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Das fremde Haus

Das fremde Haus

Titel: Das fremde Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Hannah
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warf Charlie munter ein.
    »Ja.« Simons ernster Ton durchschnitt ihre Frivolität. »Sie rief den Verkäufer an und bat ihn, sich die Sache noch einmal zu überlegen – wahrscheinlich erzählte sie den Beth Dutton-Leuten, wie viel Bowskill an dem Haus lag, dass er bereit sei, mehr zu bezahlen als den Preis, auf den sie sich mit den Gilpatricks geeinigt hatten. Die Beth Dutton-Leute waren hin- und hergerissen – im Prinzip wollten sie das Haus nicht entgegen der mündlichen Zusage an einen Höherbietenden verkaufen, aber sie sahen ihre Chance, mehr Geld in die Finger zu kriegen. Die Schule sagte Jackie, wenn Bowskill bereit sei, fünfzigtausend mehr auf den Tisch zu legen als die Gilpatricks, könne er das Haus haben.«
    »Die waren also so prinzipientreu, dass sie den Preis für den Ausverkauf dieser Prinzipien hoch angesetzt haben«, murmelte Charlie verächtlich.
    »Was als Nächstes geschah, wissen wir«, sagte Simon. »Bowskills Eltern wollen die Kohle nicht rüberwachsen lassen, und er sagt sich von ihnen los. Inzwischen geht Connie in aller Stille vor die Hunde. Sie will den Umzug unbedingt, aber sie hat panische Angst davor. Bowskill kann ihr nicht sagen, wie es in Wahrheit abgelaufen ist, weil er dann zugeben müsste, dass er versagt hat, also schreibt er die Geschichte um. In seiner fiktionalen Version der Ereignisse hat er alles im Griff, anstatt den Umständen ausgeliefert zu sein. Er gibt vor, es sich anders überlegt zu haben, um Connies Gesundheit willen, und versucht, sie für seinen neuen Plan zu begeistern: eine eigene Firma, ein schönes Haus im Culver Valley – ein neuer Traum, ein falscher Traum.«
    »Aber er wurde wahr«, bemerkte Sam. »Ich habe ihr Haus in Little Holling gesehen. Es ist ganz erstaunlich – das archetypische idyllische Cottage auf dem Land. Und sie haben eine eigene Firma gegründet – irgendwas mit Daten und Datenbanken. Nulli Secundus heißt sie. Ich hatte den Eindruck, dass die Firma ziemlich erfolgreich ist.«
    »Oh ja, klar, Bowskill hat alles wahr gemacht«, sagte Simon. »Aber das war nie sein Traum, sondern nur eine Etappe auf dem Weg zum eigentlichen Ziel.«
    »Das kannst du doch gar nicht wissen.« Charlie war gereizt, die Hitze setzte ihr langsam zu. Am liebsten hätte sie ein Fenster geöffnet, aber wenn sie das tat, würde Simon verlangen, dass sie es wieder zumachte, wegen der schwächelnden Klimaanlage, die überhaupt nichts bewirkte. »Vielleicht war der neue Traum ja echt.«
    »Das würdest du nicht sagen, wenn du sein altes Zimmer im Haus seiner Eltern gesehen hättest«, konterte Simon. »Solange noch ein Atemzug in ihm ist, wird Kit Bowskill sich mit keinem anderen Wohnort als Cambridge zufriedengeben.«
    »Aber er hat sich niedergelassen«, argumentierte Charlie. »Oder er hat seine Meinung geändert. Früher war er auf Cambridge fixiert, aber dann hat er alles noch mal überdacht und –«
    »Das hast nicht gesehen, was ich gesehen habe«, unterbrach Simon sie. »Das war nicht das Zimmer von jemandem, der vorhatte, alles noch einmal zu überdenken – verlass dich drauf. Das Cottage in Little Holling war nur eine Etappe auf dem Weg. Die Gründung einer eigenen Firma war ein guter Schachzug. Man arbeitet für sich selbst, man kann den Firmensitz verlegen, wann immer man will – man ist nicht abhängig davon, dass Deloitte oder irgendein anderer Arbeitgeber zur rechten Zeit eine Stelle frei hat.«
    »Aber … Connie sagte, er sei besessen von dem Haus in Little Holling«, wandte Sam ein. »Er habe einen Künstler beauftragt, es zu malen, sagte sie.«
    »Würg!«, bemerkte Charlie. Unnötig, mehr Worte zu machen, wenn ein Wort es prima zusammenfasste.
    »Obsessive Menschen bleiben obsessiv, aber manchmal ändert sich der Fokus ihrer Obsession, oder?«, gab Sam zu bedenken.
    »Bei Bowskill nicht«, sagte Simon gereizt. Er hasste es, wenn die lästigen Fragen anderer Leute seinem sicheren Wissen in die Quere kamen. »Jemandem mit seiner Denke würde es wie Versagen vorkommen, wenn er seine Meinung darüber ändert, welcher Wohnort am besten ist – damit würde er ja zugeben, dass er jahrelang im Irrtum befangen war. Bowskill fühlt sich leicht gedemütigt, und es trifft ihn tief. Allein die Vorstellung, dass er in Bracknell all diese Fotos von der Wand nimmt und sich denkt, was für ein Trottel er doch war, dass er sie aufgehängt hat. Undenkbar.«
    Sam und Charlie wechselten einen Blick. Keiner wollte darauf hinweisen, dass sie nichts von alledem mit

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