Das französische Bett
Zeit.«
»Sizilien hat immer die heißeste Zeit«, sagte Giovanni. Dann schoss er vom Stuhl hoch, weil Ann an den Tisch kam. Da ich an diesem Abend nicht in Stimmung war, mit anzusehen, wie sie Giovanni schikanierte, erhob ich mich und ging. Giovanni merkte es nicht einmal. Es interessierte niemanden, ob ich saß oder ging oder lebte oder starb. So ist es, wenn man lebt als sein eigener Held, und ich erwog, mir wieder eine Träne abzuringen, ließ es aber und ging stattdessen ins Kino.
Ich begrüßte sie erst, als das Schiff den Kai schon verlassen hatte. Einer der Stewards zeigte sie mir. Sie saß an einem verlassenen Tisch, als ich im Eingang des Restaurants stand, und wendete mir halb den Rücken zu. Die Motoren dröhnten, und der Boden vibrierte leicht. Ich spürte jene Erregung, die einen überkommt, wenn ein großes Schiff gerade Fahrt aufgenommen hat.
Ich schlängelte mich zwischen den Tischen zu ihr durch. Sie las die Speisekarte und bemerkte mich erst, als ich sie ansprach.
»Hallo«, sagte ich und dachte an den italienischen Akzent. »I am Stefano.«
Sie fuhr zusammen und sah mich an, der ich mit meinem widerlichen Lächeln dastand.
»Oh, hallo«, sagte Elisabeth. Wir gaben uns die Hand, und ich setzte mich.
»Es ist warm«, sagte sie und lächelte ein wenig.
»Nichts gegen Sizilien«, meinte ich.
»Ich weiß nicht, was ich essen soll«, sagte Elisabeth. »Ich kann das hier nicht lesen.«
Ich bestellte. Die Stimmung war ein bisschen gedrückt. Sie versank in sich selbst, und als sie es merkte, fuhr sie zusammen und lächelte mich entschuldigend an. Sie sah müde aus, war Ende dreißig, dunkel, mit kurz geschnittenem Haar. Sie gebrauchte keinen Lippenstift. Ihre Augen saßen weit auseinander, und sie hatte eine Stupsnase. Das Gesicht war ziemlich rund, ihre Haut ohne Sonnenbräune, auch die Arme waren weiß und eine Spur zu füllig. Das Kleid wirkte einfach, aber alles andere als billig. Vielleicht erinnerte sie ein bisschen an eine traurige Shirley MacLaine, älter natürlich und weniger dickköpfig. Nach dem Essen gingen wir einen Augenblick an Deck. Sie erzählte, dass sie nie vorher in Italien gewesen wäre. Ich fragte, warum sie gerade nach Sizilien fuhr, und sie sagte, sie hätte eine Freundin, die auf Sizilien gewesen wäre.
»Hat ihr Sizilien gefallen?«, fragte ich.
»Nein«, sagte Elisabeth. Sie sah mich an und lachte zum ersten Mal an diesem Abend.
Als wir in die Hütte kamen, umarmte ich sie von hinten.
Ihre Brüste waren klein. Sie drehte sich um, strich mir über das Haar und küsste mich leidenschaftlich. Dann machte sie sich los, nahm ihre Halskette ab und legte sie auf den Tisch vor den Toilettenspiegel. Sie fasste mit den Armen nach hinten und zog den Reißverschluss ihres Kleides auf. Sie schob die Ärmel herunter und stieg aus dem Kleid, das sie auf einen Bügel an die Schranktür hängte. Sie hatte einen weißen Unterrock an, keine Strümpfe und schwarze Schuhe mit hohen Absätzen. Sie zog auch den Unterrock aus. Die Beine waren so weiß wie die Arme, Schenkel und Hüften etwas zu kräftig, der Nabel lag tief. Sie sagte nichts, stand nur mit vornübergebeugtem Kopf vor mir und knöpfte den BH im Rücken auf. Dann tat sie so, als sähe sie sich ratlos um, bis sie ihn auf den Stuhl legte, auf dem schon der Unterrock lag. Jetzt hatte sie nur noch ihre Schuhe und den Schlüpfer an. Ihre Achillessehnen zeichneten sich deutlich ab. Sie zog die Schuhe aus, schwankte einen Moment und versuchte Halt auf einem Bein zu bekommen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als sie sich auf die Zehenspitzen stellte, spannten sich die Fußsehnen bis zu den Knöcheln. Ihre Füße waren schmal und mager wie die Hände. Sie hatte einen ungewöhnlich hohen Spann, auf dem die Haut sich trocken zusammenschob. Jetzt trug sie nur noch den Slip. Er war klein und spannte über dem Fleisch an den Hüften. Sie trat zum Spiegel, beugte sich vor und strich sich das Haar aus der Stirn. Wenn sie gewollt hätte, hätte sie mich im Spiegel sehen können, aber sie wich die ganze Zeit meinem Blick aus. In der Kabine leuchtete ein bleiches Licht von den röhrenähnlichen Lampen an den Seiten des Spiegels. Sie zog den Slip aus und warf ihn zu BH und Unterrock auf den Stuhl. Dann setzte sie sich langsam auf die Bettkante und legte eine Hand auf das Kissen, die andere aufs Knie. Bald änderte sie ihre Stellung, zog die Knie unter das Kinn, schlang die Arme um die Beine und stützte die Fersen auf die Kojenkante.
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