Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
eigenartigen Keller. «Und dann wollte er einfach nicht mehr aufhören, darüber zu reden. Er war felsenfest davon überzeugt, dass da etwas Unheimliches im Gange war.»
Ben beugte sich vor, stellte seine Dose ab und nahm den Schreibblock. «Das war ein privates Wohnhaus, sagen Sie?»
«Nein, nein. Es ist so eine Art Kloster, ein Laden für Betbrüder.» Richard grinste. «Sie wissen schon, irgendein sogenanntes Christliches Zentrum für irgendwas. Wie eine Schule. Nette Leute, freundlich und anständig. Sie haben meine Rechnung bar bezahlt.»
«Haben Sie die Adresse da?»
«Ja, sicher.» Richard ging aus dem Zimmer und kam mit einem dicken Auftragsbuch zurück. Er blätterte darin. «Hier ist es. ‹Zentrum für christliche Erziehung›. Ungefähr fünfzehn Kilometer von hier, draußen in der Pampa. Aber Sie verschwenden Ihre Zeit, wenn Sie denken, dass der gottlose kleine Mistkerl dorthin gegangen ist.» Richard seufzte. «Hören Sie, vielleicht klingt das in Ihren Ohren gemein. Und wenn ihm irgendwas zugestoßen ist, dann tut es mir sehr leid, und ich nehme alles zurück. Aber ich glaube es einfach nicht. Noch drei oder vier Tage, bis er alles Geld ausgegeben hat, das er seiner Mutter aus dem Portemonnaie geklaut hat, und er kommt mit einem Brummschädel und eingeklemmtem Schwanz nach Hause. Und für so einen verschwenden Sie und Ihre Jungs das Geld der Steuerzahler, anstatt richtige Ganoven zu schnappen!»
Roberta wusste nicht, wie lange sie auf der harten, schmalen Pritsche gelegen hatte. Ihr Verstand klärte sich allmählich, als sie blinzelnd die Augen aufschlug und sich zu entsinnen versuchte, wo sie war. Die Erinnerungen waren beängstigend. Ein großer, starker Kerl hatte sie aus dem Wagen gezerrt. Sie war festgehalten worden und hatte geschrien, während man ihr eine Spritze gegeben hatte. Danach hatte es nur noch eine Minute gedauert, und sie war ohnmächtig geworden.
Ihr Schädel pochte, und sie hatte einen üblen Geschmack im Mund. Sie lag im Halbdunkel eines kalten, fensterlosen Kellers. Der Raum war groß, doch sie saß in einem winzigen Käfig. Auf drei Seiten befanden sich Gitterstäbe und hinter ihr eine kahle nackte Steinwand. In der Mitte des Kellers hing eine einzelne kahle Glühlampe an zwei Drähten von der Decke. Das fahlgelbe Licht fiel auf dicke Steinsäulen.
In einem weiteren Käfig, ein paar Meter von ihr entfernt, lag ein Teenager reglos auf dem Boden. Er war entweder vollgepumpt mit Betäubungsmitteln oder tot. Sie versuchte, ihn durch Rufe zu wecken. Er reagierte nicht.
Ihr Wächter war ein dürrer Kerl von etwa dreißig Jahren. Er hatte hervorquellende, unstete Augen und einen strähnigen gelben Bart. Er trug eine Maschinenpistole am Riemen um den Hals und ging die ganze Zeit nervös auf und ab. Sie beobachtete ihn und schätzte die Maße des Kellers anhand der Anzahl seiner Schritte ab. In regelmäßigen Abständen sah er zu ihr herüber, und die hervorquellenden Augen musterten sie von Kopf bis Fuß.
Nach einer Weile wurde der Dürre von einem Kumpan abgelöst, einem dicken Kerl mit kahlgeschorenem Schädel, der älter war und selbstbewusster auftrat. Er brachte Roberta einen Becher dünnen Kaffee und Bohnen mit Reis in einer Schale. Danach ignorierte er sie.
Der Teenager im Nachbarkäfig kam langsam zu sich. Er erhob sich taumelnd auf Hände und Knie und starrte Roberta aus blutunterlaufenen Augen an.
«Ich bin Roberta», rief sie ihm so leise wie möglich zu. «Wie heißt du?»
Der Junge war zu benommen, um zu antworten. Er stierte sie nur an. Doch der stämmige Wächter wollte offensichtlich nicht, dass sie sich unterhielten. Er nahm eine Spritze aus einem verschließbaren Plastikbeutel und trat zu dem Teenager. Dann packte er den Arm des Jungen, zog ihn an die Gitterstäbe und gab ihm eine Injektion. Keine Minute später lag der Junge wieder schlaff am Boden.
«Was zum Teufel geben Sie ihm?», zischte Roberta.
«Halt’s Maul, Schlampe, oder du kriegst es auch.» Danach ignorierte er sie wieder.
Stunden um Stunden vergingen, eine gefühlte Ewigkeit, bis der Dicke wieder von dem dürren, bärtigen Wächter abgelöst wurde. Kurz nachdem er seine Schicht angetreten hatte, lächelte er Roberta nervös zu, und sie erwiderte die Geste. «He, könnten Sie mir vielleicht ein Glas Wasser geben?», fragte sie ihn. Er zögerte, dann ging er zu einem Tisch, wo ein paar verstaubte Gläser neben einem Wasserkrug standen.
Nachdem sie getrunken hatte, verspürte er
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