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Das geheime Kind

Das geheime Kind

Titel: Das geheime Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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zeigte. Köln hielt nach zwanzig Jahren immer noch viel vor ihm verborgen, selbst Nippes, sein eigenes Viertel.
    Heide wohnte in Sülz, das war im Südwesten. Sie würde nie von dort weggehen, aus ihrem Elternhaus, in das sie vor einigen Jahren gezogen war, nachdem sie es eine Weile vermietet hatte, ein schmales, altersschwaches Handtuch von einem Haus, verloren zwischen unansehnlichen Bürogebäuden, aber top renoviert.
    Besser, jeder blieb, wo er war.
    Zur Rechten lagen die alten Gummiwerke in der Niehler Straße. Dort wurde längst nichts mehr produziert. Der größte Teil der weitläufigen Anlage würde bald abgerissen werden und Wohn- und Gewerbeflächen weichen. Falls den Investoren nicht die Puste ausging und sie ihr Geld in ein anderes aussichtsloses Projekt steckten.
    Sie bogen in die Xantener Straße ein, kurz darauf setzte Heide ihn ab.
    »Darf ich mitkommen?«, fragte sie.
    »Du kennst doch die derzeitige Aufgabenverteilung. Keine Leichen für Heide.«
    »Na ja, ich hab sowieso noch Hausaufgaben zu machen.« Sie wies auf den Rücksitz. Dort lagen toxikologische Fachbücher, ihr Spezialgebiet. Sie musste einen Vortrag auf einem Polizeikongress in Düsseldorf halten.
    Raupach fand es gut, dass sie sich auf die Theorie konzentrierte, nach all den Problemen, die sie in letzter Zeit gehabt hatte. »Wir sehen uns, Partner.«
    »Fang du nicht auch noch an.« Heide gab Gas, die Tür fiel zu.
    Altes Ehepaar. Sie ahnte schon, was mit Raupach los war. Er sorgte sich um Photini. Als ob die nicht auf sich selber aufpassen konnte.
     
    DER WEG, der die Kleingartenanlage in zwei Hälften teilte, war zu schmal für ein größeres Polizeiaufgebot, deshalb hatten die Kollegen ihre Wagen alle vorn an der Straße geparkt. Raupach schloss sich einem Kriminaltechniker an, der zum Team von Effie Bongartz gehörte. Wenn Hattebier, der Chef der Spurensicherung, Effie den Fall überließ, war bestimmt keine Schusswaffe im Spiel. Glück gehabt, dachte der Kommissar, ein vormittägliches Hattebier-Referat über Ballistik war nicht nach seinem Geschmack.
    Maschendrahtzaun zu beiden Seiten. Sauber abgetrennte Parzellen, so weit sie einsehbar waren, Bepflanzung in Reih und Glied, viele Nutzbeete, das Gemüse war größtenteils abgeerntet. Die Häuschen stellten Miniaturidyllen dar, teils wie vom Reißbrett, teils älter, individueller, mit Spuren jahrelanger Benutzung. Hin und wieder Fahnenmasten, beflaggt mit Schwarz-Rot-Gold, dem Kölner Stadtwappen oder dem Emblem eines Fußballvereins, Geißbock bevorzugt.
    Vereinzelt Leute auf den Grundstücken. Ein paar klebten am Zaun und beäugten Raupach misstrauisch. Andere werkelten stur vor sich hin und hoben nur kurz den Kopf, als der Kommissar vorbeiging.
    Die Anlage kam ihm vor wie ein einziges großes Mietshaus, besser: eine Scheibe Mietshaus, in die Horizontale gebracht, aufgeklappt, die Balkone zu einem Stückchen Land entrollt. Der asphaltierte Weg mitten hindurch war der Aufzugsschacht. Raupach musste an Fernsehbilder von Dubai denken, an die Bauprojekte der Ölscheichs, Landgewinnung in Form einer Palme: Der Stamm, das war die Hauptstraße. Die Zufahrtswege sahen aus der Luft wie Palmwedel aus, und die Millionärsvillen waren die einzelnen Blätter. The Palm hieß das. Vielleicht die teuerste Schrebergartensiedlung der Welt.
    Reintgen erstattete in strammem Tonfall Bericht. Das Gelände sei bereits vorbildlich abgesperrt. Die alte Dame, die den Toten entdeckt hatte, warte in der Nähe, im Nordpark. Höttges kümmere sich um sie. Zeugen hätten sich noch nicht gemeldet.
    »Wann kapieren Sie endlich, dass wir nicht beim Militär sind?« Raupach ließ sich Schutzkleidung geben und schlüpfte ohne Eile hinein.
    »Sonst mögen Sie es doch kurz und bündig«, sagte Reintgen eingeschnappt.
    »Ja, aber bitte in Zimmerlautstärke.«
    Zuerst betrachtete Raupach den Fundort der Leiche von außen. Nummer 88. Eine Gartentür, bewehrt mit rostigem Stacheldraht. Eine mannshohe Thujahecke hinter dem Zaun hielt neugierige Blicke ab. Nachbarschaftliche Kontakte schienen hier unerwünscht zu sein im Gegensatz zu anderen, offener angelegten Parzellen. Wenn einer der Polizisten das zugewachsene Grundstück betrat oder verließ, konnte man kurz ein Häuschen sehen, verdeckt von einem riesigen Kirschbaum.
    Schließlich traf Photini Dirou ein. Reintgen wiederholte seine kleine Ansprache in gemäßigterem Tonfall.
    Photini nickte und schaute Raupach ungläubig an. »Hast du auf mich

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