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Das Gastgeschenk der Transsolaren

Das Gastgeschenk der Transsolaren

Titel: Das Gastgeschenk der Transsolaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman , Hans Taubert
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ist?«
      Sor erklärte sich bereit auszusteigen.
      Eine Viertelstunde später sahen wir ihn über TV von der Schleuse her um den Wagen herumstapfen, bis er uns im toten Winkel des Hecks aus den Augen geriet.
      Arams ungeduldige Fragen blieben ohne Antwort. Da fiel auch das leise Fiepen der Ventile aus: Sor verhielt plötzlich den Atem und wir beide im Wagen auch, denn wir barsten vor Spannung.
      »Das gibt’s doch gar nicht«, sagte Sor endlich, wie eben schon einmal. Dann hörten wir ihn leise lachen.
      Als er wieder hinter dem Heck auftauchte, hielt er etwas Kleines, Undefinierbares hoch in der Hand, um es uns zu zeigen. Aber es war nicht deutlich zu erkennen.
      »Ich bringe euch den Sender!« rief er lachend, »großer Besuch!«
      Als ihn die Schleuse freigab, hielt er die Hände zu einer Höhle geschlossen vor sich hin, als trage er ein junges Tier, das er sorgsam beschützen wolle. Vorsichtig öffnete er sie und setzte seinen Fund auf den Tisch. Es war eine feierliche Sekunde, aber im selben Augenblick, als Aram und ich dieses seltsame Geschöpf erblickten, erstarrten wir, betroffen von der Ungeheuerlichkeit des Bildes. Wie es Sor vor Minuten ergangen war, wandelte uns ein mächtiger Drang zu lachen an.
      Wir schluckten das Lachen hinunter, im Gedanken, daß es ein Auslachen sein könnte, das beleidigt.
      Das Ding sah aus wie ein Oktopus, ein winziger roter Krake mit einer Vielzahl flexibler Arme. Auf etlichen von ihnen balancierte er unsicher, mit vielen anderen angelte er im Zeitlupentempo in der Luft herum. Krumm, unbeholfen ausgleitend und staksig stolperte er einige Zenti meter zur Seite, eben wie ein Krake, der die Eleganz der Bewegung verloren hat, weil er aufs Trockene verschlagen wurde. Wir erkannten in dem roten Gebilde sofort, was es sein sollte: ein Igel. Aber für unsere Augen war es die Karikatur eines Igels.
      Sor hatte nur die Frontscheibe des Helms geöffnet und einen Handschuh ausgezogen. Er stand wie auf dem Sprung und wandte kein Auge von dem kleinen Ding. Sichtlich bemüht, seine Füße sacht aufzusetzen, trat er an den Tisch und näherte dem roten Wesen vorsichtig einen Finger. Sofort wichen ihm die Arme aus. Schließlich ließ es sich berühren.
      »Wie Plüsch«, sagte Sor zärtlich. Tatsächlich sah es aus, als sei das Ding aus rotem Samt gemacht. »Ob es hier drin leben kann?« fragte Sor und schaute uns unsicher an.
      Da entdeckten wir an etlichen Stellen des Kraken winzige Strukturen, die ihm nicht wirklich angehören konnten, denn sie sahen allzu irdisch aus.
      »Das gibt’s doch gar nicht!« stellte Aram, Sor zitierend, nun zum drittenmal fest. »Das sind doch Aggregate unseres roten Igels, die sie dem Kollegen hier eingebaut haben.«
      Dann sah ich, daß unser Empfänger bei gewissen Bewegungen des kleinen Kerls kurze Impulse auf dem Achtmeterband anzeigte wie schon zuvor, aber erheblich verstärkt. Plötzlich endeten die Sendezeichen. Sor zuckte zusammen und machte Miene, unseren kleinen Gast zu ergreifen, um ihn rasch nach draußen in seine heimatlichen Elemente zu befördern. »Halt!« rief Aram. »Er wechselt nur die Frequenz.«
      Wie der Oszillograph nun auswies, verkürzte sich die Wellenlänge der Rufe stufenlos bis zum UKW-Bereich. Dort blieb sie nach wenigen Augenblicken stehen.
      Wie elektrisiert sprang Aram auf. Er stürzte zum verwaisten Steuerpult des roten Igels, der in so merkwürdiger Form wiederauferstanden war. Er hatte als erster begriffen, daß dies die TV-Frequenz unseres roten Igels war und unser Gast ein Bote. Mit dem Blick auf den Bildschirm drückte Aram einige Tasten. Wir sanken auf unsere Hocker und sahen den aufregendsten und kürzesten Film unseres Lebens. Wie wir jetzt wissen, dauerte er ganze hundertdreißig Sekunden.
      Nach einigem Geflimmer zeichneten sich auf dem Schirm zunächst undeutliche Schemen ab, deren Konturen sich jedoch zunehmend klärten und an Schärfe gewannen. Das Bild war kunterbunt, obgleich es dort ganz offensichtlich keine Farben gab. Sie hatten einfach alle Lichtquellen des demontierten Igels zur Illumination der Szenerie verwendet und sogar die Laser nicht vergessen. Es bleibt unerklärlich, woher sie wußten, daß wir nur auf diese Weise etwas sehen können, denn sie selbst leben gewiß im Dunkeln. Dann folgte ein wildes Gewoge von Bildern, die über den Schirm sausten und auch später schwer zu deuten waren. Zweifellos hatten sie die Objektive der TV-Kamera rasch im ganzen

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