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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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Baby fütterte, aber dies war eindeutig ein Notfall. Er sah sich in der Hoffnung um, irgendwo in der Nähe eine stillende Mutter zu erspähen, die sich des Kindes, wenn nicht seiner erbarmen würde.
    »Gebt mir den armen Kleinen«, sagte Mrs. Bug und griff dabei nach dem Baby, womit sie sich in Rogers Augen spontan aus einem aufdringlichen Klatschweib in einen rettenden Engel verwandelte.
    »Aber, aber, a leannan , aber, aber.« Jemmy, der eine höhere Autorität erkannte, wenn er sie sah, verstummte prompt und betrachtete Mrs. Bug mit
runden, ehrfürchtigen Augen. Sie setzte sich hin, den Kleinen auf dem Schoß, und begann, sich seiner auf die gleiche bestimmte und effiziente Weise anzunehmen, wie sie es gerade noch mit seinem Vater gemacht hatte. Roger kam der Gedanke, dass Jamie vielleicht den falschen Bug als Faktor eingestellt hatte.
    Doch auch Arch legte Intelligenz und Kompetenz an den Tag, als er Jamie jetzt wohl durchdachte Fragen bezüglich seiner Vorräte, seiner Anbauvorlieben, seiner Pächter und so weiter stellte. Aber das könnte ich doch auch , dachte Roger, der die Unterhaltung aufmerksam verfolgte. Einiges davon, verbesserte er sich aufrichtig, als das Gespräch plötzlich in eine Diskussion über Rotte in den Mehlsäcken abschweifte. Vielleicht hatte Jamie ja Recht damit, sich jemanden mit mehr Erfahrung zu suchen... aber Roger konnte doch schließlich lernen...
    »Und wer ist unser kleiner Junge, hmm?« Mrs. Bug war aufgestanden und flirtete immer noch mit Jemmy, der sich jetzt in einen anständigen, fest gewickelten Kokon verwandelt hatte. Sie fuhr mit einem ihrer Wurstfinger die Konturen seiner runden Wange nach, um dann Roger anzusehen. »Aye, aye, er hat genau die gleichen Augen wie sein Vater, nicht wahr?«
    Roger errötete, und die Mehlsäcke waren vergessen.
    »Oh? Ich finde, dass er vor allem nach seiner Mutter kommt.«
    Mrs. Bug spitzte die Lippen und sah Roger mit zusammen gekniffenen Augen an. Dann schüttelte sie entschlossen den Kopf und tätschelte Jemmys Scheitel.
    »Vielleicht nicht die Haare, aber sein Körperbau, aye, das ist der Eure, Junge. Diese schönen, breiten Schultern!« Sie nickte Roger anerkennend zu und küsste Jemmy auf die Stirn. »Und es würde mich auch gar nicht überraschen, wenn seine Augen später grün würden. Glaubt mir, Junge, wenn er erst groß ist, wird er Euch wie aus dem Gesicht geschnitten sein! Nicht wahr, kleiner Mann?« Sie schmuste mit Jemmy. »Du wirst ein großer, starker Junge wie dein Pa, nicht wahr?«
    Das sagen die Leute doch nur so dahin , rief er sich ins Gedächtnis und versuchte, die absurde Freude zu unterdrücken, die ihn bei ihren Worten durchrauschte. Die alten Vetteln, sie reden immer davon, dass ein Kind diesem oder jenem ähnlich sieht . Plötzlich stellte er fest, dass er Angst davor hatte, sich auch nur die Möglichkeit einzugestehen, dass Jemmy tatsächlich von ihm sein könnte - er wünschte es sich so sehr. Er redete sich fest ein, dass es keine Rolle spielte, ob er mit dem Jungen blutsverwandt war oder nicht, er würde ihn als seinen Sohn lieben und für ihn sorgen. Natürlich würde er das. Doch er stellte fest, dass es doch eine Rolle spielte - o ja, das tat es.
    Doch bevor er noch etwas zu Mrs. Bug sagen konnte, wandte sich Mr. Bug an ihn, um ihn höflich in die Unterhaltung der Männer mit einzubeziehen.
    »MacKenzie, ja?«, fragte er. »Seid Ihr dann einer von den MacKenzies aus Torridon oder aus Kilmarnock?«

    Roger hatte sich während des gesamten gatherings mit Fragen wie dieser konfrontiert gesehen; sich nach der Herkunft seines Gegenüber zu erkundigen, war der übliche Anfang jeder schottischen Unterhaltung - etwas, das sich in den nächsten zweihundert Jahren kein bisschen ändern würde, dachte er, und seine Vertrautheit mit diesem Prozedere dämpfte seinen Argwohn. Doch bevor er antworten konnte, drückte Jamies Hand seine Schulter.
    »Roger ist mütterlicherseits mit mir verwandt«, sagte er beiläufig. »Er gehört zu den MacKenzies of Leoch, aye?«
    »Oh, aye?« Arch Bug sah beeindruckt aus. »Dann seid Ihr aber weit ab, Junge!«
    »Oh, doch bestimmt nicht weiter als Ihr selbst, Sir - oder jeder andere hier.« Roger schwenkte den Arm in Richtung des Berghanges über ihnen, von wo gälische Rufe und Dudelsackmusik in der feuchten Luft herabgeschwebt kamen.
    »Nein, nein, Junge!« Mrs. Bug, die Jemmy an ihrer Schulter hielt, mischte sich wieder in das Gespräch ein. »Das ist es nicht, was Arch meint«,

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