zelt hatte zehn oder fünfzehn Wände; es war schwierig, seine wirkliche Größe zu kennen, es sei denn, man flöge darüber. An der Eingangswand hingen die Embleme und Farben der Fünf Adligen Clans von Torin, die sogar ich inzwischen kannte. Drei Knoten auf schwarzem, grauem und grünem Hintergrund für die Pentroys, Stern und Spindel auf dunkelrotem und weißem Hintergrund für die

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