Das geheime Olchi-Experiment (German Edition)
fehlt Ihnen denn?«, fragte sie.
»Alles in Ordnung. Hab wohl was Schlechtes gegessen«, log der Professor. »Sie sollten nach Hause gehen und sich hinlegen«, sagte die Kontrolleurin.
Hinter der Klotür war ein eigenartiges Schmatzen zu hören. Eine Minute später hielt der Zug in Schmuddelfing. Der Professor stolperte aus dem Waggon. Da bemerkte er, dass aus dem Klofenster ein kreisrundes Stück herausgebissen war. Genau in diesem Moment sprang das Olchi-Kind mit einem riesigen Satz durch das Loch aus dem Fenster. Es landete genau vor Brauseweins Füßen.
Brausewein schläft ein, das Olchi-Kind kehrt heim
»Hiergeblieben!«, rief der Professor. Er packte das Olchi-Kind am Arm, gleichzeitig wollte er die Betäubungsspritze aus der Manteltasche ziehen. Aber ein Olchi, der Eisenstangen verbiegen kann und Käfig-türen aufsprengt, als wären sie aus Pappe, der lässt sich nicht so einfach von einem bauchwehgeplagten Professor festhalten. »Krötenfurz!«, quiekte das Olchi-Kind und mit einem Ruck machte es sich los.
Brausewein taumelte kurz, dann griff er sich an den Bauch und stöhnte laut auf. »Was hast du denn?«, fragte das Olchi-Kind erstaunt.
»Bauchweh!«, jammerte der Professor. »Ich hab doch vorhin jede Menge frische Pfirsiche gegessen und dazu literweise Wasser getrunken!« »FRISCHE Pfirsiche! Schleimiger Stinkstiefel, kein Wunder!« Das Olchi-Kind schüttelte mitfühlend den Kopf. Brausewein jammerte: »Du musst mir unbedingt ein Haar von dir geben. Ich brauch es dringend für meine Bauchwehmedizin.« In dem Moment sah Brausewein einen Blutstropfen über seinen Handrücken laufen. Er musste sich wohl beim Hinfallen mit der Betäubungsspritze in die Hand gestochen haben.
Bestimmt hab ich dabei etwas von dem Betäubungsmittel abgekriegt!, schoss es ihm durch den Kopf. Schon fühlte Brausewein sich leicht benebelt. Mit letzter Kraft angelte er sein Handy aus der Manteltasche und wählte die Nummer von Fritzi Federspiel. »Kommen Sie schnell!«, nuschelte er ins Telefon. »Bin am Schmuddelfinger Bahnhof. Hab mich gerade selbst betäubt. Der verflixte Olchi ist…«
Weiter konnte er nicht mehr reden. Er sank – mir nichts, dirnichts – auf den Fußboden und schlief auf der Stelle ein. »Schlapper Schlammlappen, was für ein komischer Kauz!«, sagte das Olchi-Kind verwundert. Jetzt wollte es aber endlich heim zur olchigen Müllkippe.
Es rannte aus dem Bahnhof hinaus, die Hauptstraße hinunter bis zum Rathaus, am Blumenladen vorbei (aus dem es erbärmlich nach Rosen stank) und die Kirchenstraße entlang bis zum Bäcker an der Ecke (wo es grauenvoll nach frischen Brötchen roch). Das Olchi-Kind hielt sich die Nase zu und bog links in die Metzgerstraße ein. Achtlos lief es über die Straße und ein großes Auto, das ziemlich schnell um die Ecke gebogen kam, konnte gerade noch bremsen. Der Fahrer machte ein grimmiges Gesicht und drohte dem Olchi-Kind mit dem Zeigefinger.
»Kannst du nicht aufpassen!«, rief ihm das Olchi-Kind zu. Als er weiterfahren wollte, hielt es das Auto einfach an der hinteren Stoßstange fest. Der Mann gab kräftig Gas, die Reifen quietschten und qualmten auf dem Asphalt, aber das Olchi-Kind stemmte sich mit aller Kraft in den Boden und ließ die Stoßstange nicht los.
»Himmel, Arsch und Zwirn!«, schimpfte der Mann und stieg wutentbrannt aus dem Auto, um zu sehen, was da los war.
»Kannst du mich schnell mal zur Müllkippe fahren?«, fragte das Olchi-Kind.
»Ich fahr nicht zur Müllkippe!«, rief der Mann. »Lass sofort mein Auto los!«
»Man wird ja wohl noch fragen dürfen«, sagte das Olchi-Kind und lief weiter die Metzgerstraße hinunter. Bald hatte es den richtigen Weg gefunden, der aus der Stadt hinaus und hinüber zur Müllkippe führte. Den feinfauligen Duft der Müllkippe konnte es schon von Weitem riechen. Wie froh war das Olchi-Kind, als es endlich vor der Olchi-Höhle stand. Es atmete tief und zufrieden ein. Jedes Zuhause hat seinen eigenen Geruch. Hier roch es nach vergammeltem Fisch, modrigen Stinkersocken und nach Olchi-Mamas ranziger Stinkerbrühe. Olchi-Oma rief erleichtert: »Heiliger Müllsack! Gut, dass du wieder da bist! Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Wir sind gestern alle plötzlich eingeschlafen, und als wir wieder aufwachten, warst du nicht mehr da!«
Olchi-Papa sagte: »Krätziges Hühnerbein! Wir haben ganz Schmuddelfing nach dir abgesucht!«
Olchi-Opa sang vergnügt: »Trari trara juchheirassa, das Olchi-Kind ist wieder da! Fliegenschiss
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