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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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darüber nachgedacht und mir gesagt: Wir sind es, die Jesus noch immer als einen Ausdruck der jüdischen Religiosität betrachten, weil die römische Kirche es uns so lehrt.
    Die Templer wußten sehr wohl, daß Jesus ein keltischer My-172
    thos ist. Der ganze Bericht der Evangelien ist eine hermetische Allegorie — Wiederauferstehung nach Verwesung in den Eingeweiden der Erde undsoweiter undsofort. Christus ist nichts anderes als das Elixier der Alchimisten. Andererseits wissen alle, daß die Trinität ein arischer Begriff ist —
    und sehen Sie, deswegen steht die ganze Templerregel, diktiert von einem Druiden wie Bernhard von Clairvaux, unter dem Zeichen der Dreizahl.«
    Der Oberst trank einen weiteren Schluck Wasser. Seine Stimme war heiser. »Kommen wir nun zu der dritten Etappe: das Refugium. Es ist Tibet.«
    »Und wieso Tibet?«
    »Nun, vor allem, weil Wolfram von Eschenbach am Ende erzählt, daß die Templer Europa verließen und den Gral nach Indien verbrachten. Zur Wiege des arischen Geschlechts. Das Refugium ist Agarttha. Sie werden doch sicher schon von Agarttha gehört haben, dem Sitz des Königs der Welt, der unterirdischen Stadt, von der aus die Herren der Welt den Gang der Menschheitsgeschichte beherrschen und lenken. Die Templer haben sich eins ihrer Zentren direkt an den Wurzeln ihrer Spiritualität geschaffen. Kennen Sie die Beziehungen zwischen dem Reich von Agarttha und der Synarchie?«
    »Ehrlich gesagt, nein...«
    »Na, ist auch besser so, es gibt Geheimnisse, die tödlich sein können. Aber schweifen wir nicht ab. Auf jeden Fall wissen alle, daß Agarttha vor sechstausend Jahren gegründet wurde, zu Beginn der Epoche des Kali-Yuga, in der wir heute noch leben. Die Aufgabe der Ritterorden war seit jeher, den Kontakt zu diesem geheimen Zentrum zu halten, die aktive Kommunikation zwischen der Weisheit des Orients und der Weisheit des Okzidents zu sichern. Und somit ist klar, wo das vierte Treffen stattfinden soll, nämlich in einem anderen druidischen Heiligtum, in der Stadt der Jungfrau, das heißt der Kathedrale von Chartres. Chartres liegt von Provins aus gesehen auf der anderen Seite des Haupt-flusses der Ile de France, der Seine.«
    Wir konnten unserem Gesprächspartner nicht mehr folgen: »Was hat denn Chartres mit Ihrer keltisch-druidischen Linie zu tun?«
    »Woher, glauben Sie wohl, kommt die Idee der Jungfrau?
    173
    Die ersten Jungfrauen, die in Europa auftauchen, sind die schwarzen Jungfrauen der Kelten. Bernhard von Clairvaux lag einmal als junger Mann in der Kirche von Saint Voirles auf den Knien vor einer schwarzen Jungfrau, und sie preßte aus ihrer Brust drei Milchtropfen, die auf die Lippen des künftigen Gründers der Templer fielen. Daher die Romane über den Gral, als Deckmantel für die Kreuzzüge, und die Kreuzzüge, um den Gral wiederzufinden. Die Benediktiner sind die Erben der Druiden, das weiß doch jeder.«
    »Aber wo sind diese schwarzen Jungfrauen dann geblieben?«
    »Sie wurden aus dem Weg geräumt von denen, die daran interessiert waren, die nordische Tradition zu verdunkeln und die keltische Religiosität in die mediterrane Religiosität zu überführen, indem sie den Mythos der Maria von Nazareth erfanden. Und wo man sie nicht verschwinden lassen konnte, wurden sie verwandelt und denaturiert, wie die zahlreichen schwarzen Madonnen, die man noch immer dem Fanatismus der Massen darbietet. Doch wenn man die Bilder der Kathedralen richtig liest, wie es der große Fulcanelli getan hat, sieht man, daß diese Geschichte in klaren Lettern erzählt wird, und in klaren Lettern wird auch das Verhältnis dargestellt, das die keltischen Jungfrauen mit der alchimistischen Tradition templerischen Ursprungs verbindet, die aus der schwarzen Jungfrau das Symbol der Urmaterie macht, an welcher die Sucher nach jenem Stein der Weisen arbeiten, der, wie wir sahen, nichts anderes ist als der Gral. Und überlegen Sie einmal, woher wohl jenem anderen großen Erben der Druiden, dem Propheten Mohammed, die Inspiration zu dem schwarzen Stein von Mekka gekommen ist.. In Chartres hat man die Krypta zugemauert, die in jenen unterirdischen Raum führt, wo sich die ursprüngliche heidnische Statue noch befindet, aber wer gut sucht, kann in der Kathedrale noch eine schwarze Jungfrau finden, Notre-Dame du Pilier, skulpiert von einem noch odinistisch geprägten Kanonikus.
    Die Statue hält den magischen Zylinder der großen Odin-spriesterinnen in der Hand, und zu ihrer Linken ist der magische

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