Das fremde Haus

erwähntest eben eine Übertragung der Obsession – das war der Moment, in dem sie stattfand: Bowskill entdeckt, dass es ihm nicht länger um das Haus geht, sondern darum, über die Gilpatricks zu triumphieren, indem er das bekommt, was sie haben wollen.«
    »Er ist also verrückt, unser Kit Bowskill?«, sagte Charlie. »Ein ausgewachsener Irrer.«
    »Das ist eine Möglichkeit, es zu betrachten«, meinte Simon. »Man könnte auch sagen, dass er nur pragmatisch gehandelt hat, dass er anpassungsfähig war. Überleg doch mal, wenn er nicht an diesem Punkt seine Obsession überträgt und anfängt, sie auf Bentley Grove 12 zu richten, was soll er dann machen? Pardoner Lane 18 kaufen? Connie ist die Frau, mit der er zusammen sein will, nicht Jackie. Jackie baut sein Ego auf und ist gut als Mittel zum Zweck, aber Bowskill kennt den Unterschied zwischen einem Qualitätsprodukt und minderwertiger Scheiße – er weiß, Connie ist Ersteres, Jackie Letzteres. Wenn er und Connie Pardoner Lane 18 kaufen und dort einziehen, was soll er dann zu Jackie sagen? ›Sorry, danke für deine Hilfe, aber ab jetzt übernimmt meine Frau‹? Jackie würde sich kaum zurücklehnen und das einfach so hinnehmen, oder? Sie würde Connie von der Affäre erzählen, ihr Bestes tun, seine Ehe zu zerstören.«
    Charlie versuchte, sich einzureden, dass es ihr nichts ausmachte, dass ihr Mann Connie Bowskill als Qualitätsprodukt bezeichnet hatte.
    »Bowskill überträgt also seine Obsession auf Bentley Grove 12 …«, begann Sam zögernd.
    »Er überredet Jackie, Pardoner Lane 18 zu kaufen«, sagte Simon. »Auf diese Weise können wir beide Häuser besitzen, sagt er zu ihr, lass einen Nachschlüssel machen, bevor du die Schlüssel übergibst, und dann beginnt das Abenteuer von vorn – wir nehmen das neue Haus der Gilpatricks ebenso in Besitz, wie wir das alte in Besitz genommen haben. Jackie tut wie geheißen, und sie entwickeln eine neue feste Routine – Treffen unter der Woche in Bentley Grove 12, vielleicht auch gelegentlich ein Treffen in der Pardoner Lane 18, um Bowskills Glauben an sein Cambridge-Empire zu verstärken. Und er hat ein neues unerreichbares Ziel, schließlich muss er immer die Fantasie aufrechterhalten, dass er auf den ultimativen Sieg hinarbeitet. Er will von Jackie wissen, ob sie die Gilpatricks theoretisch überzeugen könnte, erneut umzuziehen. An diesem Punkt werden sie leise Zweifel beschlichen haben, wenn sie neben der Intelligenz auch gesunden Menschenverstand besitzt. Die ganzen Jahre über hat er ihr erzählt, dass er mit ihr in der Pardoner Lane leben will – das muss er getan haben, um sie bei der Stange zu halten –, und jetzt hat er die Chance, genau das zu tun, und ergreift sie nicht. Er verlässt auch Connie nicht, was er zweifellos ebenfalls versprochen hatte. Jackie bleibt bei ihm, aber sie ist nicht glücklich über diese Entwicklung. Im Gegensatz zu Bowskill ist sie nicht süchtig nach dem Ideal unerreichbarer Vollkommenheit – sie will nur mit Bowskill in Cambridge zusammenleben, und zwar so bald wie möglich. Sie fängt an, sich etwas einfallen zu lassen, um dieses Ziel zu erreichen.«
    »Hat er denn an diesem Punkt nicht erkannt, dass sich das Dilemma nicht lösen ließ?«, fragte Charlie. »Selbst wenn die Gilpatricks erneut umziehen sollten, was sollte ihn davon abhalten, zu dem Schluss zu kommen, dass Bentley Grove 12 nicht länger gut genug für ihn ist, um seine Fixierung stattdessen auf ihr neues Haus zu richten?«
    »Genau das hätte er getan«, sagte Simon. »Aber er wird sich nicht gestattet haben, länger darüber nachzudenken – oder über die Entscheidung, die er würde treffen müssen, sobald er in irgendein Haus in Cambridge ziehen wollte: Connie oder Jackie. Wenn er sich für Connie entscheidet, wird Jackie dafür sorgen, dass seine Welt zusammenbricht. Wenn er sich für Jackie entscheidet, ist er mit der falschen Frau zusammen – er will ja nur das Beste, die Vollendung, und das hätte er dann nicht. Im Grunde seines Herzen weiß er, dass die Quadratur des Kreises nicht möglich ist, von keinem der Kreise, aber er ist auch nicht in der Lage, eine realistischere Sichtweise anzunehmen. Sein ganzes Leben war eine einzige Flucht vor der Realität. Wenn er sich gestattet, die Dinge so zu sehen, wie sie sind, steht er vor der sofortigen Auslöschung, das zumindest ist seine Angst.«
    »Was tut er also?«, fragte Sam. Sie krochen nicht mehr im Schritttempo dahin, der Verkehr floss wieder, und