Das Foucaultsche Pendel
Traumdeutung.«
»Vergessen wir nicht, wir suchen hier Texte für die Entschleierte Isis. Wir betreiben keine Philologie. Vielleicht gefällt den Diabolikern gerade das falsche Hebräisch der Traumdeuter. Ich schwanke, was die Beiträge über die Freimaurerei betrifft. Garamond hat mir empfohlen, keine Experimente zu machen, er will sich nicht in die Streitereien zwischen den verschiedenen Riten einmischen, aber ich würde diesen Text hier über die freimaurerische Symbolik in der Grotte von Lourdes nicht vernachlässigen. Auch nicht diesen anderen, sehr schönen hier, über das Auftauchen eines Edelmannes, vermutlich des Grafen von Saint-Germain, eines Vertrauten von Benjamin Franklin und La Fayette, bei der Erfindung des amerikanischen Sternenbanners. Allerdings erklärt er zwar die Bedeutung der Sterne ganz gut, aber mit den Streifen verheddert er sich ganz schön.«
»Der Graf von Saint-Germain!« sagte ich. »Schau, schau!«
»Wieso? Kennen Sie ihn?«
»Wenn ich ja sage, werden Sie mir nicht glauben. Lassen wir das. Ich hab hier eine vierhundert Seiten dicke Monstrosität über die Irrtümer der modernen Wissenschaft: Das Atom, eine jüdische Lüge, Der Irrtum Einsteins und das mystische Geheimnis der Energie, Die Illusion Galileis und die immaterielle Beschaffenheit des Mondes und der Sonne.«
»Wenn's darum geht«, sagte Diotallevi, »am besten gefällt mir diese Revue Fortischer Wissenschaften.«
»Was sind denn Fortische Wissenschaften?«
»Die von einem gewissen Charles Hoy Fort, der sich eine riesige Sammlung unerklärlicher Ereignisse angelegt hatte. Zum Beispiel ein Regen von Fröschen in Birmingham, Fußspuren eines Fabeltieres in Devonshire, mysteriöse Treppen und Abdrücke von Saugnäpfen auf einigen Bergrücken, Unregelmäßigkeiten in der Abfolge der Äquinoktien, Schriften auf Meteoriten, schwarzer Schnee, Blutregen, geflügelte Wesen achttausend Meter über Palermo, leuchtende Räder im Meer, Reste von Riesen, Kaskaden von toten Blättern in Frankreich, Niederschläge von lebender Materie in Sumatra, und natürlich alle Abdrücke in Machu Picchu und auf anderen Gipfeln der Anden, die von einer Landung mächtiger Raumschiffe in prähistorischen Zeiten künden. Wir sind nicht allein im Universum.«
»Seien wir froh«, sagte Belbo. »Was mich umtreibt, sind diese fünfhundert Seiten hier über die Pyramiden. Habt ihr gewusst, dass die Cheopspyramide genau auf dem dreißigsten Breitengrad steht, demselben, der das längste Stück von allen über Land verläuft? Dass die geometrischen Relationen, die man auf der Cheopspyramide finden kann, dieselben sind, die sich auch an der Pedra Pintada in Amazonien finden? Dass es in Ägypten zwei gefiederte Schlangen gab, eine auf dem Thron des Tutanchamun und die andere auf der Pyramide von Saqqara, was auf Quetzalcoatl verweist?«
»Was hat Quetzalcoatl mit Amazonien zu tun, wenn er doch zum mexikanischen Pantheon gehört?« fragte ich.
»Na, vielleicht hab ich da einen Nexus verpasst. Andererseits, wie erklärt sich, dass die Statuen auf den Osterinseln megalithisch sind, genau wie die keltischen? Einer der polynesischen Götter hieß Ya, und das ist ganz klar der Jod der Juden, wie auch der altungarische Io-v', der große und gute Gott. Eine alte mexikanische Handschrift zeigt die Erde als ein Quadrat, umgeben vom Meer, und im Zentrum der Erde steht eine Pyramide, auf der das Wort Aztlan geschrieben steht, das an Atlas oder Atlantis erinnert. Warum sind auf beiden Seiten des Atlantiks Pyramiden zu finden?«
»Weil es leichter ist, Pyramiden zu bauen als Kugeln. Weil der Wind die Dünen zu Pyramiden formt und nicht zu attischen Tempeln.«
»Ich hasse den Geist der Aufklärung«, sagte Diotallevi.
»Weiter. Der Kult des Sonnengottes Re tritt in der ägyptischen Religion nicht vor dem Neuen Reich auf, ergo kommt er von den Kelten. Oder denken wir an Sankt Nikolaus und seinen Schlitten. Im vorgeschichtlichen Ägypten war das Sonnenschiff ein Schlitten. Da es in Ägypten keinen Schnee gibt, muß der Schlitten aus dem Norden gekommen sein... «
Ich gab nicht nach: »Vor der Erfindung des Rades hat man den Schlitten auch auf Sand benutzt.«
»Reden Sie nicht immer dazwischen. Dieses Buch sagt, zuerst müsse man die Analogien identifizieren, dann nach den Gründen suchen. Und letzten Endes seien die Gründe wissenschaftliche. Die Ägypter mussten die Elektrizität gekannt haben, andernfalls hätten sie nicht machen können, was sie gemacht haben. Ein
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