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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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Platz reservieren zu lassen, besonders in dieser Jahreszeit.« Belbo meinte, auch wenn man im letzten Augenblick komme, finde man noch einen Platz, notfalls im Speisewagen, wo das Frühstück serviert werde. »Na, dann viel Glück«, sagte Aglie. »Bologna, eine schöne Stadt. Nur so heiß im Juni... «
    »Ich bleibe nur zwei, drei Stunden. Ich muß einen epigrafischen Text diskutieren, wir haben Probleme mit den Reproduktionen.« Und dann gezielt: »Es ist noch nicht mein Urlaub. Den Urlaub nehme ich so um die Sommersonnwende herum, kann sein, dass ich mich noch entschließe... Sie haben verstanden. Ich vertraue auf Ihre Verschwiegenheit. Ich habe zu Ihnen als einem Freund gesprochen.«
    »Ich kann notfalls noch besser schweigen als Sie«, sagte Aglie. »Jedenfalls danke ich Ihnen aufrichtig für Ihr Vertrauen.« Und war hinausgegangen.
    Belbo rieb sich befriedigt die Hände. Totaler Sieg seines astralen Narrationsvermögens über die Schwächen und Schäbigkeiten der niederen Welt.
    Am nächsten Tag bekam er einen Anruf von Aglie: »Ich muß mich entschuldigen, mein lieber Freund. Ich stehe vor einem kleinen Problem. Sie wissen, dass ich ein bescheidenes Geschäft mit antiquarischen Büchern betreibe. Heute Abend erhalte ich eine Sendung aus Paris, ein gutes Dutzend Bände aus dem Dixhuitième, von einem gewissen Wert, die ich unbedingt bis morgen einem Partner in Florenz aushändigen muß. Ich sollte sie selber hinbringen, aber ich werde hier durch eine andere Verpflichtung festgehalten. So habe ich an folgende Lösung gedacht: Sie müssen doch ohnehin nach Bologna fahren. Ich warte morgen früh am Zug, zehn Minuten vor der Abfahrt, und übergebe Ihnen ein kleines Köfferchen, Sie legen es in das Gepäcknetz und lassen es in Bologna dort liegen, allenfalls steigen Sie vielleicht als letzter aus, um sicherzugehen, dass es niemand wegnimmt. In Florenz wird mein Geschäftsfreund während des Halts einsteigen und sich das Köfferchen holen. Für Sie ist es eine lästige Mühe, ich weiß, aber wenn Sie mir diesen Dienst erweisen können, werde ich Ihnen auf ewig dankbar sein.«
    »Gern«, antwortete Belbo. »Aber wie wird Ihr Freund in Florenz wissen, wo ich den Koffer gelassen habe?«
    »Nun, ich bin vorsorglicher als Sie und habe Ihnen einen Platz reservieren lassen, Platz 45 in Wagen 8. Reserviert bis Rom, so dass ihn weder in Bologna noch in Florenz jemand anderes besetzen kann. Sie sehen, im Tausch für die Mühe, die ich Ihnen zumute, biete ich Ihnen die Sicherheit eines Sitzplatzes, ohne dass Sie sich im Speisewagen niederlassen müssen. Ich habe nicht gewagt, Ihnen auch die Fahrkarte zu besorgen, ich möchte nicht dass Sie denken, ich wollte mich auf so plumpe Weise meiner Schulden entledigen.«
    Wirklich ein echter Gentleman, hatte Belbo gedacht. Er wird mir einen Kasten erlesenen Weines schicken. Auf sein Wohl zu trinken. Gestern wollte ich ihn noch verschwinden lassen, und heute tue ich ihm sogar einen Gefallen. Aber hätte ich nein sagen können?
    Am Mittwoch früh war Belbo rechtzeitig zum Bahnhof gefahren, hatte die Fahrkarte nach Bologna gekauft und hatte Aglie am Zug neben Wagen 8 vorgefunden, mit dem Köfferchen. Es war ziemlich schwer, aber handlich.
    Er hatte es ins Gepäcknetz über Platz 45 gelegt und sich mit seinem Stoß Zeitungen niedergelassen. Die Meldung des Tages war das Begräbnis Enrico Berlinguers. Nach kurzer Zeit war ein Herr mit Bart gekommen und hatte sich auf den Platz neben Belbo gesetzt. Belbo kam es so vor, als hätte er ihn schon einmal gesehen (hinterher dachte er, vielleicht auf dem Fest in Piemont, aber er war sich nicht sicher). Bei der Abfahrt war das Abteil voll.
    Belbo las Zeitung, aber der Passagier mit Bart versuchte mit allen ins Gespräch zu kommen. Erst machte er Bemerkungen über die Hitze, über die Wirkungslosigkeit der Klimaanlage, über die Tatsache, dass man im Juni nie wisse, wie man sich anziehen solle, ob schon sommerlich oder noch für die Übergangszeit. Dann meinte er, dass die beste Kleidung ein leichter Blazer sei, genau so einer wie der von Belbo, und fragte ihn, ob das ein englischer sei. Ja, hatte Belbo geantwortet, das sei ein englischer, ein Burberry, und hatte weitergelesen. »Das sind die besten«, hatte der Herr gesagt, »aber der hier ist besonders schön, weil er nicht diese goldenen Knöpfe hat, die so furchtbar auffällig sind. Und wenn Sie erlauben, er passt ausgezeichnet zu dieser weinroten Krawatte.« Belbo dankte und schlug seine Zeitung

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