Das fuenfte Maedchen
meinen FüÃen â er lag vielleicht zehn Meter von mir entfernt. Wir traten zurück und starrten noch oben. Ein paar Leute brüllten ihm zu, er solle springen â Wichtigtuer, tönte nur groà herum, zog nur eine Schau ab, hatte nicht den Mumm, es zu tun. Andere Leute standen da mit der Hand vor dem Mund und hielten vor Schreck den Atem an. Ich nahm weder die einen noch die anderen ernst, denn ich sah Cameron Foley an, der mich anzulächeln schien, irgendwie neugierig. Er interessierte sich nicht wirklich für Alex. Er fand ihn einen Moment lang einfach nur komisch.
Und dann hörte Alex auf, komisch zu sein. Er kippte nach vorn und schlug mit den Händen wild um sich, um den Fall zu bremsen, und die Luft fing ihn auf und dann der Laster. Er schaffte es nicht einmal, richtig zu zielen und auf den Asphalt zu fallen, sondern plumpste auf das Dach eines Lasters. Dennoch landete er wie ein Mehlsack. Er federte nicht.
Cameron Foley hörte auf zu lachen, und er hörte auf, mich anzusehen.
Da heulten die Sirenen.
Und ich rannte los.
So viel dazu, Foley zu beeindrucken. Schnell wie der Blitz und ich rannte sechs Monate später noch immer. Ich war nicht einmal eine elegante Läuferin: Ich lief halt wie ein Mädchen.
Es ist erstaunlich, wie man selbst in einer ziemlich kleinen Stadt Menschen aus dem Weg gehen kann. AuÃerhalb der Schule hatte ich Foley seit diesem Tag nicht mehr gesehen, und ich hatte auch sonst nicht mit ihm gesprochen. Ich war mir nicht sicher, ob ich das wollte. Er war schlieÃlich auch dort gewesen. Er hatte auf dem Parkplatz des Gemeindezentrums gestanden, die Augen abgeschirmt vor dem weiÃen Himmel und dem Dach und dem Jungen dazwischen, und gegafft, als handle es sich um eine Reality- TV -Show. Foley beobachtete, wie Alex Jerrold sprang und landete, und fing ihn ebenso wenig auf wie ich.
Ich war seit Monaten, wenn nicht Jahren, verrückt nach Foley gewesen. Ich hing an jenem Tag nicht wegen Alex auf dem Parkplatz rum, nicht um ihn vor sich selbst zu retten, sondern weil ich wollte, dass Cameron Foley mich bemerkte. Ich wünschte mir, dass mir etwas einfiel, was ich sagen könnte, etwas Cleveres, Kurzes, wünschte mir, dass dieser Moment der Beginn einer wunderschönen Beziehung wäre, und Alex lediglich ein Vorfall zwischendurch. ( Vorfall. Eher Runterfall. Schlechte Wortwahl.) Ich hatte Alex gesagt, er solle einen Sprung mit Anlauf machen, weil ich freie Bahn für Foley haben wollte, und Alex war im Weg.
Wenn man all das bedenkt, und wenn man bedenkt, dass meine Bewunderung für Foley zu der Zurückweisung und dem Sprung und der ganzen verdammten Sache beitrug, dann war es schon komisch, dass ich jetzt versuchte, ihm auszuweichen.
Nicht, dass ich ihn nicht mehr mochte. Es lag eher daran, dass er mich an den Unfall erinnerte. Und ich wusste nicht, was er dachte. Und ich schämte mich.
Der Streichelzoo im Provost Reid Park in Glassford war nicht der romantischste Ort, um ihn zufällig wiederzutreffen. Und ich hätte nicht gedacht, dass er mir noch immer den Atem verschlagen könnte, aber das tat er. Ich hielt gerade die Luft an, denn ich bin nicht scharf auf den Geruch von ZiegenscheiÃe, aber als ich seine Stimme hinter mir »Hallo, Ruby« sagen hörte, trieb mir das den angehaltenen Atem aus dem Körper.
Ich war gezwungen, meine Lungen wieder mit dem Ziegengestank zu füllen. »Hi.«
Das Ziegengehege war widerlich. Ich rümpfte die Nase und sah voller Skepsis Foleys kleine Schwester an. Mallory war sechs Jahre alt, hatte mausgraues Haar und war so dünn, dass sie ihre Supermarkt-Jeans zu verlieren schien. Foley hatte ihr in dem Versuch, die Hose oben zu halten, einen rosafarbenen Gürtel um die Taille geschlungen.
»Was machst du hier?«, fragte er.
Ich zeigte mit dem Kopf auf Jinn. »Sie mag die Ziegen.«
»Ãber Geschmack lässt sich nicht streiten.«
Ich lachte.
Jinn und ich mussten am Wochenende im Streichelzoo keinen Eintritt bezahlen, weil der Junge am Tor scharf auf Jinn war und weil sie all das abgelaufene Obst und Gemüse aus dem Mini-Markt mitbrachte (auÃer den Kartoffeln, logisch: Die brachte sie mit nach Hause, damit sie dem Wasserspeier Gesellschaft leisteten).
Ihre ursprüngliche Ausrede für den Streichelzoo war ich (ich vermutete, dass ich der Vorwand war, genau wie beim Eis). Wie ein gelangweilter Würdenträger stattete sie dem heruntergekommenen
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