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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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deutscher Ingenieur, der mit dem Bau der Kanalisierung von Bagdad beauftragt war, hat elektrische Batterien gefunden, die noch funktionierten und in die Zeit der Sassaniden zurückgingen. Bei den Ausgrabungen in Babylon sind Akkumulatoren ans Licht gekommen, die vor viertausend Jahren fabriziert worden waren. Und schließlich war die biblische Bundeslade (die die Gesetzestafeln, den Stab Aarons und ein Gefäß mit Manna aus der Wüste enthielt) eine Art elektrischer Tresor, der Entladungen bis zu fünfhundert Volt produzieren konnte.«
    »Das hab ich schon mal in einem Film gesehen.«
    »Ja und? Was meinen Sie, woher die Drehbuchschreiber ihre Ideen beziehen? Die Bundeslade war aus Akazienholz, innen und außen mit Gold überzogen — dasselbe Prinzip wie bei den elektrischen Kondensatoren: zwei Leitungen, getrennt durch eine Isolierung. Sie war umgeben von einem Gewinde aus purem Gold, und sie stand in einer trockenen Zone, wo das Magnetfeld an die 500-600 Volt pro Kubikmeter erreichte. Es heißt auch, Porsenna hätte sein Reich mit Hilfe der Elektrizität von der Präsenz eines schrecklichen Tieres mit Namen Volt befreit«
    »Eben deswegen hatte Alessandro Volta diesen exotischen Namen angenommen. Vorher hieß er bloß einfach Szmrszlyn Krasvhnaprzavl.«
    »Seien wir ernsthaft. Auch weil ich hier außer den Manuskripten noch eine Handvoll Briefe habe, die Enthüllungen ankündigen über die Beziehungen zwischen Jeanne d'Arc und den Sibyllinischen Büchern, der talmudischen Lilith und der hermaphroditischen Großen Mutter, dem genetischen Code und den Marskanälen, über die verborgene Intelligenz der Pflanzen, die kosmische Wiedergeburt und die Psychoanalyse, Marx und Nietzsche in der Perspektive einer neuen Angelologie, die Goldene Zahl und die Slums von Kalkutta, Kant und Okkultismus, die Mysterien von Eleusis und Jazz, Cagliostro und die Atomenergie, Homosexualität und Gnosis, Golem und Klassenkampf, und schließlich ein Werk in acht Bänden über den Gral und das Heilige Herz.«
    »Was will es beweisen? Dass der Gral eine Allegorie des Heiligen Herzens ist oder das Heilige Herz eine Allegorie des Grals?«
    »Ich kapiere den Unterschied und weiß ihn zu schätzen, aber ich glaube, dem hier ist beides recht. Jedenfalls bin ich hier mit meiner Weisheit am Ende. Wir sollten Signor Garamond fragen.«
    Wir fragten ihn. Er sagte, wir sollten grundsätzlich nichts wegwerfen und alles prüfen.
    »Aber schauen Sie, das meiste von diesem Zeug wiederholt bloß Sachen, die man an jedem Bahnhofskiosk finden kann«, sagte ich. »Die Autoren, auch die schon gedruckten, schreiben voneinander ab, der eine zitiert als Beleg die Behauptung des andern, und als letzten Beweis benutzen sie alle einen Satz von Jamblichos oder so jemandem.«
    »Na und?« sagte Garamond. »Wollen Sie den Lesern etwas verkaufen, was sie nicht kennen? Die Bücher der Entschleierten Isis müssen genau von denselben Sachen handeln, die auch in den anderen stehen. Sie bestätigen sich gegenseitig, also sind sie wahr. Misstrauen Sie der Originalität.«
    »Schon recht«, sagte Belbo, »aber wir müssten doch wenigstens wissen, was in diesen Kreisen allgemein bekannt ist und was nicht. Wir bräuchten einen Berater.«
    »Welcher Art?«
    »Ich weiß nicht. Er müsste nüchterner als die Diaboliker sein, aber ihre Welt kennen. Und er müsste uns auch bei der Reihe Hermetik beraten. Ein ernsthafter Kenner des Hermetismus der Renaissance... «
    »Bravo«, sagte Diotallevi, »und wenn du ihm dann das erste Mal so was wie den Gral und das Heilige Herz in die Hand drückst, geht er empört davon und knallt die Tür zu.«
    »Das ist nicht gesagt.«
    »Ich wüsste jemanden, der dafür richtig wäre«, sagte ich. »Er ist ein Gelehrter, der diese Sachen ernst genug nimmt, aber mit Eleganz, ich würde sagen, mit Ironie. Ich habe ihn in Brasilien kennengelernt, aber jetzt müsste er in Mailand sein. Ich muß irgendwo seine Telefonnummer haben.«
    »Kontaktieren Sie ihn«, sagte Garamond. »Aber seien Sie vorsichtig, er darf nicht zu teuer sein. Und dann versuchen Sie ihn auch gleich für das wunderbare Abenteuer der Metalle zu benutzen.«
    Agliè schien erfreut, meine Stimme zu hören. Er fragte, wie es der entzückenden Amparo gehe, ich gab ihm schüchtern zu verstehen, dass es sich um eine verflossene Geschichte handelte, er entschuldigte sich und machte ein paar liebenswürdige Bemerkungen über die Frische, mit welcher ein junger Mensch immer neue Kapitel in seinem

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