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Das Filmbett

Das Filmbett

Titel: Das Filmbett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthologie
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Goldorangen glühn, wie Mignon - auch eine arme kleine Tänzerin - singt. Ich dumme Gans glaubte einen Augenblick, der Weg würde mich zu Dir führen, und Du wärst der Mann, der meine weibliche Lebenslinie an jenem entscheidenden geometrischen Punkt kreuzen würde, Du weißt schon, was ich meine, und diese Metapher ist scheußlich, ich weiß, aber mir fällt im Augenblick keine andere ein, entschuldige, bitte.
    Ich irrte, ich dumme Kuh - diese Anhäufung zoologischer Begriffe zeigt nur, mit wievielen abschätzigen Tiernamen ich mich in den letzten Wochen laufend belegte. Aber ich bin sicher, daß ich nun den Weg zu einem Mann gefunden habe, der mein - zugegeben verwirrtes - Suchen lohnt. Ich scheide mit Bedauern, aber ohne Abschied von Dir, denn mein zukünftiges Schicksal ist mir vorgezeichnet, wo immer es mich auch hinführen mag. Du wirst diese kleine Episode mit Deinem Schneewittchen, das endlich eine Frau werden will, sicher leicht vergessen. Ich habe Dir jedenfalls für Vieles zu danken, und Du hast mit der Fackel Deines Geistes - wieder eine pathetische Phrase, für die ich um Verzeihung bitten muß - manches Licht in die Dunkelheit meines strebenden Dranges gebracht. Jedenfalls warst Du es, der mir - gegen meinen Willen - den rechten Weg wies, obwohl Du Dir darüber wohl nicht klar sein wirst. Ach was, ich bin keine Schriftstellerin, sondern eine Tänzerin, und schöngeistige Briefe sind nicht meine Sache, sondern gequirlte Schifferscheiße, wie du es einmal so trefflich ausgedrückt hast. - Jedenfalls, wie immer es auch zwischen uns gewesen sein mag: Ich habe Dich geliebt. Lebwohl.
    Blanche
     
PS.: Grüß Deine Schwester von mir, Mericia wird mich verstehen.
    Die Obige
    Dieses Schreiben löste bei Al, den wir doch vorwiegend von einer phlegmatisch-ironischen Seite kennen, eine überraschende Wirkung aus. Während für Blanche die Zeit nur langsam verstrich, erfaßte ihn eine ungewohnte, hektische Aktivität und ein zunehmender heiliger Zorn. Diese dumme Pute, wo war sie nur hingelaufen? dachte er, ohne sich bewußt zu werden, daß er dem reichhaltigen zoologischen Vokabular der Selbstbezichtigungen Blanches ein weiteres Animal hinzufügte. Auf die Brissagoinseln? Unwahrscheinlich. Aber einen Anruf war es wohl wert. Nein, hieß es, man habe die junge Dame seit dem bewußten Abend nicht mehr gesehen. Sei sie denn überhaupt noch im Tessin? - Er warf sich in den Wagen und fuhr die einschlägigen Cafes, Osterien, Grotti, Schwimmbäder und Solarien ab. Nichts. Keine Hinweise oder heiße Spuren. Dann - er war gerade am Postoffice vorbeigekommen, hielt er - verkehrswidrig - und handelte sich prompt ein Strafmandat ein. Er telefonierte mit seiner Schwester am Thunersee, aber das Hausmädchen bedauerte, die gnädige Frau sei mit den Kindern ausgegangen und käme wohl erst am Nachmittag zurück.
    Ach, natürlich, die Prin- essin ..., vielleicht war sie zur Prinzessin geflüchtet - aber, sie hatte von einem Mann geschrieben. Und ein Kerl da oben bei der Knusperhexe in Fontana Martina - schwer denkbar. Gleichwohl, der Versuch mußte gemacht werden. Also zerknüllte er die verkehrspolizeiliche eidgenössisch-kantonale Aufforderung zur Buße sträflich, warf sie in den Rinnstein und machte sich auf den beschwerlichen Weg in die Berge. Aber als sein mißgestimmter DKW stotternd und mit unflätigen Auspuffgeräuschen protestierend den Saumpfad bewältigt hatte, stand er vor dem verschlossenen Rustico der Prinzessin und ein flüchtig hingemalter Zettel an der Tür belehrte ihn, daß die Künstlerin die nächsten Tage bei einer Ausstellung in Zürich weile und daß sie bitte, allfällige Post oder Benachrichtigungen durch den Türspalt zu schieben. Ein Datum, in die Ecke des Kartons gekritzelt, bewies ihm außerdem, daß sie bereits seit einigen Tagen abwesend sein mußte. Also hier konnte das Miststück auch nicht sein und seine Wut stieg mit den mittäglichen Temperaturen noch um beträchtliche Grade.
    Er fuhr hinunter nach Locarno - Mittag war längst vorbei -, versuchte es sogar bei Madonna dell'Sasso - natürlich vergebens - und trat, man beachte seine beträchtliche Verwirrung - völlig systemlos bei der heiligen schwarzen Muttergottes ein, und konnte nicht wissen, daß, während er ratlos vor dem verehrten Heiligenbild verweilte, sich die Gesuchte in dem Duschraum der »Académie de danse« rituellen Waschungen unterzog und begann, sich bräutlich zu schmücken.
    Es war schwül geworden und einige barocke

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