Das Flammende Kreuz
Michael - und dann seid Ihr auf das Feld zurückgekehrt.«
Hayes befestigte die Kette seiner Halsberge und rückte sich den kleinen Silberhalbmond unter seinem Kinn zurecht. Ohne seine Halsbinde sah seine Kehle nackt und verletzlich aus.
»Ihr habt furchtbar wild ausgesehen, Mann; das Blut ist Euch übers Gesicht gelaufen, und Euer Haar wehte lose im Wind. Ihr hattet Euer Schwert in die Scheide gesteckt, um mich zu tragen, aber als Ihr Euch umgedreht habt, hab Ihr es erneut gezogen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich Euch wieder sehen würde, denn wenn ich je einen Mann gesehen habe, der darauf aus war, den Tod zu finden...«
Er schüttelte den Kopf, die Augen halb geschlossen, als sähe er nicht den nüchternen, unerschütterlichen Mann vor sich, nicht den Fraser von Fraser’s Ridge - sondern den Roten Jamie, den jungen Krieger, der nicht aus Tapferkeit
zurückgekehrt war, sondern um sein Leben wegzuwerfen, weil er es als Last empfand - denn er hatte mich verloren.
»Wirklich?«, murmelte Jamie. »Ich hatte es - vergessen.« Ich konnte die Anspannung in ihm spüren, die wie ein gestraffter Draht unter meiner Hand summte. Der Puls in der Arterie unter seinem Ohr schlug schnell. Es gab Dinge, die er vergessen hatte, jedoch nicht das. Und ich auch nicht.
Hayes senkte den Kopf, damit sein Adjutant ihm die Halsbinde anlegen konnte, dann richtete er sich auf und nickte mir zu.
»Ich danke Euch, Ma’am, das war sehr großzügig von Euch.«
»Keine Ursache«, sagte ich mit trockenem Mund. »Gern geschehen.« Es regnete wieder; kalte Tropfen trafen mein Gesicht und meine Hände, und Feuchtigkeit glitzerte auf den kräftigen Knochen in Jamies Gesicht und blieb zitternd in seinem Haar und seinen dichten Wimpern hängen.
Hayes schlüpfte in seinen Rock und befestigte sein Plaid mit einer Goldbrosche an seiner Schulter - die Brosche, die sein Vater ihm geschenkt hatte, vor Culloden.
»Murchison ist also tot«, sagte er wie zu sich selbst. »Ich habe gehört -«, seine Finger kämpften kurz mit der Spange der Brosche -, »dass es zwei Brüder dieses Namens gab, die sich so ähnlich waren wie ein Ei dem anderen.«
»So war es auch«, sagte Jamie. Dann blickte er auf und erwiderte Hayes’ Blick. Das Gesicht des Leutnants verriet kaum mehr als schwaches Interesse.
»Ah. Und wisst Ihr vielleicht auch, welcher es gewesen ist...?«
»Nein. Aber es spielt keine Rolle; sie sind beide tot.«
»Ah«, sagte Hayes noch einmal. Er blieb stehen, als dächte er nach, dann verbeugte er sich formell vor Jamie und hielt dabei das Barett vor seine Brust.
»Buidheachas dhut, Seaumais mac Brian . Und möge der Heilige Michael Euch beistehen.« Er hob das Barett kurz in meine Richtung, setzte es auf und wandte sich zum Gehen. Der Adjutant folgte ihm schweigend.
Ein Windstoß fegte über die Lichtung und brachte kalten Regen mit, als sei der eisige Aprilregen von Culloden zurückgekehrt. Jamie erschauerte plötzlich neben mir und erzitterte krampfhaft, so dass er den Brief zusammenballte, den er in der Hand hielt.
»An wie viel erinnerst du dich?«, fragte ich, während ich Hayes hinterherblickte, der sich seinen Weg über den blutgetränkten Boden bahnte.
»Fast nichts«, erwiderte er. Er stand auf und drehte sich um, so dass er mich ansehen konnte. Seine Augen waren so dunkel wie der verhangene Himmel über uns. »Und das ist noch zu viel.«
Er reichte mir den zerknitterten Brief. Der Regen hatte hier und dort die Tinte verschmiert, aber er war immer noch gut lesbar. Anders als die Proklamation bestand er aus zwei Sätzen - doch der zusätzliche Punkt schmälerte seine Wirkung in keiner Weise.
New Bern, 20. Oktober
Oberst James Fraser
Da der Friede und die Ordnung dieser Regierung in letzter Zeit immer wieder gestört und den Personen wie auch dem Eigentum vieler Bewohner dieser Provinz großer Schaden zugefügt wurde durch eine Gruppe von Leuten, die sich selbst als Regulatoren bezeichnen, ordere ich Euch gemäß der Anweisung Seiner Majestät, eine allgemeine Musterung aller Männer abzuhalten, die Ihr für geeignet haltet, in einem Milizregiment zu dienen, und mir sobald wie möglich zu berichten, wie groß die Zahl der Freiwilligen ist, die bereit sind, auf Verlangen ihrem König und Vaterland zu dienen, und auch, wie viele dienstfähige Männer Euer Regiment zählt, die man gesetzt den Fall einberufen kann, dass die Aufrührer weitere versuche zu Gewalttaten unternehmen. - Euere bereitwillige und pünktliche
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