Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Cambriel noch der Priester dieser Gemeinde?»
«Ja, das ist er», erwiderte sie und entblößte beim Lächeln Zahnlücken. «Ich bin Marie-Claire. Ich bin seine Haushälterin.»
«Würden Sie mich bitte zu ihm bringen? Es ist lebenswichtig. Wir brauchen Hilfe.»
Marie-Claire führte sie zu dem kleinen Pfarrhaus, und sie traten ein. «Pater!», rief sie. «Pater, wir haben Besuch!»
Das Haus war bescheiden eingerichtet, doch es strahlte unglaublich viel Wärme und Sicherheit aus. Das Holz für das abendliche Feuer im Kamin war aufgeschichtet und wartete darauf, entzündet zu werden. An einem einfachen Tisch aus Kiefernholz standen zwei schmucklose Stühle. Das andere Ende des Raums wurde von einer großen Couch eingenommen, auf der eine Decke lag. An der weißgekalkten Wand hing ein Kruzifix aus Ebenholz, und es gab ein Foto vom Papst sowie ein Bild, das die Kreuzigungsszene zeigte.
Auf der knarrenden Treppe erklangen unsichere Schritte, dann erschien der Priester. Pater Pascal Cambriel war inzwischen siebzig Jahre alt. Er hatte ein wenig Mühe beim Gehen und stützte sich schwer auf einen Stock. «Was kann ich für dich tun, meine Tochter?», fragte er und musterte mit neugierigem Blick Robertas ungewöhnliche Erscheinung. «Bist du verletzt? Hat es einen Unfall gegeben?»
«Ich bin nicht verletzt, aber einem Freund von mir geht es nicht gut», antwortete sie. «Sie sind doch Pater Pascal Cambriel, oder?»
«Der bin ich.»
Sie schloss die Augen. Danke , lieber Gott. «Pater, wir waren auf dem Weg hierher, um mit Ihnen zu reden, als mein Freund verletzt wurde. Es geht ihm nicht gut.»
«Das ist schlimm», sagte der Geistliche und runzelte die Stirn.
«Ich weiß, was Sie sagen wollen – dass er zu einem Arzt soll. Ich kann es Ihnen nicht erklären, aber er will nicht. Er will Sie sehen. Können Sie uns helfen?»
«Nun ja, wir haben ohnehin keinen Arzt mehr hier bei uns im Dorf», erzählte ihr der Geistliche, als sie in seinem alten Renault die Straße hinunterrumpelten. «Dr. Bachelard ist vor zwei Jahren gestorben, und niemand hat seine Stelle eingenommen. Junge Menschen wollen nicht hierher nach Saint-Jean. Es tut mir leid, das sagen zu müssen, aber unsere Gemeinde stirbt.»
Ben war halb bewusstlos, als der Renault am Rand der Ortschaft hielt.
«Gütiger Himmel, er ist sehr ernst verletzt!» Der Geistliche humpelte zu Ben, der zusammengekrümmt am Boden lag, und fasste ihn am Arm. «Kannst du mich hören, mein Sohn? Mademoiselle, Sie müssen mir helfen, ihn in den Wagen zu schaffen.»
Zusammen mit der alten Hauswirtschafterin Marie-Claire bugsierten Roberta und der Geistliche Ben die Treppe hinauf in das Gästezimmer des kleinen Pfarrhauses. Er wurde in das Bett gelegt, und der Geistliche knöpfte das blutige Hemd auf. Vater Pascal zuckte zusammen, als er die Wunde zwischen Bens Rippen sah. Er schwieg, doch es war nicht zu übersehen, dass es sich um eine Schusswunde handelte. Er kannte sich damit aus; Verletzungen dieser Art hatte er vor vielen, vielen Jahren häufig gesehen. Er betastete die Wunde mit den Fingern. Die Kugel hatte die Muskeln glatt durchschlagen und war auf der anderen Seite ausgetreten.
«Marie-Claire, würden Sie uns bitte heißes Wasser, Desinfektionsmittel und Verbandszeug holen? Haben wir noch etwas von dieser Kräuterzubereitung zur Wundreinigung?»
Marie-Claire machte sich pflichtgetreu auf den Weg, um die Dinge zu besorgen, die man ihr aufgetragen hatte.
Der Geistliche prüfte Bens Puls. «Er geht sehr schnell.»
«Wird er wieder gesund?» Roberta starrte den Priester ängstlich an. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, und alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
«Wir werden etwas von Arabelles Medizin benötigen», antwortete Cambriel.
«Arabelle? Ist sie die Heilerin von Saint-Jean?»
«O nein, meine Tochter. Arabelle ist unsere Ziege. Wir haben noch ein paar Antibiotika übrig, die sie vor einiger Zeit zum Kurieren einer Hufinfektion erhalten hat. Ich fürchte, damit sind meine medizinischen Künste am Ende.» Er lächelte. «Aber Marie-Claire weiß viel über Kräuter und ihre Zubereitung. Sie hat mir und auch anderen Mitgliedern unserer kleinen Gemeinde schon viele Male geholfen. Ich denke, der junge Mann hier ist in guten Händen.»
«Pater, ich bin Ihnen ja so dankbar für Ihre Hilfe.»
«Es ist meine Pflicht und mir außerdem eine Freude, denen zu helfen, die meine Hilfe brauchen», antwortete Pascal Cambriel. «Auch wenn es geraume Zeit her
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