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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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schlafen. Am nächsten Morgen versuchte er von neuem, Aglie am Telefon zu erreichen. Schweigen. Er lief hinunter, um sich Zeitungen zu holen. Zum Glück war die erste Seite noch ganz voll von dem Berlinguerbegräbnis, und die Meldung über die Bombe im Zug mit dem Fahndungsbild kam erst weiter innen. Belbo eilte mit hochgeschlagenem Kragen in seine Wohnung zurück Dann merkte er, dass er noch immer das blaue Jackett trug. Zum Glück ohne die weinrote Krawatte.
    Während er die Tatsachen noch einmal zu rekonstruieren versuchte, bekam er einen Anruf. Eine unbekannte, ausländische Stimme mit einem leicht balkanischen Akzent. Honigsüß, wie von jemandem, der ganz ohne eigene Interessen spricht, aus reiner Gefälligkeit. Armer Signor Belbo, sagte die Stimme, Sie sind da in eine recht unangenehme Geschichte hineingeraten. Man soll eben nie den Kurier für andere spielen, ohne sich den Inhalt des fraglichen Gepäckstücks genau anzusehen. Es wäre doch eine schöne Bescherung, wenn jemand der Polizei stecken würde, dass Signor Belbo der Unbekannte von Platz Nummer 45 war.
    Gewiss, dieser äußerste Schritt ließe sich vermeiden, wenn Signor Belbo sich entschließen würde zu kollaborieren. Zum Beispiel, wenn er sagen würde, wo sich die Karte der Templer befinde. Und da Mailand ein heißes Pflaster geworden sei, denn alle wüssten ja, dass der TEE-Attentäter aus Mailand gekommen war, sei es klüger, die ganze Sache auf neutrales Terrain zu verlagern, sagen wir nach Paris. Warum verabreden wir nicht ein Rendezvous in der Librairie Sloane, Rue de la Manticore 3, heute in einer Woche? Aber vielleicht würde Belbo besser daran tun, sofort abzureisen, bevor ihn jemand identifizierte. Librairie Sloane, Rue de la Manticore Nummer 3. Um zwölf Uhr mittags am 20. Juni würde er dort ein bekanntes Gesicht vorfinden, den Herrn mit Bart, mit dem er so liebenswürdig im Zug geplaudert hätte. Der würde ihm sagen, wo andere Freunde zu finden seien, und dann würde er, Belbo, endlich in aller Ruhe und in guter Gesellschaft erzählen können, was er wisse, und alles würde sich ohne Traumata lösen. Rue de la Manticore Nummer 3, leicht zu merken.

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    Saint-Germain... sehr kultiviert und geistreich... sagte, er besitze jede Art von Geheimnis... Häufig bediente er sich bei seinen Auftritten jenes berühmten magischen Spiegels, der seinen Ruf mitbegründet hatte... Da er durch katoptrische Effekte die gewünschten und fast immer wiedererkannten Schatten heraufbeschwor, war sein Kontakt mit der anderen Welt für viele eine bewiesene Sache.
    Le Coulteux de Canteleu, Les sectes et les sociétés secrètes, Paris, Didier, 1863, p. 170-171
     
    Belbo kam sich verloren vor. Alles war klar. Agliè hielt seine Geschichte für wahr und wollte die Karte, er hatte ihn in eine Falle gelockt und hatte ihn nun in der Hand. Entweder Belbo fuhr nach Paris, um zu enthüllen, was er nicht wusste (aber dass er's nicht wusste, wusste nur er, ich war verreist, ohne eine Adresse hinterlassen zu haben, und Diotallevi lag im Sterben), oder er hatte die ganze italienische Polizei auf dem Hals.
    Aber war's möglich, dass Agliè sich auf ein so schmutziges Spiel einließ? Was bildete der sich ein? Man musste den alten Narren am Kragen packen und ins Präsidium schleifen, nur so gab es ein Entkommen aus dieser Geschichte.
    Belbo nahm ein Taxi und fuhr zu Agliès Villa. Geschlossene Fensterläden, an der Tür das Pappschild einer Immobilienagentur: ZU VERMIETEN. Ja, sind wir denn alle verrückt geworden, Agliè hat doch hier noch vorige Woche gewohnt, ich hatte ihn angerufen! Belbo klingelte an der Tür des Nachbarhauses. »Der Herr dort? Der ist gerade gestern ausgezogen. Nein, ich weiß nicht wohin, ich kannte ihn nur vom Sehen, er lebte immer so zurückgezogen, und ich glaube, er war andauernd auf Reisen.«
    Blieb nur noch die Immobilienagentur. Aber dort hatte man noch nie von einem Agliè gehört. Die Villa war seinerzeit von einer französischen Firma gemietet worden. Die Miete war regelmäßig gekommen. Der Vertrag war ab sofort gekündigt worden, unter Verzicht auf Rückzahlung der Kaution. Alle Kontakte waren brieflich gewesen, mit einem gewissen Monsieur Ragotgky. Mehr wisse man nicht.
    Unmöglich! Rakosky oder Ragotgky oder wie auch immer, der mysteriöse Besucher des Oberst Ardenti, nach dem der scharfsinnige Kommissar De Angelis und Interpol suchten, der lief frei herum und mietete Immobilien! In unserer Geschichte war Ardentis Rakosky eine

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