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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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ein kleiner Betrüger, der vom Spiel mit den drei gezinkten Karten lebt, und dann kaufst du den Eiffelturm vom erstbesten Betrüger, der noch raffinierter ist als du. Jetzt schicke ich dich auf die Suche nach der Karte, auf diese Weise verschwindest du in den Eingeweiden der Erde, von den Strömungen mitgerissen, und stößt mit dem Kopf an den Südpol irgendeiner keltischen Nadel.
    Und mit Verschwörermiene: »Natürlich befand sich in dem Manuskript auch eine Karte, beziehungsweise ihre genaue Beschreibung und der Verweis auf das Original. Es ist schon frappierend, Sie machen sich keine Vorstellung, wie leicht das Problem zu lösen war. Die Karte war für jedermann zugänglich, jeder konnte sie sehen, Tausende sind jeden Tag an ihr vorbeigegangen, jahrhundertelang. Im übrigen ist das Orientierungssystem so einfach, dass es genügt, sich das Schema zu merken, und schon könnte man die Karte stante pede überall reproduzieren. So einfach und so unvorhersehbar... Alles in allem ist es so — ich sage das nur, um Ihnen die Idee zu verdeutlichen —, als wäre die Karte in die Cheopspyramide eingeschrieben, offen aufgeschlagen vor aller Augen, und jahrhundertelang hätten alle die Pyramide gelesen und wiedergelesen und dechiffriert, um andere Hinweise, andere Berechnungen in ihr zu finden, ohne die unglaubliche, die so wunderbar einfache Wahrheit auch nur zu ahnen. Ein Meisterwerk an Unschuld. Und an Raffinesse. Die Templer von Provins waren Magier.«
    »Sie machen mich wirklich neugierig. Könnten Sie mir diese Karte nicht einmal zeigen?«
    »Ich muß gestehen, ich habe alles zerstört, die zehn Seiten und die Karte. Ich war erschrocken, Sie werden das sicher verstehen, nicht wahr?«
    »Sie wollen mir doch nicht sagen, Sie hätten ein derart wichtiges Dokument zerstört... «
    »Ich hab's zerstört, aber wie ich schon sagte, die Enthüllung war von absolut unüberbietbarer Einfachheit. Die Karte ist hier drin«, und er schlug sich mit der Hand an die Stirn (und musste innerlich lachen, weil ihm dabei der dumme Witz mit dem Deutschen einfiel, der stolz erzählte, er hätte im Urlaub Italienisch gelernt, jeden Tag ein Wort, und jetzt habe er tutto kvi in mio kulo). »Seit über zehn Jahren trage ich's mit mir herum, dieses Geheimnis, seit über zehn Jahren habe ich diese Karte hier drin«, und er schlug sich erneut an die Stirn, »wie eine Obsession, und ich erschrecke bei dem Gedanken an die ungeheure Macht, die ich erlangen könnte, wenn ich mich nur entschlösse, das Erbe der Sechsunddreißig Unsichtbaren anzutreten. Jetzt verstehen Sie, warum ich Garamond dazu überredet habe, die Reihe Entschleierte Isis und die Geschichte der Magie herauszubringen: ich warte auf den richtigen Kontakt.« Und dann, mitgerissen von der Rolle, in die er sich immer mehr hineinsteigerte, und um Agliè ein letztes Mal auf die Probe zu stellen, wiederholte er fast wörtlich die glühenden Worte, die Arsene Lupin am Ende der Aiguille Creuse vor Beautrelet spricht: »In manchen Augenblicken schwindelt mir ob meiner Macht. Ich bin trunken vor Kraft und Autorität.«
    »Aber, lieber Freund«, hatte Aglie gesagt, »und wenn Sie nun den Fantasien eines Exaltierten zu viel Glauben geschenkt hätten? Sind Sie sicher, dass jener Text echt war? Warum vertrauen Sie nicht auf meine Erfahrung in diesen Dingen? Wenn Sie wüssten, wie viele Enthüllungen dieser Art mir in meinem Leben schon vorgekommen sind, Enthüllungen, bei denen ich zumindest das Verdienst hatte, ihre Inkonsistenz bewiesen zu haben. Mir würde ein Blick auf die Karte genügen, um ihre Zuverlässigkeit einzuschätzen. Ich kann mich einiger Kenntnisse rühmen, vielleicht bescheidener, aber präziser Kenntnisse auf dem Gebiet der traditionellen Kartografie.«
    »Herr Doktor Aglie«, hatte Belbo gesagt, »Sie wären der erste, der mir in Erinnerung riefe, dass ein aufgedecktes Initiationsgeheimnis zu nichts mehr nütze ist. Ich habe jahrelang geschwiegen, ich kann auch weiter schweigen.«
    Und er schwieg. Auch Aglie, ob naiv oder nicht, spielte seine Rolle ernsthaft. Er hatte sich sein Leben lang mit undurchdringlichen Geheimnissen abgegeben und glaubte nun fest, dass Belbos Lippen für immer versiegelt sein würden.
    In diesem Moment kam Gudrun herein und meldete Belbo, die Verabredung in Bologna sei für Freitag mittag festgesetzt worden. »Sie können den TEE am Morgen nehmen«, sagte sie.
    »Sehr angenehmer Zug, der TEE«, kommentierte Aglie. »Aber es ist immer besser, sich einen

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