Das Feuer und die Rose
wissen können, was wir tun müssen«, begann Spock, »haben wir doch eine ungefähre Vorstellung davon. Wir müssen McCoy davon abhalten, die Zeitlinie zu verändern. Um das zu tun, müssen wir ihn finden und wenn uns das gelungen ist, müssen wir ihn vor der Außenwelt abschotten, besonders von Edith Keeler.«
»Wird das denn reichen, Spock?«, wollte der Captain wissen.
Spock legte das Werkzeug, mit dem er gerade gearbeitet hatte, zur Seite und stand auf. »Wie immer McCoy auch die Veränderungen in der Zeitlinie hervorgerufen hat«, sinnierte Spock, »sie sind mit Sicherheit nicht durch seine Abwesenheit an einem bestimmten Ort entstanden. Immerhin war er in der normalen Zeitlinie nicht hier anwesend. Daher ist es logisch, anzunehmen, dass wir eine gute Chance haben, den von ihm angerichteten Schaden abzuwenden, indem wir ihn so gut wie möglich davon abhalten, mit den Menschen und Objekten in dieser Zeitperiode zu interagieren.«
Der Captain nickte langsam. Er wirkte müde, doch gleichzeitig angespannt. Spock konnte die widersprüchlichen Gefühle in seinem Inneren deutlich erkennen. »Kommen Sie her, Captain«, sagte er und ging um den Nachttisch herum, auf dem der Trikorder stand. »Ich werde dieses Bett hier freiräumen, damit sie sich etwas ausruhen können.«
Doch Kirk winkte ab. »Es ist schon in Ordnung, Spock«, meinte er. »Ich glaube, dass ich jetzt sowieso nicht schlafen kann. Ich wollte einen Spaziergang unternehmen, um den Kopf freizukriegen.«
»Vergeben Sie mir, Captain«, warf Spock ein, »doch es ist schon spät und Sie sind schon seit vielen Stunden auf den Beinen. Ich muss Sie darauf hinweisen, dass es für die Erfüllung unserer Mission unerlässlich ist, dass wir gut ausgeruht sind.«
Kirk zuckte mit den Schultern. »Ich werde keine Ruhe finden, wenn ich mich aufs Bett lege und stundenlang die Decke anstarre«, sagte er. »Ich werde ein bisschen herumlaufen … um etwas müder zu werden.« Der Captain versuchte, ein kleines Lächeln zustande zu bringen, doch es erreichte seine Augen nicht. »Ich werde nicht lange weg sein und etwas schlafen, wenn ich zurückkomme.«
»Wie Sie wollen«, entgegnete Spock.
Der Captain öffnete die Tür und ging in die Nacht hinaus. Spock sah ihm nach, und ihm war bewusst, was für ein Aufruhr in ihm herrschen musste. Spock hätte ihm gerne einen Teil der Last abgenommen, doch Fakten waren nun einmal Fakten, und es gab nichts, was er tun konnte.
SECHZEHN
2294
In einem kleinen Anbau etwas abseits vom Hauptraum des Akrelt-Refugiums, saß T’Vora auf einem Stuhl mit aufrechter Lehne an der hinteren Wand und beobachtete. Sokel, der neben ihr saß, tat es ihr gleich. Er war einer der beiden Ältesten, die T’Vora bei Spocks
Kolinahr
-Ausbildung zur Seite standen, und hatte sich darauf spezialisiert, eine geistige Brücke zwischen dem Meister und dem Anwärter herzustellen. Eine Brücke war weit weniger invasiv als eine Gedankenverschmelzung, dennoch ermöglichte sie es den verbundenen Individuen, einzelne Gedanken oder Erinnerungen auszutauschen. So wurde trotz der mentalen Verbindung die Privatsphäre gewahrt und die Sicherheit in den Vordergrund gestellt.
Im vorderen Teil des Anbaus saß Spock Rekan gegenüber, der zweiten Ältesten, die T’Vora assistierte. Im Moment zeigte Spock eindeutige Anzeichen von Müdigkeit: Er saß nicht mehr so aufrecht wie noch vor einer Weile, blinzelte häufig, und seine Blässe war selbst im fahlen Licht, das durch die Öffnungen in der Decke drang, deutlich erkennbar. T’Vora fragte sich, ob die Wochen logischer Übungen den Anwärter erschöpft hatten, doch dann fiel ihr auf, dass auch Rekan ausgelaugt wirkte. Es war nur logisch, dass Spock müde war, wenn es auch seiner Fragestellerin so ging.
»Nehmen Sie eine n-dimensionale Hyperfläche an«, sagte Rekan, deren Stimme langsam heiser wurde, während sie Spock die nächste Aufgabe stellte. »Mit
n
invarianten Krümmungen,
K
abhängig von x an jedem Punkt der Oberfläche. X entspricht dabei den Ganzzahlen von eins bis
n …
«
T’Vora beobachtete Spock, dem Rekan gerade ein mathematisches Problem vortrug. Sie wusste, dass Spock über das Wissen verfügte, das er für die Lösung brauchte. Doch sie wollte weder sein Wissen noch sein Erinnerungsvermögen überprüfen – obwohl er beides für die Lösung der Aufgabe benötigen würde –, sondern sein logisches Denkvermögen.
»Der Anwärter ist bald erschöpft«, sagte Sokel leise zu ihr.
»Ja, ich weiß«,
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