Der Fromme Dieb
Inhaltsangabe
Im Jahr 1144 zieht Geoffry de Mandeville unter der Regentschaft von König Stephen plündernd und brandschatzend durch das Land und besetzt das Kloster von Ramsey. Erst nach seinem Tod können die Benediktiner in das vollkommen verwüstete Kloster zurückkehren und mit dem mühsamen Wiederaufbau beginnen. Mit dem Auftrag, im benachbarten Kloster Shrewsburry um finanzielle Unterstützung und Baumaterialien zu bitten, machen sich zwei Mönche auf den Weg, ohne zu ahnen, welche Folgen ihr Besuch nach sich ziehen wird.
Während ihres Aufenthalts versetzt eine großeRegenflut die Benediktiner von Shrewsbury in Aufregung. Erst nachdem sich das größte Durcheinander gelegt hat, entdeckt man, daß eine wertvolle Reliquie geraubt wurde. Nun ist es an Bruder Cadfael, den Missetäter aufzuspüren, und prekärerweise fällt der Verdacht auf einen der Klosterbrüder von Ramsey. Während Bruder Cadfael versucht, Licht in die verworrene Angelegenheit zu bringen, wird der wichtigste Zeuge erschlagen aufgefunden,, was alles noch komplizierter macht. Ist der Benediktiner aus Ramsey tatsächlich ein Räuber oder sogar ein Mörder? Obwohl alle Umstände dafür sprechen, zweifelt Bruder Cadfael daran…
Die Autorin
Ellis Peters, geboren 1913 in Shropshire, England, wollte von Kindesbeinen an Schriftstellerin werden. Nachdem sie bis zum Ende des zweiten Weltkrieges bereits zahlreiche zeitgenössische und historische Romane unter ihrem richtigen Namen, Edith Pargeter, veröffentlichen konnte, widmete sie sich nach 1945 ganz dem Schreiben und legte sich ihr heute weltberühmtes Pseudonym Ellis Peters zu. 1977 erschien mit »Im Namen der Heiligen« der erste Band der mittelalterlichen Kriminalserie um den gewitzten Mönch und Detektiv Bruder Cadfael, der nicht nur Ellis Peters, sondern auch die Abtei von Shrewsbury weltberühmt machen sollte.
Die für ihre Romane und ihre Übersetzungen von Lyrik ins Tschechische mehrfach ausgezeichnete Ellis Peters starb im Oktober 1995.
Lageplan des Klosters
Prolog
In den letzten Augusttagen des Jahres 1144 gab Geoffrey de Mandeville, Graf von Essex, der brütenden Sommerhitze nach und machte den letzten fatalen Fehler seiner langen und eigennützigen Laufbahn. Er plante damals die Belagerung und Zerstörung des einfachen, aber wirkungsvollen Festungsrings, den König Stephen hatte errichten lassen, um den Raubzügen von Geoffreys Horden in den Fens, dem flachen Marschland im östlichen England, Einhalt zu gebieten. Von seinen wechselnden Stützpunkten hier in den Fens aus hatte Geoffrey mit seinen geächteten Mannen das Land verwüstet und ausgeplündert, auf daß kein Feld mehr bepflanzt und geerntet, kein Gutshof mehr bewirtschaftet werden konnte, auf daß kein Mensch, der etwas sein eigen nannte, in seinem Besitz bleiben, und keiner, der sich weigerte, es herauszugeben, auch nur so viel wie sein nacktes Leben zurückbehalten würde. Da ihm der König all seinen mehr oder weniger rechtmäßigen Besitz, seine Burgen, Schlösser, Ländereien und Titel entrissen hatte – und das, um ehrlich zu sein, auch nicht auf ganz rechtmäßige Weise – , hatte sich Geoffrey daran gemacht, jedem, der seinen Weg kreuzte, egal ob arm oder reich, ähnliches anzutun. Ein Jahr lang waren die Fens von den Grenzen Huntingdons bis Mildenhall in Suffolk und über weite Strecken des Cambridgeshire ein geschlossenes Diebeskönigreich geworden, und obwohl Stephens Befestigungsring dessen weitere Ausdehnung hatte verhindern können, hatte er die Bewegungsfreiheit des Grafen doch nicht sonderlich einzuschränken oder ihn zu einer Schlacht herauszufordern vermocht, welche dieser stets geschickt zu vermeiden wußte.
Der Stützpunkt in Burwell, nordöstlich von Cambridge, erzürnte Geoffrey indes, gefährdete er doch seine Nachschubwege – fast sein einziger wunder Punkt. Und so umritt er an einem der heißesten Augusttage diese lästige Burg mit der Absicht, die vorteilhafteste Möglichkeit für einen Angriff auszukundschaften. Wegen der glühenden Hitze hatte er seinen Helm abgenommen und auch den Kettenpanzer, der seinen Nacken schützte. Ein einfacher Bogenschütze hoch oben auf der Festungsmauer zielte auf ihn und traf ihn in den Kopf.
Geoffrey, den die Verletzung leicht dünkte, lachte nur; er zog sich zurück, um sich eine kurze Zeit der Genesung zu gönnen.
Doch nach wenigen Tagen erfaßte ihn das heftige Fieber einer Entzündung, die ihm das Fleisch von den Knochen schälte und ihn ans Bett
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