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Das fuenfte Maedchen

Das fuenfte Maedchen

Titel: Das fuenfte Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Philip
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seufzte oder ganz leise pfiff oder aufstand und sich davonschlich, aber das tat er nicht.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Pfau auf ihn zuwankte, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, mir Gedanken über meinen nächsten geistreichen Beitrag zu machen, um ihn zu warnen. Der Pfau hatte praktisch seinen Arm erreicht, bevor er einen schnarrenden, ohrenbetäubenden Schrei ausstieß.
    Foley wäre mir in die Arme gesprungen, wenn ich bereit gewesen wäre, ihn aufzufangen. So aber krachte er seitwärts gegen mich, und ich musste nach dem Zaun greifen, um zu verhindern, dass wir beiden umfielen. Er torkelte, fluchte auf beeindruckende Weise, doch er lockerte seinen aufregenden Griff um meinen Arm mindestens zwei Sekunden lang nicht. Das war die fehlende Durchblutung wert. Als er es bemerkte, ließ er mich los, aber er ging nicht weg, denn der Pfau hockte immer noch da, einen Meter entfernt, und schien zufrieden mit sich zu sein. Foley beäugte ihn. Ich spürte die Wärme seines Körpers, der gegen meinen gepresst war, und ich sah, dass sein Puls heftig in seiner Kehle schlug. Wenn er sich noch enger an mich drückte, würden seine und meine Haut verschmelzen.
    Â»Mensch«, sagte er und gestikulierte wie wild, um den Pfau in die Flucht zu schlagen.
    Mir fiel auf, dass er noch immer nicht von mir wegrückte. Er behielt Körperkontakt und kaute an seinem Daumennagel herum, während er zusah, wie der Pfau davonstolzierte. Er zitterte. Er räusperte sich, schüttelte den Kopf und sagte noch einmal »Mensch«.
    Ich kicherte – konnte nicht anders – und tat dann so, als würde ich husten.
    Foley schnitt eine Grimasse. Dann rümpfte er die Nase.
    Â»Ich habe Hunger«, sagte er. »Komm.«
    Jinn war total glücklich, mit Mallory allein zurückzubleiben, und Mallory ging es genauso. Wir ließen meine Schwester Mallory einen Vortrag über die Zucht von Ziegen halten und schlenderten aus dem Streichelzoo und in den Hauptpark. Wir legten unser Geld beim Burgerstand zusammen und kauften zwei Hot Dogs, ein Mars und eine große Dose Cola, setzten uns dann auf das schäbige Karussell und aßen. Foley schien noch immer nicht danach zu sein, Small Talk zu machen. Er stampfte mit einem Fuß auf den Boden, sodass wir uns quietschend um hundertachtzig Grad drehten. Jetzt schauten wir statt auf Bäume und farbabgestimmte Sträucher auf ein Rugbyfeld, auf dem dreißig Kids von der Akademie versuchten, einander umzubringen, angetrieben von einem Bruce-Willis-Doppelgänger in einem blauen Trainingsanzug. Die Sonne wärmte unsere Nacken. Ich war einfach selig.
    Foley zog an der Aufreißlasche der Cola und reichte mir die Dose. »Hast du gedacht, dass er springt?«
    Ich hätte beinahe in die Cola-Dose gespuckt. »Wer?«
    Â»Alex Jerrold«, sagte er und nahm mir die Cola wieder ab. »Hast du gedacht, er würde springen?«
    Â»Nein«, sagte ich.
    Â»Im Ernst?«
    Ich holte tief Luft. »Im Ernst, nein.«
    Ich dachte, er würde jetzt noch etwas anderes sagen, aber er drehte nur die Dose in den Fingern und drehte uns wieder eine halbe Drehung herum, sodass wir nun die Kinder auf ihren Schaukeln beobachteten und die Sonne wieder in den Augen hatten.
    Â»Ich habe nicht gedacht, dass er springen würde«, sagte ich noch einmal. »Ich habe nie gedacht, dass er springen würde. Nicht solange wir alle da waren.«
    Wieder Schweigen. Es drückte mir auf die Ohren wie etwas Körperliches.
    Â»Was ist mit dir?«, fragte ich.
    Foley drehte die Cola-Dose um: leer. Er schüttelte sie und ein paar Tropfen spritzten heraus. Sorgfältig drückte er die Seiten der Dose zusammen, drehte die Dose um, drückte, drehte sie um und drückte. Das tat er immer wieder, bis die Cola-Dose eine Taille hatte. Dann zerdrückte er sie von oben bis unten zwischen den flachen Händen.
    Â»Weiß nicht«, sagte er. »Vielleicht hab ich es gedacht. Aber bei mir war es andersrum. Ich dachte, er würde vielleicht springen, weil wir alle da waren. Ich dachte, ich sollte weggehen, weil wir zu viele waren. Ich dachte, wenn ich weggehe, würde er vielleicht nicht springen, aber wenn wir alle blieben, vielleicht schon.«
    Â»Na ja«, sagte ich, »einer von uns musste recht haben.«
    Â»Ich wollte nicht lachen«, sagte er.
    Â»Nein.«
    Â»Ich hoffe, dass er nicht deswegen gesprungen ist«, sagte er.
    Ich drehte

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