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Das Feuer und die Rose

Das Feuer und die Rose

Titel: Das Feuer und die Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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Symbole. Sie waren hier und auf der Hochebene in den Fels gemeißelt worden und existierten an keinem anderen Ort auf Vulkan – weder irgendwo sonst auf dem Festland noch in alten Aufzeichnungen und auch nicht in den Erinnerungen der Nachfahren jener, die vor der Geschichtsschreibung lebten. Dennoch kannte man die Bedeutung der uralten Symbole. Die alten Meister hatten sie lange und intensiv studiert, um sie zu verstehen. Dieses Wissen wurde nun von einer Generation an die nächste weitergegeben, jedoch nur innerhalb eines kleinen Kreises aus Eingeweihten.
    Man hatte argumentiert, dass es der Logik widerspräche, solche Informationen allein den Meistern zugänglich zu machen. Die Idee des Privilegs trotze den Rechten der Bürger in einer freien Gesellschaft. T’Vora stimmte dem zu, doch sie war nie darum gebeten worden, ihre Meinung öffentlich kundzutun. Außerdem wusste sie, dass die Bedeutung der altertümlichen Symbole für die moderne vulkanische Gesellschaft wenig Relevanz hatte. Die Buchstaben erzählten keine Geschichte, boten keinerlei Erkenntnis und enthielten so gut wie keine Informationen über diejenigen, die sie in den Fels gemeißelt hatten. Sie drückten lediglich deren egozentrische Hingabe an ihre eigenen Leidenschaften aus. Dieser Aspekt ihrer Existenz hatte sie jedoch überdauert, und sein Einfluss auf die vulkanische Geschichte war bereits vor langer Zeit verstanden worden. Die Auswirkungen unkontrollierter Begeisterung, die beinahe zur vollständigen Selbstauslöschung einer gesamten Kultur geführt hatte, war während der Zeit des Erwachens ausreichend dokumentiert worden.
    Vor sich spürte T’Vora die heiße trockene Luft, die von ihrer Nähe zu der von Lava durchzogenen Ebene zeugte. Bald würde sie wissen, ob sie erfolgreich gewesen war. Nachdem sie ihr gesamtes Erwachsenenleben damit verbracht hatte, Anwärter bei ihrem
Kolinahr
zu unterstützen, zweifelte sie nicht an ihren Stärken und Fähigkeiten. Und nun, da sie über neun Zyklen mit Spock gearbeitet hatte, zweifelte sie auch nicht mehr an seinen Bemühungen als Anwärter. Doch die Angelegenheit würde wie immer nichts mit ihren Bemühungen zu tun haben. Stattdessen würde der Entschluss von ihrem gemeinsamen Urteil abhängen. Hatte Spock richtig gehandelt, als er sein Gesuch stellte, und hatte T’Vora die richtige Entscheidung getroffen, indem sie es akzeptierte? War ihre zweite Entscheidung ebenfalls weise gewesen, als sie seine Kandidatur nach der Hälfte des Prozesses überdachte und ihm erlaubte, fortzufahren? Man konnte es in einer einfachen Gleichung zusammenfassen: Wenn ihr geteiltes Urteil weise war, würde Spock das
Kolinahr
erlangen; wenn nicht, dann würde er es nicht.
    Als T’Vora um ein Erhebung herumkletterte, wurde die schattige Umgebung deutlicher. Tageslicht fiel in die Höhle, und sie spürte, wie die Kühle des Untergrunds schlagartig nachließ. In der Ferne vernahm sie das leise Rumoren des geschmolzenen Gesteins, das sich in Teichen und Flüssen sammelte. Die Feuerebenen erwarteten sie.
    T’Vora trat aus der Öffnung der Höhle in den rötlichen Schein des Zwielichts hinaus. Sie starrte nach oben auf das gewaltige Abbild eines Meisters, das aus feuerrotem Stein gefertigt war. Die Statue stand mit dem Rücken zu den Höhlen auf flachen Felsvorsprüngen, die zu Stufen geformt worden waren. Die mit den uralten Symbolen versehene Treppe führte nach unten, wo ein Ausläufer des gemeißelten Felsens bis in die äußeren Bereiche der drückend heißen Hochebene von Gol hinausreichte.
    Unter der riesigen Figur blieb T’Vora stehen. Auch Rekan und Sokel hinter ihr verharrten. Draußen auf der Ebene, am Ende des dünnen Streifens aus Mauerwerk wartete Spock zwischen Seen aus kochendem Wasser und natürlichen Becken aus flüssigem Gestein. Er war in ein langes ärmelloses Zeremoniengewand gehüllt, das er über einer braunen Kutte trug. Sein Kopf war gesenkt und seine Hände in einer Pose der Meditation gefaltet. T’Vora hatte ihn angewiesen, den Tag hier allein mit seinen Gedanken zu verbringen und über das nachzusinnen, was als Nächstes kommen würde. Sie hatte ihm nicht gesagt, was das sein würde, da sie es selbst nicht wusste.
    Nun würden sie es gemeinsam herausfinden.
    T’Vora zog ihre Hände aus den Ärmeln ihres Gewands, breitete sie aus und streckte sie schließlich in die Höhe. »Die Reise, die wir zusammen unternommen haben, um diesen Anwärter zu führen, endet hier«, rezitierte sie vor den beiden

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