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Die unterirdische Sonne

Die unterirdische Sonne

Titel: Die unterirdische Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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    »Ich hab keine Angst, hab ich nicht …«
    »L-Lügner.«
    »… Hab ich einfach nicht, Schiss vielleicht, aber Angst, nö, Angst hab ich keine. Wenn wir Ski fahren waren, bin ich immer Schuss runter, mach ich immer noch. Mein Vater sagt immer: Geh den Schritt, denk nicht nach, tu’s! Er kennt sich aus, der war Profi, mein Vater, zweite Liga, gesetzt, ist in jedem Spiel aufgelaufen, vier Tore im Pokal, er war fester Bestandteil der Mannschaft, der Trainer hat auf ihn gebaut. Ohne meinen Vater wär da nichts gelaufen, die wären niemals aus der dritten Liga aufgestiegen ohne ihn. Hab Filme gesehen …«
    »K-Kannst du n-nicht mal sch-still sein …«
    »… Auf seiner Feier liefen die besten Spiele seiner Laufbahn, als Loop im Hintergrund, für die Gäste, ohne Ton. Aber ich kenn die alle mit Ton, das ist ja klar. Wir haben die immer wieder angeschaut, mein Vater und ich, in seinem Partykeller. Entspannte Abende, mein Alter in der Bundesliga. Und ohne den ganzen Kreuzbandhorror und Adduktorenhorror und Muskelfaserrisshorror würd der heut noch spielen, und zwar in der ersten Liga.
    Das ist eben das Risiko. Wenn du den entscheidenden Schritt machst, musst du damit rechnen, dass dir einer von hinten reingrätscht. Damit rechnest du, aber es nützt dir nichts.
    Er hat alles versucht bis zur letzten Minute, die besten Ärzte, Reha mit persönlichem Trainer. Meine Ma hat ihn unterstützt, wo sie nur konnte. Hab ihn oft besucht, hab die Bälle geholt. Ein eiserner Mann, mein Vater. An seinem Vierzigsten vor … vor Kurzem, da waren sie alle da, und sie haben ihn hochleben lassen und Bier gesoffen, wie nur Profis saufen. Ich war stolz auf meinen Vater. Meine Ma, glaub ich, auch.
    Er macht jetzt Autovermietung, hab ich euch das schon erzählt? Also, wenn einer von euch eine perfekte Kiste braucht, mein Vater ist euer Mann. Hab mir schon überlegt, später so eine Vermietung aufzumachen, da kannst du gut Geld verdienen, die Geschäftsleute und die Touristen brauchen immer ein Auto, das ist solide, das hat Zukunft.«
    »B-bitte sei jetzt m-mal k-kurz ruhig, b-bitte.«
    »Ja, genau, Maren. Kapiert? Hör auf die Maren, Mann! Jetzt hab ich deinen blöden Namen vergessen.«
    »Conrad.«
    »Hunger.«
    »Du nervst, Sophia.«
    »Du hast gar nichts zu sagen.«
    »Autovermietung! Touristen? Dann fang doch hier auf der Insel damit an, da gibt’s Milliarden Touristen, jeden Tag, einer blöder als der andere.«
    »Sind wir auf einer Insel?«
    »Conrad, ja? Hol mal Luft. Ob wir auf einer Insel sind? Wie bist du denn hergekommen?«
    »S-so was darfst d-du n-nicht fragen, Eike, d-das ist v-verb-boten.«
    »Entspannung, Maren. Bleib einfach liegen.«
    »Ich will was essen.«
    »Heut gibt’s nichts mehr, blöde Kuh.«
    »S-Sophia ist k-keine b-blöde K-Kuh, sie ist m-meine F-Freundin.«
    »Schon recht, Maren. Hey, Conrad! Ich hab dich was gefragt. Bist du taub? Sind deine Ohren Schrott oder was? Sind wir auf einer Insel? Wo denn sonst, du Schrotthändler.«
    »Die haben mir was zu trinken gegeben, dann war ich weg. Total. Hab nichts mitgekriegt, ehrlich. Zwischendurch haben sie mich aus dem Kofferraum geholt, damit ich neue Luft krieg. Sie haben mir was zu trinken gegeben und Sandwiches. Das war’s. Und dann haben sie mir die Augen verbunden …«
    »H-hast du n-nicht das M-Meer g-gero-gerochen, C-Conrad?«
    »Nö. Ich war die ganze Zeit im Kofferraum und dann in dem Zimmer oben, bis … gestern oder so. Seit wann bin ich jetzt bei euch hier unten? Gestern, oder? Gestern, oder? Oder nicht?«
    »V-vielleicht«, sagte Maren.
    »Wenn du reden willst, red.«
    »Hab deinen Namen vergessen.«
    »Sophia.«
    »Ich sag ja, er hat Schrottohren«, sagte Eike. »Der Schrotthändler mit seinen Schrottohren.«
    »Wir haben’s kapiert, Eike. Hör zu, Conrad, wenn’s dir gut tut, quatsch. Nerv uns aber nicht. Das Wichtigste ist, kein Satz über oben.«
    »Haben sie mir gesagt, immer wieder und wieder, bevor … bevor …«
    »Sprich nicht drüber.«
    »Okay, Maren.«
    »Ich heiß Sophia.«
    »Tschuldigung …«
    »Beruhig dich. Ganz ruhig, Conrad. Da ist noch Wasser in der Flasche, trink einen Schluck. Gut. Setz dich endlich hin. Entspann dich. Denk an was Schönes. Du hast nicht gecheckt, dass du am Meer bist? Egal, Schwester Regal. Ist ja nicht verboten, den Namen der Insel auszusprechen. Den hat jeder von uns gehört. Außer dir. Die Insel heißt Vohrland.«
    »Kenn ich.«
    »Warst du schon mal da?«
    »Nö. Vohrland. Hab ich nicht gewusst,

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