Das Feuer und die Rose
Ältesten aus einer mehrere Tausend Jahre alten Litanei. »Hier, auf diesem Sand, entsagten unsere Vorfahren ihren animalischen Leidenschaften.« Spock befand sich zu weit entfernt, um ihre Worte hören zu können. Sie äußerte sie nicht in der Sprache, die sie normalerweise verwendete, sondern in der des Alten Vulkans. »Zu dieser Stunde, an diesem Tag, wollen wir den Anwärter dazu einladen, sich uns in einer Welt der Vernunft anzuschließen. Eine Welt, in der es keine Emotionen gibt und in der die reine Logik unser ganzes Sein und Handeln bestimmt.« Sie ließ die Arme sinken. »Älteste Rekan«, sagte sie. Rekan trat vor und wandte sich T’Vora zu. »Sie werden Ihr Urteil als Erste fällen.«
»Ich werde mein Urteil als Erste fällen, Meisterin T’Vora«, bestätigte Rekan ebenfalls auf Altvulkanisch. Die Älteste drehte sich wieder um, sodass sie erneut auf die Hochebene von Gol hinausblickte. Dann stieg sie die Stufen hinab. Die Geräusche, die ihre Schuhe auf der steinernen Treppe verursachten, wurden von der gewaltigen Ebene geschluckt.
T’Vora beobachtete, wie Rekan auf Spock zuging. Als sie ihn erreichte, sprach sie zu dem Anwärter. Spock sank daraufhin auf die Knie, faltete seine Hände vor sich und hob seinen Kopf zu der Ältesten. Rekan streckte eine Hand in Richtung seines Gesichts aus und platzierte ihre Finger so, dass sie eine Gedankenverschmelzung durchführen konnte.
Die Verbindung dauerte nur Minuten, aber T’Vora wusste, dass die Dauer nichts über das Ergebnis aussagte. Versagte der Anwärter bei dem Versuch, das
Kolinahr
zu erreichen, konnte dies innerhalb von Minuten oder innerhalb einer Ewigkeit festgestellt werden. Doch in beiden Fällen war das Ergebnis aussagekräftig. Es gab keine vernünftigen Erwartungen bezüglich der benötigten Zeitspanne. Die Ältesten und T’Vora selbst würden so kurz oder so lange brauchen, wie es eben nötig war, um zu ihrem jeweiligen Entschluss zu kommen. Spock verharrte in seiner knienden Haltung, als Rekan ihre Hand von seinem Gesicht nahm. Die Älteste kehrte über das glühende Gestein zurück und erklomm die Stufen. Ohne ein Wort nahm sie ihren Platz an T’Voras Linker wieder ein.
»Ältester Sokel«, sagte T’Vora, und er drehte sich zu ihr. »Sie werden Ihr Urteil als Nächster fällen.«
»Ich werde mein Urteil als Nächster fällen, Meisterin T’Vora«, erwiderte er. Wie Rekan vor ihm, ging nun auch Sokel unter dem roten Himmel auf den Anwärter zu. Er sprach mit Spock und stellte dann die Gedankenverschmelzung zwischen ihnen her. Die Verbindung dauerte doppelt so lange an wie die mit Rekan, aber wieder zog T’Vora keine voreiligen Schlüsse aus dieser Tatsache. Sie wartete einfach, bis Sokel zurückgekehrt war und wieder seinen Platz zu ihrer Rechten eingenommen hatte.
»Nun werde ich mein Urteil fällen«, verkündete T’Vora und machte sich auf den Weg über den rissigen vulkanischen Fels. Überall um sie herum stieg Dampf aus unterirdischen heißen Quellen auf, und Schwefelgeruch hing in der Luft. Weiter draußen auf der Ebene brodelte die Lava in den Rissen und Felsspalten.
Als sie Spock erreichte, trafen sich ihre Blicke. Auf seinen Zügen zeigte sich nicht der kleinste Hinweis auf Emotionen. Während seiner Zeit als Anwärter war sein Haar länger und seine Haut rauer geworden. Sein Gewand war mit einigen der alten Symbole verziert worden, die sich an den Wänden der Höhle, auf den Steinstufen und auf dem Boden befanden. »Spock«, sagte sie, »die Reise, die wir zusammen unternommen haben, endet hier. Sie waren viele Zyklen lang ein Anwärter, aber auch das wird nun ein Ende haben. Heute werden Sie das
Kolinahr
erlangen oder nicht. Ungeachtet des Ausgangs werden Sie das Akrelt-Refugium morgen verlassen und in ein Leben ohne diese Anstrengungen zurückkehren, die Sie sich selbst abverlangten und durch die ich Sie führte.« Sie wartete auf seine Antwort.
»Ich verstehe, Meisterin«, sagte Spock und sprach damit die rituelle Erwiderung aus. »Ich bin bereit.«
»Ihre Gedanken«, sagte sie. »Gewähren Sie mir Einblick.« Sie hob ihre Hand an Spocks Gesicht. Seine Haut fühlte sich heiß und rau an, doch das Gefühl verging schnell, während die Ausläufer ihres Geistes den seinen suchten. »Mein Geist zu deinem Geist«, sagte sie und schloss die Augen. »Meine Gedanken zu deinen Gedanken.«
Dies war die erste Prüfung, der erste Bereich, in dem ein Urteil gefällt wurde. Obwohl eine Gedankenverschmelzung normalerweise
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