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Das Feuer und die Rose

Das Feuer und die Rose

Titel: Das Feuer und die Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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dankbar für das, was sie für ihn und Spock getan hatte, und auch dafür, was sie für all die anderen tat, die in Not waren.
    »Weil es notwendig ist«, sagte sie. »Weil die Menschen manchmal eine helfende Hand brauchen.«
    »Aber wieso bist du der Meinung, dass ausgerechnet
du
den Menschen helfen musst?«, fragte Kirk.
    »Sind wir denn nicht alle der Meinung?«, sagte Edith. »Ich behaupte nicht, dass jeder etwas unternimmt, aber wollen die Menschen denn nicht generell ihren Nachbarn helfen?«
    »In einer perfekten Welt«, antwortete Kirk.
    »Nein«, erwiderte Edith. »In einer perfekten Welt würden die Menschen ihren Nachbarn nicht nur helfen
wollen
, sondern es
tun
. Aber dieser Tag wird kommen.«
    »Wie kommst du darauf?«, wollte Kirk wissen, der gespannt war, zu erfahren, woher diese Ansicht stammte.
    »Weil wir alle miteinander verbunden sind«, sagte Edith. »Wir alle leben und sterben gemeinsam.«
    »‚Jedes Menschen Tod ist mein Verlust‘«, zitierte Kirk, »‚denn ich bin Teil der Menschheit.‘«
    »Ja genau!«, rief Edith begeistert aus. »John Donne. ‚Meditation XVII‘. Ich liebe dieses Gedicht. Es gehört zu meinen Lieblingsgedichten.«
    Kirk lächelte. Er hätte wissen müssen, dass sie Donne mochte. »Kennst du auch das hier?«, fragte er sie. »‚Nichts will ich als ein schlankes Schiff und den weisenden Stern in der Höh?‘«
    »Nein«, entgegnete Edith, »aber es gefällt mir.«
    »Es heißt ‚Seefieber‘ und ist von John Masefield«, erklärte Kirk und trug die erste Strophe vor.
    »Ich muss zurück, zum Meer hinab, zu Himmel und einsamer See
,
      Und nichts will ich als ein schlankes Schiff und den weisenden Stern in der Höh
,
      Und das Knacken des Rads und des Windes Lied und der Segel Glanz und Schwung
,
      Und den grauen Nebel im Antlitz der See bei Einbruch der Dämmerung.«
    »Das ist wunderschön«, sagte Edith. Sie waren am Wohnhaus angekommen und stiegen nun die Stufen zur Eingangstür hinauf. An der Tür fiel Kirk auf, dass das Licht repariert worden war. Drinnen nahm Edith ihren Hut ab und schlüpfte aus ihrem Mantel. Er half ihr dabei. Sie legte ihn sich über den Arm und fragte dann: »Segelst du, Jim?«
    »Ich reise gern«, sagte er.
    »Ich bin noch nicht viel herumgekommen«, gab sie zu, während sie im Briefkasten nach Post kramte. »Ich meine, ich bin aus England hierhergekommen, aber das war es auch. Aber eines Tages würde ich gern die Welt sehen.«
    »Wieso tust du es dann nicht?«, fragte Kirk. Zusammen gingen sie durch den Flur und stiegen die Stufen hinauf.
    »Die Mission«, sagte sie. »Ich werde hier gebraucht.«
    »Ist das alles?«, wollte Kirk wissen.
    »Na ja, was bringt es denn, all die schönen Orte zu bereisen«, antwortete sie, »wenn niemand da ist, mit dem man das alles teilen kann?«
    »Es kann auch schön sein, allein zu reisen, aber … ich weiß, was du meinst«, sagte Kirk. Sie erreichten das obere Ende der ersten Treppe und gingen durch den Flur des ersten Stocks zur nächsten. Während sie hinaufstiegen fragte Kirk: »Wohin würdest du denn reisen wollen?«
    »Ich würde gern alles sehen«, entgegnete sie. »Griechenland, Russland, den Orient, Australien … den Mond.«
    »Den Mond?«, wiederholte Kirk. »Du glaubst wirklich, dass die Menschheit die Erde hinter sich lassen wird, oder? Das ist erstaunlich.« Er musste einfach lachen, denn er war von Edith’ Vision sowohl begeistert als auch erstaunt.
    »Wieso nicht?«, fragte sie, als sie das nächste Stockwerk erreichten. »Wieso sind Männer, die nach den Sternen greifen, so eigenwillig?«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte er sie.
    »Ich weiß es, das genügt doch«, beharrte sie. »Ich fühle es. Und noch mehr: Ich glaube, dass die Menschen eines Tages das viele Geld, das jetzt für Krieg und Tod ausgegeben wird …«
    »… benutzen werden zur Erhaltung des Lebens«, beendete Kirk den Satz.
    »Ja«, sagte Edith mit einem Lächeln. Sie ging den Rest des Flurs entlang bis zu ihrer Wohnung. Kirk folgte ihr, und schließlich standen sie gemeinsam vor ihrer Tür. »Du siehst dieselbe Zukunft wie ich. Wir sprechen dieselbe Sprache.«
    »Und denken dasselbe«, sagte Kirk. Er wusste, dass er nun gehen sollte, dass er die Stufen hinuntersteigen und in das Zimmer zurückkehren sollte, das er zusammen mit Spock bewohnte. Er wusste es, doch er lehnte sich vor und küsste Edith trotzdem. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals, ihr Mantel und ihre Handtasche baumelten gegen seinen Rücken.

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