Das fliegende Klassenzimmer.
bittet, wir möchten euch den Gefangenen und die Hefte zurückgeben.«
»Andernfalls?«
»Andernfalls verbrennen wir die Diktathefte, und der Kreuzkamm bleibt gefangen. Ich kann dir schon jetzt versprechen: Der wird, wenn ihr den Brief nicht schreiben solltet, bei uns zum alten Mann! Ohrfeigen kriegt er außerdem.
Alle zehn Minuten sechs Stück.«
Sebastian sagte: »Die Bedingungen sind selbstverständlich unannehmbar. Ich fordere dich zum letzten Mal auf, den Kreuzkamm und die Hefte bedingungslos auszuliefern.«
»Wir denken ja gar nicht daran«, antwortete Egerland entschieden.
»Dann ist meine Aufgabe hier erledigt«, meinte Sebastian.
»Wir schreiten in etwa zehn Minuten zur Befreiung des Gefangenen.«
Egerland nahm ein schwarzes Tuch vom Tisch, öffnete das Fenster, hängte das Tuch zum Fenster hinaus und brüllte »Ahoi!« in den Hof. Dann schloss er das Fenster, lachte spöttisch und sagte: »Bitte schön, holt ihn euch!«
Sie verbeugten sich feindselig voreinander, und Sebastian verließ eiligst die Wohnung. Als er zu seinen Leuten zurückkam, waren, unter Fässchens Leitung, eben die Quartaner eingetroffen. Ungefähr zwanzig Jungen standen in der Vorwerkstraße, froren an den Zehen und warteten gespannt auf den Parlamentär.
»Wir sollen einen Entschuldigungsbrief schreiben, wegen der zerrissenen Fahne«, berichtete Sebastian. »Und außerdem sollen wir schriftlich um die Herausgabe des Gefangenen und der Hefte bitten.«
»Da lachen ja die Hühner!«, rief Matthias. »Los, Kinder! Hauen wir sie in die Pfanne!«
»Wo steckt denn der Martin?«, fragte Uli besorgt.
»Und wo ist nun eigentlich der Kreuzkamm?«, fragte Johnny Trotz.
»Ich glaube, sie haben ihn in Egerlands Keller eingesperrt und gefesselt«, meinte Sebastian. »Egerlands alte Dame erzählte so etwas Ähnliches. Den Kellerschlüssel hätten sie verlangt. Und eine Wäscheleine.«
»Also rein ins Vergnügen!«, schrie Fässchen. Und auch die anderen konnten es nicht erwarten.
Da kam Martin angerannt. »Los! Sie versammeln sich schon im Hofe!«
Sebastian erstattete dem Primus Bericht.
»Wo warst du denn in der ganzen Zeit?«, fragte Uli.
Martin wies auf das Eckhaus in der Vorwerkstraße. »Von dort aus kann man in Egerlands Hof hinübersehen. Er hat ein schwarzes Tuch gehisst und >Ahoi!< gebrüllt, und nun kommt die Bande aus den umliegenden Häusern angerückt.«
Er sah sich um und zählte. »Wir sind genug«, sagte er beruhigt.
»Weißt du vielleicht sogar, wo der Kreuzkamm steckt?«, fragte Sebastian eifersüchtig.
»Ja. In Egerlands Keller. Und ein paar Realisten bewachen ihn. Wir müssen sofort losschlagen. Sonst kommen da drüben immer mehr zusammen. Wir müssen den Hof stürmen und den Keller besetzen. Die eine Hälfte, unter Johnnys Kommando, dringt von der Straße her ins Haus. Die andere Hälfte, unter meiner Leitung, macht vom Eckhaus her, in dem ich eben war, über die Mauer weg einen Flankenangriff. Aber ein paar Minuten später.«
»Moment mal«, sagte jemand hinter ihnen. Sie drehten sich erschrocken um.
Der Nichtraucher stand lächelnd da. »Guten Tag!«, riefen sie allesamt und lächelten zurück.
»Das geht natürlich nicht, was ihr da vorhabt«, erklärte er.
»Der Egerland hat bereits dreißig Jungen beisammen. Ich hab sie mir gerade betrachtet. Außerdem wird euer Krieg einen derartigen Krach verursachen, dass das Überfallkommando anrückt.«
»Und dann erfahren’s beide Schulen«, sagte Uli frierend, »und es gibt Skandal. So kurz vor Weihnachten!«
Matthias sah den Kleinen streng an.
»Na ja, es ist doch wahr«, meinte Uli betreten, »Es ist nicht etwa, weil ich meinetwegen Angst hätte, Matz.«
»Was raten Sie uns also?«, fragte Martin.
»Seht ihr den Bauplatz da drüben? Ihr fordert die Realschüler auf, sich dort mit euch zu treffen. Und dann veranstaltet ihr einen Zweikampf. Wozu sollen sich denn alle verprügeln? Ihr und sie stellt je einen Vertreter. Es genügt, dass sich zwei verhauen. Wenn euer Vertreter gewinnt, müssen sie euch den Gefangenen bedingungslos herausgeben.«
»Und wenn der Realschüler gewinnt?«, fragte Sebastian komisch.
»Teufel, Teufel!«, sagte Matthias. »Bist du plötzlich wahnsinnig geworden? Ich will nur schnell noch eine Semmel essen.« Er griff in seine Tüte und begann zu kauen. »Die Realisten werden den Wawerka aufstellen. Und den erledige ich mit der Unken Hand.«
»Gut!«, rief Martin. »Versuchen wir’s so! Sebastian, hau ab und bringe sie zum
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