Das Feuer Kabals
Ende des Ganges, wo die Gemächer für besondere Ehrengäste lagen. Eine Adeptin wurde angewiesen, sich um sein Wohlbefinden zu kümmern.
»Versuch dich etwas auszuruhen! Wer weiß, wann wir wieder dazu kommen!«, sagte Faunus und verabschiedete sich.
Die Priesterin, die sie hergeführt hatte, geleitete Seraphia den Gang hinab. Sie wurde immer nervöser, als sie beinahe die Gemächer der Hohepriesterin erreicht hatten.
Hier bei ihr soll ich jetzt wohnen?
Die Ordensschwester öffnete eine breite Tür zur Linken und überreichte ihr den Schlüssel. »Es steht alles bereit. Habt Ihr einen Wunsch? Kann ich Euch bei irgendetwas behilflich sein?«
»Vielen Dank, aber ich komme schon zurecht. Ihr habt sicher wichtigere Verpflichtungen. Ich danke Euch für alles!«
Die Priesterin verneigte sich und ging. Seraphia betrat ihre neuen Zimmer.
Alles war fremd.
Sie entdeckte ihre persönlichen Sachen in drei großen Truhen. Ein Stapel daneben enthielt ihre Wandteppiche und das Übrige aus ihrer alten Wohnung. Sie sah sich im Raum um. Auch hier brannte das ungewöhnliche Licht, das den Gang draußen erhellte. Sie entdeckte aber auch Kerzenleuchter und Öllampen. Es sah ähnlich aus wie bei der Hohepriesterin. Ein Kamin, ein Schrank, einige Truhen, vier Sessel, ein Tisch, eine Anrichte mit feinem Porzellan und Kristallglas. Die gleichen hochwertigen Möbel. Die Decke wölbte sich hoch und Tropfsteine hingen herab. Beruhigt stellte sie fest, dass es sich auch hier nur um Verzierungen handelte, die die Steinmetze angebracht hatten. Auf der Anrichte stand sogar Brot, Obst, Wasser und Wein bereit. Seraphia goss sich einen Becher Rotwein ein und leerte diesen in zwei durstigen Zügen. Es war der gleiche köstliche Wein, den sie in den Gemächern der Hohepriesterin genossen hatte.
Sie lachte vergnügt.
Es waren drei Türen zu erkunden. Seraphia stellte den Becher ab und öffnete die erste Tür auf der rechten Seite. Dahinter lag ein Raum mit Kamin, der einen Schreibtisch, einen großen Schrank und zwei mit Büchern und Schriftrollen gefüllte Regale enthielt.
Ein riesiges Arbeitszimmer nur für mich!
Sie kehrte in das Wohnzimmer zurück und öffnete die Tür, die dem Eingang gegenüberlag. Ein Bett mit vier hohen Säulen und weichen Fellen darauf stand in der Mitte des Raums. Ein Kleiderschrank, zwei Truhen und ein Schminktisch mit Spiegel und einem Hocker davor ließen sie vergnügt quieken.
Der Kamin ist groß genug für ein ganzes Haus!
Eine weitere Tür führte aus dem Raum heraus. Seraphia trat hindurch und hielt sich die Hände vor den Mund. In den Boden eingelassen war ein Becken, kunstvoll gearbeitet, wirkte es wie ein natürlicher Teich. Es war ungefähr oval geformt und maß fünf Schritt in der Breite. Das Wasser war klar und Luftblasen stiegen von einem Zulauf aus an die Oberfläche. Aus gläsernen Kugeln unterhalb des Wasserspiegels erleuchtete ein fluoreszierendes Licht sanft den Raum. Man konnte in das Becken über ein paar Stufen bequem hinabsteigen. Auf einem Regal lagen Handtücher bereit, ein Kamin war in einer wie natürlich aussehenden Nische der Wand eingelassen. Seraphia fühlte sich wie in einem Traum. Sie hatte zuvor zwei Zimmer gehabt, die sie immerhin mit niemandem teilen musste, was ein Privileg ihrer Stellung war. Jetzt fühlte sie sich wie eine Märchenprinzessin! Sie tanzte durch den Raum und lachte kindisch, bis sie einen zweiten Ausgang erreichte.
Noch mehr Zimmer?
Ein kleiner Flur führte zu zwei anderen Durchgängen, wovon einer Zugang zum Empfangsraum gewährte. Die nächste Tür im Flur öffnete sich zu einem kleinen Zimmer mit Bett, Schrank, Truhe, einem Schreibtisch und einer Sitzecke. Auch hier war ein Kamin eingelassen.
Ein Gästezimmer?
Sie stand eine Weile im Türrahmen und lachte zum hundertsten Mal. Noch heute Morgen hatte sie solch ein Zimmer als Zuhause bezeichnet. Sie setzte sich auf die Bettkante und rieb sich müde über die Augen, als die Aufregung von ihr wich. Bilder blitzten auf. Dieser Tag war einfach zu ereignisreich gewesen. Ihre Beine taten weh und sie hatte schmutzige Füße. Sie strich sich über die Fußsohlen. Sie hatte seit Jahren so weiche Füße wie ein Neugeborenes. Das Pentacut schützte sie vor jeder Verletzung besser als ein paar Lederstiefel. Eigentlich hatte sie Schuhe in den letzten Jahren nur aus Gewohnheit getragen. Sie rieb sich die schmerzenden Waden und überlegte, wo ihre Kleidung sein mochte. Zurück im Wohnzimmer entdeckte sie ihre Sammlung
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