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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Leben aufschlagen könne. Ich machte ihm Andeutungen über ein neues Verlagsprojekt. Er zeigte sich interessiert, sagte, dass er uns gerne empfangen würde, und wir verabredeten ein Treffen in seinem Hause.
    Von der Geburt des Hermes-Projekts bis zu jenem Tage hatte ich mich unbesorgt auf Kosten der halben Welt amüsiert. Nun begannen sie, die Rechnung zu präsentieren. Auch ich war eine Biene und flog zu einer Blüte, nur wusste ich es noch nicht.

46
    Während des Tages setze dich etliche Male vor den Frosch und sprich Worte der Verehrung. Und bitte ihn, die Wunder zu vollbringen, die du dir wünschest… Unterdessen schnitze ein Kreuz, um ihn daran aufzuspießen.
    Aus einem Ritual von Aleister Crowley
     
    Agliè wohnte in der Gegend von Piazzale Susa: eine ruhige Seitenstraße, eine Fin-de-siècle-Villa in dezentem Jugendstil. Die Tür öffnete uns ein alter Diener in gestreifter Jacke. Er führte uns in einen Salon und bat uns, auf den Herrn Grafen zu warten.
    »Dann ist er also Graf«, flüsterte Belbo.
    »Hab ich Ihnen das nicht gesagt? Er ist Saint-Germain redivivus.«
    »Er kann nicht redivivus sein, wenn er nie gestorben ist«, sprach Diotallevi. »Er wird doch nicht Ahasver sein, der Ewige Jude?«
    »Nach Ansicht einiger ist der Graf von Saint-Germain auch Ahasver gewesen.«
    »Na bitte.«
    Agliè trat herein, wie immer makellos gekleidet. Drückte uns die Hand und entschuldigte sich: Eine langweilige Sitzung, ganz überraschend, halte ihn leider noch zehn Minuten in seinem Studio auf, wir sollten es uns einstweilen bequem machen. Er hieß den Diener, uns Kaffee zu bringen, und ging durch einen schweren Vorhang aus altem Leder hinaus. Es gab keine Tür, und während wir den Kaffee schlürften, hörten wir erregte Stimmen aus dem Nebenraum. Zuerst sprachen wir laut miteinander, um nicht zu lauschen, dann meinte Belbo, dass wir vielleicht störten. In einem Moment der Stille hörten wir eine Stimme und einen Satz, die unsere Neugier weckten. Diotallevi stand auf und tat, als bewunderte er einen barocken Stich an der Wand, direkt neben dem Vorhang. Es war eine Höhle im Gebirge, zu der einige Pilger über sieben Stufen hinaufstiegen. Nach kurzer Zeit taten wir alle drei, als ob wir das Bild studierten.
    Es war zweifellos die Stimme Bramantis, die wir gehört hatten, und er sagte gerade: »Also jedenfalls, ich schicke niemandem Teufel ins Haus.«
    An jenem Tag wurde uns klar, dass Bramanti nicht nur das Aussehen, sondern auch die Stimme eines Tapirs hatte.
    Die andere Stimme war die eines Unbekannten mit starkem französischen Akzent und schrillem Ton, fast hysterisch. Hin und wieder mischte sich die Stimme Agliès mit ein, sanft und konziliant.
    »Ich bitte Sie, meine Herren«, sagte Agliè gerade, »Sie haben mich um mein Urteil gebeten, und das ehrt mich, aber nun hören Sie mir auch zu. Erlauben Sie mir vor allem zu sagen, lieber Pierre, dass es zumindest unvorsichtig von Ihnen war, diesen Brief zu schreiben...«
    »L'affaire est très simple, Monsieur le Comte«, erwiderte die französische Stimme. »Dieser Monsieur Bramongti hat geschrieb ein Article in eine Dzaitschrift, die wir alle sähr estimieren, wo er macht eher plump Ironie über certains Lucifériens, die wollen 'aben 'Ostien, ohne selber su glauben an die reale Présence, um damit su machen Argent et patatati patatá. Bon, alle Welt weiß, dass die einsig anerkannte Eglise Luciférienne ist die, wo ich bin modestement Tauroboliaste et Psicopompe, und man weiß gut, dass mein Kirsche nich macht Satanisme vulgaire und nich macht Ratatouille mit 'Ostien, ces choses du chanoine Docre à Saint-Sulpice! Ich 'abe gesagt in die Brief, dass wir sind nich Satanisten vieux jeu, Adorateurs du Grand Tenancier du Mal, und dass wir nich 'aben notwendig su maken Nachäfferai von Römische Kirsche mit all diese Zimborium... Nous sommes plutôt Palladiens, aber das weiß tout le monde, für uns ist Lucifére der Princip du Bien, und wenn jemand ist der Princip du Mal, dann 'ökstens Adonai, weil er ist es, der diesen Welt hat geschafft, und Lucifer hat versuch sich su opponier...«
    »Schon gut«, unterbrach ihn Bramanti erregt, »ich hab's doch gesagt, kann sein, dass ich ein bisschen oberflächlich war, aber das erlaubt Ihnen nicht, mich mit Hexerei zu bedrohen!«
    »Mais voyons! Was ich 'abe gesagt, war ein Metaphòre! C'est plutôt vous, Sie sind es, die mich 'aben bedroht mit l‘envoûtement!«
    »Haha, als ob ich und meine Brüder Zeit hätten, kleine

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