Das Feuer und die Rose
konnte, hätte er sie nicht als Führerin akzeptieren sollen.
Er trat an die massiv wirkende Wand heran.
Eine holografische Projektion
, vermutete sein wissenschaftlicher Verstand, doch das Licht der Kerze wurde von der feuchten Oberfläche der Steinblöcke reflektiert.
Dann vielleicht ein Test?
, fragte sich Spock und dachte daran, dass T’Vora womöglich prüfen wollte, ob er ihren Anweisungen Folge leisten würde.
Doch im letzten Moment bevor Spock gegen die Wand gestoßen wäre, erschien ein schmaler Durchgang. Er hatte weder gesehen noch gehört, wie sich die Steinblöcke bewegten, und dennoch öffnete sich die Wand vor ihm. Wie befohlen trat er hindurch.
Auf der anderen Seite erstreckte sich ein langer Gang, der im schwachen Licht der Kerze kaum zu erkennen war. Er hörte T’Voras Schritte und folgerte, dass sie hinter ihm den Gang betreten haben musste. »Gehen Sie weiter«, sagte sie und Spock schritt voran.
Der schmale Durchgang schien über keinerlei Verzierungen zu verfügen, doch er konnte sich dessen nicht sicher sein. Nach vielleicht dreißig Schritten, kam ihm ein Schwall warmer Luft entgegen, und ein langer Schatten an der linken Wand entpuppte sich als hölzerne Tür. T’Vora sagte nichts, also ging Spock einfach weiter.
Nach weiteren dreißig Schritten fühlte er wieder einen Schwall warmer Luft und sah eine zweite Tür. Dieses Mal wies ihn T’Vora an, die Tür zu öffnen und einzutreten, und er kam der Aufforderung nach. Sie schwang leise nach innen auf und gab den Blick auf einen schwach beleuchteten Raum frei, der vielleicht drei Meter lang und zwei Meter breit war. Spocks Blick wanderte zur hohen Deckehinauf, in die einige quadratische Aussparungen eingelassen waren, durch die Tageslicht fiel. Er war überrascht, denn nach seinem Wissen war das Akrelt-Refugium in die Seite einer tiefen Schlucht erbaut worden, und nur die vordere Seite ragte aus dem Gestein heraus. Es schien unwahrscheinlich, dass es Schächte gab, die so tief hinabreichten.
Spock schaute sich den Rest des Raumes an. Zu seiner Linken war das UMUK-Symbol in den Fels gehauen worden und füllte die ganze Wand aus. Darunter befand sich ein einfaches Lager. Zu seiner Rechten hatte man einige Nischen in die Wand eingelassen und mit zeremoniellen Statuen versehen. Ein offener Durchgang führte anscheinend zu einer einfachen Waschmöglichkeit. An der entfernten Wand befand sich eine weitere Statue, die T’Klass darstellte. Darunter hing eine nicht entzündete Fackel. T’Vora befahl ihm, die Fackel zu entzünden und er benutzte die Kerze dafür.
»Spock, Sohn des Sarek, Sohn des Skon«, sagte sie dann, »Ihr Gesuch, sich dem
Kolinahr
unterziehen zu dürfen, wurde akzeptiert.«
»Ich bin geehrt«, entgegnete Spock und sah sie vom anderen Ende des Raumes aus an.
»Vom morgigen Tag an«, begann sie, »werden Sie hier leben, bis Sie Ihre Aufgabe erfüllen oder scheitern. Bei Sonnenaufgang werden wir beginnen. Sie dürfen mitbringen, was Sie am Leib tragen, sowie eine weitere Ausstattung an Kleidungsstücken. Alles andere wird Ihnen zur Verfügung gestellt.«
»Ich verstehe«, sagte Spock.
»Dann gehen Sie nun fürs Erste«, meinte T’Vora.
Spock folgte ihr durch den Gang zurück zum Altar. Dort stellte er die Kerze ab. Nachdem er sich von seiner Meisterin verabschiedet hatte, durchschritt er den Hauptraum des Refugiums und trat in die Schlucht hinaus. Er würde die Nacht noch in seiner Unterkunft in Gol verbringen und bei Sonnenaufgang hierher zurückkehren. Er würde sich erneut der Herausforderung stellen, bei der er vor so langer Zeit versagt hatte. Dieses Mal würde er das
Kolinahr
bestehen.
Er würde ein wahrer Vulkanier sein.
Er würde kein Mensch mehr sein.
FÜNFZEHN
1930
Kirk ging Hand in Hand mit Edith durch die Dunkelheit, nachdem sie das Abendessen in der Mission verteilt hatten. Vor vier Tagen hatte Spock ihn mit einer unvorstellbaren Möglichkeit konfrontiert, und ihm war klar geworden, dass er, während er Edith stets im Auge behielt, zu seinem eigenen Wohl eine emotionale Distanz zu ihr wahren musste. Er war sich dessen bewusst, doch bisher war er einfach nicht dazu imstande gewesen.
»Edith?«, fragte Kirk. Der Tag war ungewöhnlich warm gewesen, und selbst nach Einbruch der Nacht war es nicht wirklich kühler geworden.
»Ja, Jim?«, sagte Edith. Es klang wie Musik für ihn, wenn sie seinen Namen aussprach.
»Sag mal, wieso tust du, was du tust?«, fragte er. »In der Mission, meine ich.« Er war
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