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Das Feuer von Innen

Das Feuer von Innen

Titel: Das Feuer von Innen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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bestimmte Richtung dieser Bewegung vorschrieben. Die Wüste von Sonora, zum Beispiel, helfe dem Punkt, sich aus seiner gewohnten Position nach unten zu bewegen, zum Platz der Tiere. »Das ist der Grund, weshalb es in Sonora wirkliche Zauberer gibt«, fuhr er fort, »besonders Zauberinnen. Eine kennst du bereits. La Catalina. Früher einmal habe ich eine Kraftprobe zwischen euch beiden arrangiert. Ich wollte deinen Montagepunkt verschieben, und la Catalina, mit ihren Zauberpossen, rüttelte ihn los.«
    Und dann erklärte mir Don Juan, daß die beängstigende Erfahrung, die ich damals mit la Catalina gehabt hatte, zum Teil eine arrangierte Vereinbarung zwischen den beiden gewesen sei. »Wie fändest du es, wenn wir sie einladen würden, uns zu begleiten?« fragte mich Genaro mit dröhnender Stimme, während er sich aufrichtete.
    Seine plötzliche Frage und der fremdartige Klang seiner Stimme versetzten mich augenblicklich in Panik.
    Don Juan lachte und schüttelte mich an den Armen. Er versi-cherte, es sei kein Grund zur Beunruhigung. La Catalina, sagte er, sei für uns wie eine Tante oder eine Cousine. Sie gehöre zu unserer Welt, auch wenn sie nicht ganz unser Streben teile. Sie stünde eindeutig den alten Sehern näher. Genaro lächelte und zwinkerte mir zu.
    »Ich kann gut verstehen, daß dir die Hose eng wird wegen ihr«, sagte er zu mir. Bei jedem Zusammenstoß, den du mit ihr hattest, das hat sie mir selbst gestanden, wurde es dir, je größer deine Angst, desto heißer in der Hose.« Don Juan und Genaro lachten beinah hysterisch. Ich mußte zugeben, daß ich la Catalina zwar immer sehr unheimlich, zugleich aber als ungemein anziehende Frau empfunden hätte. Was mich am meisten an ihr beeindruckte, war ihre übersprudelnde Energie.
    »Sie hat so viel Energie aufgespart«, warf Don Juan ein, »daß du nicht mal in gesteigerter Bewußtheit sein mußtest, damit sie deinen Montagepunkt bis ganz nach links bewegen konnte.« La Catalina stand in sehr enger Beziehung zu uns, wie Don Juan erzählte, weil sie einst zum Zuge des Nagual Julian gehört hatte. In der Regel, so erklärte er, verließen der Nagual und alle Mitglieder seines Zuges gemeinsam die Welt, aber es gäbe auch Fälle, da sie in kleineren Gruppen oder einzeln aufbrächen. Ein Beispiel dafür seien der Nagual Julian und sein Zug. Obwohl er vor beinah vierzig Jahren die Welt verlassen hatte, war la Catalina noch immer da.
    Und er erinnerte mich an etwas, das er schon einmal erwähnt hatte, nämlich, daß der Zug des Nagual Julian aus einer Gruppe von drei sehr ergebenen Männern und acht unübertrefflichen Frauen bestanden hatte. Dieses Ungleichgewicht, so behauptete Don Juan stets, sei einer der Gründe gewesen, warum die Mitglieder von Julians Nagualzug die Welt einzeln verließen. La Catalina hatte, wie er erzählte, mit einer der unübertrefflichen Frauen aus dem Zug des Nagual Julian zusammengelebt, die ihr ganz außerordentliche Methoden beibrachte, ihren Montagepunkt in die untere Region zu verschieben. Diese Seherin hatte die Welt als eine der letzten verlassen. Sie erreichte ein sehr hohes Alter, und da sie und la Catalina beide aus Sonora stammten, waren sie in ihren späteren Jahren in die Wüste zurückgekehrt und hatten dort gelebt, bis die Seherin die Welt verließ. In der Zeit, die sie zusammen verbrachten, wurde la Catalina ihre ergebene Gehilfin und Schülerin, eine Schülerin, die bereit war, jene Methoden zu lernen, mit denen die alten Seher ihren Montagepunkt zu verschieben wußten.
    Ich fragte Don Juan, ob das Wissen der Catalina sich wesentlich von dem seinen unterscheide.
    »Wir sind genau gleich«, antwortete er. »Sie ist eher wie Silvio Manuel oder Genaro; tatsächlich ist sie die weibliche Ausgabe der beiden, aber als Frau ist sie natürlich unendlich viel aggressiver und gefährlicher als sie.«
    Genaro pflichtete kopfnickend bei. »Unendlich viel gefährlicher«, sagte er und blinzelte wieder. »Gehört sie zu eurem Zug?« fragte ich Don Juan. »Ich sagte dir doch, sie ist wie unsere Tante oder Cousine«, erwiderte er. »Ich wollte damit sagen, sie gehört der älteren Generation an, auch wenn sie jünger ist als wir alle. Sie ist die letzte aus dieser Gruppe. Sie nimmt selten Kontakt mit uns auf. Sie kann uns nicht besonders gut leiden. Wir sind ihr zu steif, denn sie ist die Art des Nagual Julian gewöhnt. Das große Abenteuer des Unbekannten ist ihr lieber als das Streben nach Freiheit.«
    »Welchen Unterschied gibt es denn

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