Das fliegende Klassenzimmer.
zerrissen.«
»Ein bisschen sehr zerrissen«, verbesserte Martin.
»Und nun werden sie sich an den Diktatheften rächend betätigen wollen«, schloss Sebastian, scharfsinnig wie immer, den Vortrag.
»Na, da zieht mal in euren prähistorischen Krieg«, sagte der Nichtraucher. »Vielleicht komm ich aufs Schlachtfeld in die Förstereistraße und verbinde die Verwundeten. Ich muss mich nur rasch umziehen. Und euer Justus, der gefällt mir immer besser.«
»Ja«, rief Martin begeistert. »Der Doktor Bökh ist ein großartiger Kerl.«
Der Nichtraucher zuckte leicht zusammen. »Wie heißt euer Justus?«
»Doktor Johann Bökh«, sagte Johnny. »Kennen Sie ihn etwa?«
»Kein Gedanke«, meinte der Nichtraucher. »Ich kannte früher einmal jemanden, der so ähnlich hieß… Nun macht aber, dass ihr auf den Kriegspfad kommt, ihr Hottentotten! Und brecht niemandem das Genick. Euch nicht und den anderen auch nicht. Ich lege nur noch ein Brikett in meinen Kamin und zieh mich um.«
»Auf Wiedersehen!«, schrien die drei Jungen und rannten in den Garten.
Draußen sagte Sebastian: »Ich wette, er kennt den Justus.«
»Das geht uns einen Dreck an«, erklärte Martin. »Wenn er ihn besuchen will - die Adresse weiß er ja nun.«
Sie stießen auf Matthias und Uli. »Na endlich«, knurrte Matthias. »Uli ist schon halb erfroren.«
»Dauerlauf macht warm«, sagte Martin. »Los!« Und dann trabten sie stadtwärts.
Das dritte Kapitel
...enthält Fridolins Rückkehr; ein Gespräch über den ulkigsten Primus von Europa; Frau Egerlands neuesten Ärger; einen reitenden Boten zu Fuß; unannehmbare Bedingungen; einen brauchbaren Schlachtplan und den noch brauchbareren Vorschlag des Nichtrauchers.
Es schneite noch immer. Der Atem der rennenden Jungen dampfte, als ob sie dicke Zigarren rauchten. Vor den Eden-Lichtspielen am Barbarossaplatz standen ein paar externe Quartaner. Sie wollten ins Kino gehen und warteten darauf, dass geöffnet wurde.
»Lauft mal ruhig weiter!«, rief Martin seinen Kameraden zu.
»Ich hole euch schon wieder ein.« Dann trat er zu den Quartanern. »Ihr könntet uns einen Gefallen tun«, sagte er.
»Lasst das Kino schießen! Die Realschüler haben den Kreuzkamm gefangen genommen, und wir müssen ihn rauspauken.«
»Sollen wir gleich mitkommen?«, fragte der Quartaner Schmitz. Er war klein und kugelrund und wurde Fässchen genannt.
»Nein«, meinte Martin. »Es hat Zeit. Seid, bitte, in einer Viertelstunde in der Vorwerkstraße, an der Ecke der Förstereistraße. Bringt noch ‘n paar Jungens mit. Aber verteilt euch beim Anmarsch. Und steckt die Mützen ein! Sonst wissen die Realisten zu früh, dass wir was vorhaben.«
»Schon gut, Martin«, sagte das Fässchen.
»Also, ich verlasse mich auf euch.«
»Eisern!«, riefen die Quartaner. Und Martin rannte keuchend weiter. Er holte die anderen ein und führte sie, da man unbemerkt bleiben wollte, auf Umwegen an die Förstereistraße heran. In der Vorwerkstraße, an der Ecke, machten sie Halt.
Wenig später kam Fridolin angefegt.
»Na?«, fragten sie alle wie aus einem Mund.
»Der Rudi ist noch nicht zu Hause«, sagte er, ganz außer Atem. »Das Dienstmädchen ist glücklicherweise gar nicht so dämlich, wie sie aussieht. Sie will dem Professor, wenn er fragt, weismachen, Rudi sei bei mir zum Essen eingeladen.«
»Es wird also ernst«, meinte Matthias befriedigt. »Da will ich mal schnell in die Nummer 17 gehen und den Egerland in Atome zertrümmern.«
»Hier bleibst du!«, befahl Martin. »Mit Prügeln allein ist uns nicht geholfen. Und wenn du dem Egerland den Kopf abreißt, wissen wir immer noch nicht, wo der Kreuzkamm mit den Heften steckt. Wart’s nur ab. Wir werden dich schon noch brauchen.«
»Das ist eine Aufgabe für mich«, meinte Sebastian Frank, und damit hatte er Recht. »Ich geh als Parlamentär hin. Vielleicht gelingt die Sache auf dem Verhandlungswege.«
»So siehst du gerade aus.« Matthias lachte abfällig.
»Ich werde wenigstens ausfindig machen, wo der Rudi steckt«, sagte Sebastian. »Das ist auch schon was wert.« Er zog ab.
Martin begleitete ihn ein Stück.
Matthias lehnte sich an eine Laterne, zog ein Oktavheft aus der Tasche und bewegte die Lippen, als rechne er.
Uli fror schon wieder.
»Was zählst du denn, Matz?«, fragte er.
»Meine Schulden«, gestand Matthias trübselig. »Ich fresse meinen alten Herrn noch kahl.« Dann klappte er das Heft zu, steckte es wieder ein und sagte: »Fridolin, pump mir ‘nen Groschen!
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