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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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    END
    »Probier’s mal, schreib I, H, V, H, wenn er das Input verlangt, und laß das Programm laufen. Vielleicht wirst du enttäuscht sein: die möglichen Permutationen sind bloß vierundzwanzig.«
    »Heilige Seraphim! Und was machst du mit vierundzwanzig Namen Gottes? Glaubst du, unsere Weisen hätten das nicht schon längst ausgerechnet? Lies doch mal das Sefer Jezirah, Abschnitt sechzehn im vierten Kapitel. Und sie hatten keine Computer. ›Zwei Steine erbauen zwei Häuser. Drei Steine erbauen sechs Häuser. Vier Steine erbauen vierundzwanzig Häuser. Fünf Steine erbauen einhundertzwanzig Häuser. Sechs Steine erbauen siebenhundertzwanzig Häuser. Sieben Steine erbauen fünftausendundvierzig Häuser.
    Von hier an geh und denke an das, was der Mund nicht sagen und das Ohr nicht hören kann.‹ Weißt du, wie man das heute nennt? Faktorenrechnung. Und weißt du, warum dir die Tradition rät, hier lieber haltzumachen? Weil, wenn der Name Gottes acht Buchstaben hätte, die Zahl der Permutationen vierzigtausend wäre, und bei zehn wären’s drei Millionen sechshunderttausend, und die Permutationen deines armseligen Namens wären fast vierzig Millionen, und sei froh, daß du nicht auch noch eine middle initial hast wie die Amerikaner, sonst kämst du auf mehr als vierhundert Millionen. Und wenn die Lettern von Gottes Namen siebenundzwanzig wären — denn das hebräische Alphabet hat zwar keine Vokale, aber zweiundzwanzig Laute plus fünf Varianten —, dann wäre die Anzahl seiner möglichen Na-45
    men eine neunundzwanzigstellige Zahl. Aber du müßtest auch die Wiederholungen mitrechnen, denn man kann nicht ausschließen, daß der Name Gottes siebenundzwanzigmal hintereinander das Aleph ist, und dann würde die Faktorenrechnung nicht mehr genügen, du müßtest siebenundzwanzig hoch siebenundzwanzig rechnen — und dann kämst du, glaub ich, auf vierhundertvierundvierzig Milliarden Milliarden Milliarden Milliarden Möglichkeiten oder noch mehr, jedenfalls auf eine Zahl mit neununddreißig Stellen.«
    »Du mogelst, um mich zu beeindrucken. Auch ich habe dein Sefer Jezirah gelesen. Die elementaren Lettern sind zweiundzwanzig, und mit ihnen, nur mit ihnen, formte Gott alles Geschaffene.«
    »Das sind doch Sophistereien, wenn du in diese Größen-ordnungen vordringst, kommst du, auch wenn du statt siebenundzwanzig hoch siebenundzwanzig bloß zweiundzwanzig hoch zweiundzwanzig rechnest, dann kommst du trotzdem auf etwas wie dreihundertvierzig Milliarden Milliarden Milliarden. Wo ist da der Unterschied für dein Men-schenmaß? Weißt du, daß, wenn du’s auszählen müßtest, eins zwei drei und so weiter, eine Zahl pro Sekunde, daß du dann für eine Milliarde, ich sage bloß eine kleine Milliarde, fast zweiunddreißig Jahre brauchtest? Aber die Sache ist noch viel komplexer, als du meinst, und die Kabbala beschränkt sich nicht auf das Sefer Jezirah. Ich will dir sagen, warum eine gute Permutation der Torah alle siebenundzwanzig Buchstaben des hebräischen Alphabets benutzen muß. Es stimmt zwar, daß die fünf letzten, wenn sie bei einer Permutation ins Innere des Wortes fallen, sich in ihr normales Äquivalent verwandeln. Aber es ist nicht immer so. In Jesaja neun, zwei zum Beispiel ist das Wort LMRBH, Lemar-bah und das heißt, wie’s der Zufall will, »multiplizieren« —
    mit dem Schluß-Mem in der Mitte geschrieben.«
    »Und warum?«
    »Weil jeder Buchstabe einer Zahl entspricht, und das normale Mem gilt vierzig, während das Schluß- Mem den Wert sechshundert hat. Hier geht es nicht um Temurah, die zu permutieren lehrt, sondern eher um Gematrie, die nach sub-limen Affinitäten zwischen dem Wort und seinem Zahlen-wert sucht. Mit dem Schluß-Mem hat das Wort LMRBH nicht den Wert 277, sondern 837 und ist daher gleichwertig mit 46
    ›ThThZL, Thath Zal‹, was heißt ›der, welcher reichlich schenkt‹. Woran du siehst, daß man alle siebenundzwanzig Buchstaben berücksichtigen muß, denn es geht nicht nur um den Klang, sondern auch um die Zahl. Und jetzt kommen wir auf meine Rechnung zurück: die Anzahl der Permutationen ist mehr als vierhundert Milliarden Milliarden Milliarden Milliarden. Weißt du, wie lange du brauchtest, um sie alle durchzuprobieren, eine pro Sekunde, mal angenommen, du hättest eine Maschine, gewiß nicht deine erbärmliche kleine hier, die das könnte? Bei einer Kombination pro Sekunde brauchtest du sieben

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