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Das Foucaultsche Pendel

Das Foucaultsche Pendel

Titel: Das Foucaultsche Pendel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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ich wieder zu mir. Ich hörte Geräusche, ein helleres Licht schreckte mich auf. Meine Füße waren steif geworden. Ich versuchte mich langsam aufzurichten, ohne Lärm zu machen, und es kam mir vor, als stünde ich auf einem Teppich aus Seeigeln. Die kleine Seejungfrau. Ich machte ein paar lautlose Bewegungen, beugte mich nach rechts und nach links, und als ich feststellte, dass mein Versteck weitgehend im Dunkeln geblieben war, gelang es mir allmählich, wieder Herr der Lage zu werden.
    Das Kirchenschiff war hell erleuchtet. Es waren die Laternen, aber nun waren es Dutzende und Aberdutzende, getragen von den Zusammengeströmten, die sich hinter mir drängten. Sicherlich aus dem Geheimgang gekommen, strömten sie links von mir in den Chor und ins Kirchenschiff. Mein Gott, sagte ich mir, die Nacht auf dem Kahlen Berge, Version Walt Disney.
    Sie lärmten nicht, sie murmelten nur, aber alle zusammen produzierten ein lautes Brummen und Rauschen, wie die Komparsen in der Oper: Rhabarber, Rhabarber.
    Links von mir waren die Laternen im Halbrund auf den Boden gestellt, so dass sie mit einem abgeflachten Halbkreis das östliche Halbrund des Chores vervollständigten und am südlichsten Punkt dieses Pseudo-Halbkreises die Statue von Pascal berührten. Dort drüben hatte man ein brennendes Kohlebecken hingestellt, auf das jemand Kräuter und Essenzen warf. Der Rauch drang bis in mein Versteck, legte sich mir auf die Kehle und verursachte mir ein Gefühl von überreizter Betäubung.
    Im Schwanken der Laternen bemerkte ich, dass sich im Zentrum des Chors etwas regte, ein schmaler und schwirrender Schatten.
    Das Pendel! Das Pendel schwang nicht mehr an seinem gewohnten Ort auf halber Höhe des Kreuzgewölbes. Es hing jetzt, größer als sonst, am Schlussstein in der Mitte des Chors. Die Kugel war größer, der Faden war dicker, er schien mir jetzt ein Seil oder eine Drahttrosse zu sein.
    Das Pendel war jetzt so groß, wie es einst im Pantheon gewesen sein musste. Wie wenn man den Mond durch ein Fernrohr vergrößert sieht.
    Sie hatten es so wiederherstellen wollen, wie die Templer es beim ersten Mal erprobt haben mussten, ein halbes Jahrtausend vor Leon Foucault. Damit es frei schwingen konnte, hatten sie einiges wegräumen müssen und dem Amphitheater des Chors jene grob-symmetrische Antistrophe geschaffen, die von den Laternen dargestellt wurde.
    Ich fragte mich, wie es dem Pendel gelingen mochte, so gleichmäßig zu schwingen, jetzt, wo unter dem Boden nicht mehr der magnetische Regulator sein konnte. Dann begriff ich. Im Chorumgang, bei den Dieselmotoren, stand einer, der — geschmeidig wie eine Katze den Veränderungen der Schwingungsebene folgend — der Kugel jedes Mal, wenn sie zu ihm geschwungen kam, einen leichten Stoß versetzte, mit einer präzisen Handbewegung.
    Er war im Frack, wie Mandrake. Später, als ich seine Gefährten sah, begriff ich, dass er ein Taschenspieler war, ein Zauberer aus dem Petit Cirque der Madame Olcott, ein Profi, der den Stoß seiner Fingerspitzen sehr genau zu dosieren vermochte, mit sicherer Hand, geschickt bei der Arbeit mit infinitesimalen Veränderungen. Vielleicht war er sogar fähig, durch die dünnen Sohlen seiner Lackschuhe die Vibrationen der innerirdischen Strömungen zu erspüren und die Hände gemäß der Logik der Kugel zu bewegen, und gemäß der Logik der Erde, auf welche die Kugel antwortete.
    Seine Gefährten. Nun sah ich auch sie. Sie bewegten sich zwischen den Automobilen im Kirchenschiff, huschten an den draisiennes und Motorrädern vorbei, wälzten sich fast im Schatten, die einen trugen einen Lehnstuhl und einen mit rotem Tuch verhangenen Tisch in den breiten hinteren Chorumgang, die anderen verteilten weitere Laternen. Klein, dunkel und täppisch, wirkten sie wie rachitische Kinder, und als einer von ihnen dicht an mir vorbeikam, sah ich seine mongoloiden Züge und seinen Kahlkopf. Les Freaks Mignons de Madame Olcott, die scheußlichen kleinen Monster, die ich auf dem Plakat in der Librairie Sloane gesehen hatte.
    Der Zirkus war komplett gekommen: Staff, Ordner und Choreografen des Ritus. Ich sah Alex und Denys, die Riesen von Avalon, eingezwängt in eine Rüstung aus nietenbeschlagenem Leder, wahrhaft gigantische Kerle mit blondem Haar, an die große Masse der Obéissante gelehnt mit abwartend gekreuzten Armen.
    Ich hatte keine Zeit, mir weitere Fragen zu stellen. Jemand war feierlich eingetreten, mit ausgestreckter Hand Ruhe gebietend. Ich erkannte Bramanti nur

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