Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
Vom Netzwerk:
brauchte, unterrichtete man ihn, dass die Bugs bereits seit über vierzig Jahren Mann und Frau waren. Arch Bug war Pächter bei Malcolm Grant of Glenmoriston gewesen, doch die Jahre nach dem Stuartaufstand waren hart gewesen. Nachdem die Parzelle, die er für Grant verwaltet hatte, von der englischen Krone konfisziert worden war, hatte er sich ein paar Jahre als Kleinbauer versucht, doch dann hatten ständige Not und Hunger ihn gezwungen, sich mit seiner Frau und dem wenigen, restlichen Geld, das sie noch hatten, ein neues Leben in Amerika zu suchen.
    »Wir hatten zuerst vor, es in Edinburgh zu versuchen -«, sagte der alte Herr mit langsamer, höflicher Stimme und einem gedehnten Highlandakzent. Also war er doch nicht taub, dachte Roger. Noch nicht.
    »... denn ein Vetter von mir hatte dort Verbindungen zu einem der Bankhäuser,
und wir haben gedacht, vielleicht könnte er ein gutes Wort für Arch einlegen...«
    »Aber ich war viel zu alt und hatte nicht die nötige Erfahrung -«
    »...und sie hätten sich glücklich schätzen können, ihn zu bekommen! Aber nein, sie haben gar nicht daran gedacht, Dummköpfe, die sie waren, und deshalb mussten wir fortgehen und versuchen, ob vielleicht...«
    Duncan fing Rogers Blick auf und lächelte insgeheim in seinen ausladenden Schnurrbart, während die gesammelten Abenteuer der Bugs in synkopischen Satzfetzen vor ihnen ausgebreitet wurden. Roger erwiderte das Lächeln, während er insgeheim versuchte, ein nagendes Gefühl des Unbehagens zu verdrängen.
    Faktor. Jemand, der die Vorgänge in Fraser’s Ridge beaufsichtigte, sich um Saat und Ernte kümmerte, für die Belange der Pächter zuständig war, wenn Jamie Fraser unterwegs oder beschäftigt war. Angesichts des jüngsten Zuzugs von Pächtern und des Wissens um die Ereignisse der kommenden Jahre eine offensichtliche Notwendigkeit.
    Doch erst in diesem Augenblick begriff Roger, dass er unterbewusst davon ausgegangen war, dass er Jamies rechte Hand in diesen Dingen sein würde. Oder zumindest seine linke.
    Fergus stand Jamie in einem gewissen Ausmaß zur Seite, er war oft für ihn zu Pferd unterwegs, um Besorgungen zu machen und Erkundigungen einzuholen. Doch Fergus’ körperliche Einsatzmöglichkeiten waren durch das Fehlen seiner Hand eingeschränkt, und man konnte ihn nicht mit Schreibarbeiten und Buchführung betrauen; Jenny Murray hatte dem französischen Waisenjungen, den ihr Bruder adoptiert hatte, das Lesen beigebracht - zumindest in Ansätzen -, doch es war ihr partout nicht gelungen, ihm auch nur das geringste Verständnis für Zahlen zu vermitteln.
    Roger warf einen verstohlenen Blick auf Mr. Bugs Hand, die jetzt liebevoll auf der rundlichen Schulter seiner Frau ruhte. Trotz der Verstümmelung war es eine breite, abgearbeitete, kräftig aussehende Hand, doch seine verbleibenden Finger waren arthritisch und steif, seine Gelenke knotig und sahen so aus, als bereiteten sie ihm Schmerzen.
    Dachte Jamie also, dass selbst ein älterer, halb verkrüppelter Mann besser als Roger imstande sein würde, die Angelegenheiten auf Fraser’s Ridge zu lenken? Das war ein Gedanke von unerwarteter Bitterkeit.
    Er wusste, dass sein Schwiegervater Zweifel an seinen Fähigkeiten hegte, die über das normale Misstrauen hinausgingen, das ein Vater gegenüber dem Mann hegte, der das Bett seiner Tochter teilte. Da er nicht einmal über den Hauch eines musikalischen Gehörs verfügte, wusste Jamie Rogers angeborene Begabung natürlich nicht zu schätzen. Und Roger war zwar kräftig gebaut und ein harter Arbeiter, doch unglücklicherweise war es tatsächlich so, dass er wenig praktische Ahnung von der Viehzucht, von der Jagd und vom Gebrauch lebensgefährlicher Waffen hatte. Und er besaß wirklich keinerlei
Erfahrung als Farmer oder Verwalter eines großen Anwesens - über die Mr. Bug eindeutig verfügte. Roger wäre der Erste gewesen, der das zugab.
    Aber er war Jamies Schwiegersohn, oder im Begriff, es zu werden. Verdammt, Duncan hatte ihn doch gerade noch so vorgestellt! Es mochte ja so sein, dass er in einer anderen Zeit aufgewachsen war - aber er war trotzdem Highlandschotte, und ihm war deutlich bewusst, dass Blutsverwandtschaft über alles ging.
    Der Ehemann der einzigen Tochter galt normalerweise als Sohn des Hauses und stand nur dem Haushaltsvorstand an Autorität und Respekt nach. Es sei denn, er hatte irgendeinen drastischen Makel. Wenn zum Beispiel allgemein bekannt wäre, dass er trank - oder leichtlebig und kriminell war. Oder

Weitere Kostenlose Bücher