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Das Fluestern des Todes

Das Fluestern des Todes

Titel: Das Fluestern des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Wignall
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auf dem Fußboden neben dem offenen Geschirrspüler lag. Ihr Blut war auf die sauberen Teller gespritzt, die sie gerade in den Schrank hatte räumen wollen.
    Er ging durch den Flur und stieg vorsichtig über die Lache von Mark Hattos Blut auf den Fliesen, die sich in den wenigen Minuten gebildet hatte, seit er ihn erschossen hatte. Er drückte die Haustür behutsam zu, stieg in seinen Wagen und fuhr los.
    Das Haus hinter ihm blieb friedlich und still. Das einzige, wenn auch kaum hörbare Geräusch war das blecherne Plärren aus Bens Kopfhörer. Doch wie die Lampen, die bereits vereinzelt im Haus angeschaltet waren, erweckte es den falschen Eindruck: dass das Leben hier seinen gewohnten Gang ging.
    Sicher, von außen sah alles unauffällig und idyllisch aus – das Haus einer betuchten Familie, die hier gemeinsam einen entspannten Sommerabend verbrachte. Der Luxus zeigte sich schon im Abstand zu den benachbarten Häusern: Die Lichter in den großzügig begrünten Gartenanlagen, die nun vermehrt aufleuchteten, waren weit voneinander entfernt. Es war ein diskreter, unaufdringlicher Wohlstand, der hier gelebt wurde – ein Wohlstand, der auch den Nebeneffekt hatte, dass die Morde in dieser Nacht nicht mehr entdeckt werden würden.
    Aber keine Frage: Die Erde hatte gebebt, und die Schockwellen sollten sich langsam vom Haus der Hattos ausbreiten und andere, weit entfernte Menschen bedrohen.
    Ein paar Hundert Meter weiter gingen die Nachbarn ungerührt ihrer abendlichen Routine nach – nichts ahnend von dem unheimlichen Adrenalinrausch der nächsten 24 Stunden, wenn die Fernsehteams, Reporter und Fotografen, ihre verschlafene Nachbarschaft komplett auf den Kopf stellen würden.
    Ein Stückchen weiter, rund drei Kilometer entfernt, saß die Familie Shaw mit Freunden beim Barbecue. Auch Alice war in der Runde: bester Laune, vom Rotwein leicht beschwipst – und natürlich nicht auf die Tatsache vorbereitet, dass ihre Gefühle für Ben Hatto, so konfus sie auch sein mochten, bald eine tragische Bedeutung bekommen sollten, eine stetige traurige Erinnerung an eine verpasste Gelegenheit.
    In der nächstliegenden Stadt, acht Kilometer entfernt, ahnte die Kriminalpolizei nicht, dass sie sich bald mit ihrem ersten Mordfall seit zwei Jahren beschäftigen würde. Die Beamten wussten nicht, wer da wirklich in ihrer Mitte gelebt hatte – oder dass sie vierundzwanzig Stunden später der Presse mitteilen würden, dass Mark Hattos geschäftliche Aktivitäten »komplex« gewesen seien. Eine blumige Umschreibung, die immer dann gerne gewählt wurde, wenn man der Bevölkerung mitteilen wollte, dass der Bursche offensichtlich Dreck am Stecken gehabt und sein Schicksal geradezu heraufbeschwört hatte.
    Und Tausende von Kilometern weiter, in einer italienischen Kleinstadt, befand sich eine Tochter – eine Schwester – zu der die Polizei nun Kontakt aufnehmen und ihr die traurige Nachricht überbringen musste. Der gleiche Polizist, der Ben Hattos Musik abgestellt hatte und sich auf den Mord partout keinen Reim machen konnte, kam spät, vielleicht zu spät, zu der Erkenntnis, dass möglicherweise auch seine Schwester in akuter Gefahr schwebte.
    Er stand am Bett des Jungen und versuchte, die Sinnlosigkeit des Ganzen zu begreifen. Der Junge hatte offensichtlich nichts verbrochen und auch keine Feinde, war aber trotzdem von einem Killer hingerichtet worden. Langsam dämmerte es ihm, dass der Mord Teil eines größeren Komplotts sein könnte – und dass Ella Hatto, wo immer sie auch steckte, dort genauso in Gefahr schwebte wie im elterlichen Haus. Falls sie überhaupt noch lebte.

ZWEI
    Sie hockten an einem kleinen Tisch und hatten ihre Stühle zur Straßenseite gedreht, um die Passanten besser beobachten zu können. Und es gab eine Menge zu sehen: Leute, die draußen vor den anderen Bars und Cafés saßen, vor allem aber die passeggiata, den traditionellen Abendspaziergang, auf dem die Einwohner durch diese und die benachbarten Sträßchen promenierten.
    Ab und an machte Chris sie auf einen besonders markanten Charakter aufmerksam: einen Bilderbuch-Italiener mit einem Medaillon an einer Goldkette um den Hals etwa oder eine Frau, die wie eine Nutte oder ein Transvestit daherkam. Sie kicherten dann kurz, waren die meiste Zeit aber still und völlig damit zufrieden, den Menschen zuzuschauen, an ihren Drinks zu nippen und sich nach dem anstrengenden Tag einfach nur auszuruhen.
    Die letzten Tage in Rom und Florenz waren anstrengend gewesen, aber

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