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Das Flammende Kreuz

Titel: Das Flammende Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Gabaldon
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in der Grube.«
    »Das ist kein schlechter Gedanke«, sagte Jamie, und sein Mundwinkel verzog sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Aber ich glaube, ich habe eine bessere Idee, Sassenach.« Er drehte sich nachdenklich zum Haus um. In einigen Fenstern brannte schwaches Licht, alle hatten sich im Inneren verkrochen.
    »Na, dann komm mit«, sagte er mit plötzlicher Entschlossenheit. »Ich gehe davon aus, dass es im Stall einen Vorschlaghammer gibt.«
     
    Die Vorderfront des Mausoleums wurde von einem kunstvoll gearbeiteten Gitter aus schwarzem Schmiedeeisen gebildet, das mit einem enormen, mit sechzehnblättrigen, jakobitischen Rosen verzierten Schloss zugesperrt war. Ich hatte es für eine von Jocasta Camerons Launen gehalten, da ich bezweifelte, dass es in einer solchen, ländlichen Gegend eine Bedrohung durch Grabräuber gab. Die Scharniere gaben kaum ein Knarren von sich, als Jamie das Gitter aufschloss und es aufschwang; wie alles auf River Run wurde es in exzellentem Zustand erhalten.
    »Und du meinst wirklich, das ist besser, als ihn zu vergraben oder zu verbrennen?
«, fragte ich. Es war zwar niemand in der Nähe, doch ich flüsterte beinahe.
    »Oh, aye. Der alte Hector wird sich um ihn kümmern und zusehen, dass er keinen Schaden anrichtet«, erwiderte Jamie nüchtern. »Und man kann sagen, dass es gesegneter Boden ist. Es besteht also kein Grund zur Sorge, dass seine Seele umherwandert und Unheil stiftet, aye?«
    Ich nickte ein wenig unsicher. Wahrscheinlich hatte er Recht; Jamie verstand schließlich viel mehr vom Glauben der Sklaven als ich. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob er von der psychologischen Wirkung auf die Sklaven sprach - oder ob er persönlich der Meinung war, dass Hector Cameron in der Lage sein müsste, mit dieser Bedrohung fertig zu werden, die seiner Frau und seiner Plantage aus dem Jenseits entstand.
    Ich hielt die Fackel hoch, damit Jamie sehen konnte, was er tat, und bohrte die Zähne in meine Unterlippe.
    Er hatte den Hammer in Lumpen gewickelt, um den Marmor nicht zu beschädigen. Die Blöcke der Vorderwand, die sich hinter dem Gitter befanden, waren kunstvoll passend gemeißelt und wurden von einer dünnen Mörtelschicht an Ort und Stelle gehalten. Der erste Schlag verschob zwei dieser Blöcke um ein paar Zentimeter. Noch ein paar Schläge, und dort, wo die Blöcke genügend verrutscht waren, um einen Blick auf die Schwärze im Inneren des Mausoleums freizugeben, zeigte sich eine dunkle Lücke.
    Jamie hielt inne, um sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, und knurrte etwas vor sich hin.
    »Was hast du gesagt?«
    »Ich habe gesagt, es stinkt«, sagte er in verwundertem Tonfall.
    »Und das überrascht dich?«, fragte ich ihn leicht gereizt. »Wie lange ist Hector Cameron tot, vier Jahre?«
    »Nun, ja, aber das ist nicht -«
    » Was macht ihr da ?« Jocasta Camerons Stimme erklang hinter mir, scharf vor Aufregung, und ich fuhr zusammen und ließ die Fackel fallen.
    Sie flackerte, ging aber nicht aus, und ich hob sie rasch wieder auf und schwenkte sie, um die Flamme anzufachen. Die Flamme wuchs und beruhigte sich und warf ein rötliches Glühen auf Jocasta, die hinter uns in ihrem weißen Nachthemd auf dem Weg stand wie ein Gespenst. Phaedre kauerte hinter ihrer Herrin, und von ihrem Gesicht war kaum mehr zu sehen als das kurze Aufleuchten ihrer Augen in der Dunkelheit. Die Augen sahen angsterfüllt aus, als sie jetzt von mir zu Jamie und dann zu dem dunklen Loch in der Fassade des Mausoleums huschten.
    »Was ich hier mache? Ich schaffe Leutnant Wolff beiseite, was sonst?« Jamie, der über das plötzliche Auftauchen seiner Tante genauso erschrocken war wie ich, klang leicht gereizt. »Lass mich nur machen, Tante Jocasta. Du brauchst dich nicht damit zu befassen.«
    »Du kannst nicht - nein, du darfst Hectors Grabkammer nicht öffnen!«
Jocastas lange Nase zuckte, denn offensichtlich fing auch sie den Verwesungsgeruch auf - der zwar schwach, aber deutlich war.
    »Mach dir keine Sorgen, Tante Jocasta«, sagte Jamie. »Geh wieder ins Haus. Ich komme schon zurecht. Es wird alles gut.«
    Sie ignorierte seine beschwichtigenden Worte und näherte sich weiter, wobei sie mit den Händen blind in der Luft herumtastete.
    »Nein, Jamie! Das darfst du nicht. Verschließe es wieder. Schließe es, in Gottes Namen!«
    Die Panik in ihrer Stimme war nicht zu überhören, und ich sah, wie Jamie verwirrt die Stirn runzelte. Er ließ den Blick unsicher von seiner Tante zu dem Loch im Mausoleum

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