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Das fliegende Klassenzimmer.

Das fliegende Klassenzimmer.

Titel: Das fliegende Klassenzimmer. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kästner
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Im Dienst der guten Sache. Du kriegst ihn spätestens übermorgen zurück. Mein Alter hat geschrieben, dass er das Reisegeld und außerdem zwanzig Mark abgeschickt hat. Wenn ich jetzt nichts esse, kann ich nachher nicht zuschlagen.«
    »Das ist ja glatte Erpressung«, sagte Fridolin und gab ihm zehn Pfennige.
    Matthias schoss wie ein Pfeil in den nächsten Bäckerladen. Als er wiederkam, kaute er selig und hielt den anderen eine Tüte hin. Es waren Semmeln. Aber die anderen wollten nicht.
    Fridolin spähte gespannt um die Straßenecke. Und Johnny Trotz betrachtete ein Kolonialwarengeschäft, als hege mindestens der Schatz der Inkas im Schaufenster. Sie kannten das schon an ihm. Bei allem, was er anschaute, machte er Augen, als habe er es noch nie vorher gesehen. Deswegen redete er wohl auch so wenig. Er war dauernd mit Sehen und Hören beschäftigt.
    Da bog Martin um die Ecke, nickte ihnen aber nur zu und verschwand im Eckhaus der Vorwerkstraße. Uli freute sich über den Appetit von Matthias und sagte: »Der Martin ist ein Kerl, was? Wie er vorhin die Primaner aus der Turnhalle hinausfensterte!«
    »Martin ist ganz ohne Frage der ulkigste Primus von Europa«, meinte Matthias kauend. »Er ist widerlich fleißig und trotzdem kein Streber. Er ist, seit er in der Penne ist, Klassenerster und macht trotzdem jede ernsthafte Keilerei mit. Er hat eine halbe Freistelle und kriegt Stipendien, aber er lässt sich von niemandem was bieten. Ob das nun Primaner sind oder Pauker oder die Könige aus dem Morgenlande - wenn er im Recht ist, benimmt er sich wie eine Herde wilder Affen.«
    »Ich glaube, er hat sich den Justus zum Vorbild genommen«, sagte Uli, als verrate er ein großes Geheimnis. »Er liebt die Gerechtigkeit genau wie der Justus. Und da wird man wahrscheinlich so ‘n Kerl.«
    Sebastian klingelte in der Förstereistraße 17, im dritten Stock, bei Egerlands. Eine Frau öffnete und blickte ihn mürrisch an.
    »Ich gehe mit Ihrem Sohn in dieselbe Klasse«, sagte Sebastian. »Kann ich ihn mal sprechen?«
    »Das ist ja heute wie im Taubenschlag«, brummte die Frau.
    »Was ist denn mit euch Brüdern los? Einer holt den Kellerschlüssel, um seinen Rodelschlitten einzustellen. Der Zweite braucht dringend eine Wäscheleine. Und die Übrigen kommen in die Wohnung und machen mir die Teppiche dreckig.«
    Sebastian putzte sich die Stiefel auf dem Strohdeckel sauber und fragte: »Ist er jetzt allein, Frau Egerland?«
    Sie nickte unwillig und ließ ihn eintreten. »Dort ist sein Zimmer.« Sie zeigte auf eine Tür im Hintergrunde des Korridors.
    »Ach, eh ich’s vergesse«, sagte der Junge, »haben Sie den Kellerschlüssel schon wiedergekriegt?«
    »Du willst wohl auch einen Schlitten einstellen?«, knurrte sie.
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht unbedingt nötig, liebe Frau Egerland«, meinte er und trat, ohne anzuklopfen, ins Zimmer des feindlichen Anführers.
    Der Realschüler Egerland hüpfte vor Staunen vom Stuhl.
    »Was soll denn das heißen?«, rief er. »Ein Gymnastiker?«
    »Ich bin gewissermaßen ein reitender Bote«, sagte Sebastian.
    »Ich bin ein Parlamentär und bitte, das zu berücksichtigen.«
    Egerland runzelte die Stirn. »Dann binde dir wenigstens ein weißes Taschentuch um den Arm. Sonst geht’s dir dreckig, wenn dich meine Leute erwischen.«
    Sebastian holte ein Taschentuch heraus, meinte lächelnd:
    »Sehr weiß ist es nicht mehr«, und band es mit Hilfe der linken Hand und der Zähne um den rechten Arm.
    »Und was willst du?«, fragte Egerland.
    »Wir ersuchen euch um die Herausgabe des Gymnasiasten Kreuzkamm und der Diktathefte.«
    »Was bietet ihr dafür?«
    »Nichts«, sagte Sebastian kühl. »Unsre Leute sind im Anmarsch und werden sich den Gefangenen, wenn ihr ihn nicht freiwillig herausgebt, holen.«
    Egerland lachte. »Erst müsst ihr wissen, wo er ist. Und dann müsst ihr ihn befreien. Das sind zwei Sachen, die viel Zeit kosten, mein Lieber.«
    »Ich verbitte mir jede Art von Vertraulichkeit«, entgegnete Sebastian streng. »Ich bin nicht dein Lieber, verstanden?
    Außerdem erlaube ich mir den Hinweis, dass ihr mit dem Rudi Kreuzkamm nicht das Geringste anfangen könnt. Wollt ihr ihn etwa tagelang versteckt halten? Das könnte sehr unangenehm für euch werden. Aber zur Sache. Welche Bedingungen stellt ihr?«
    »Eine einzige Bedingung müsst ihr erfüllen«, sagte Egerland.
    »Ihr schreibt sofort einen Brief an uns, in dem ihr euch entschuldigt, dass ihr unsre Fahne zerrissen habt, und in dem ihr

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