Das Geheimlabor
Wertsachen, Mr. Holland.“ Sie deutete auf die Brieftasche und die Uhr, die sie auf seinen Nachttisch gelegt hatte. „Der Sicherheitsmann hat sie in der Mülltonne vor dem Krankenhaus gefunden. Sieht so aus, als wollte der Dieb nur Bargeld.“
„Und meine Kleidung.“
Sobald die Frau gegangen war, drückte Victor den Knopf für Miss Redfern. Sie kam mit einem Frühstückstablett herein. „Essen Sie, Mr. Holland! Vielleicht kommt Ihr Verhalten nur von Überzuckerung des Blutes.“
„Eine Frau hat mich in die Notaufnahme gebracht. Ihr Vorname war Catherine. Ich muss mich mit ihr in Verbindung setzen.“
„Ach, sehen Sie doch! Eier und Rice Krispies! Hier ist Ihre Gabel ...“
„Miss Redfern, vergessen Sie die verdammten Rice Krispies!“
Miss Redfern knallte die Schachtel auf das Tablett. „Es besteht nicht der geringste Grund zum Fluchen!“
„Ich muss diese Frau finden!“
Wortlos wirbelte Miss Redfern herum und marschierte aus dem Raum. Ein paar Minuten später kam sie zurück und reichte ihm brüsk ein Blatt Papier. Darauf stand der Name Catherine Weaver, gefolgt von einer Adresse am Ort.
„Sie sollten lieber schnell essen“, sagte sie. „Da ist ein Polizist, der mit Ihnen reden will.“
„Fein“, brummte er und stopfte sich einen Bissen von dem kalten, gummiartigen Rührei in den Mund.
„Und jemand vom FBI hat angerufen. Er ist auch unterwegs.“
Victors Kopf ruckte hoch. „FBI? Wie hieß er?“
„Ach, du lieber Himmel, woher soll ich das wissen? Irgendwas Polnisches, glaube ich.“
Victor legte langsam die Gabel weg. „Polowski“, flüsterte er.
„Könnte sein, Polowski.“ Sie drehte sich um und ging zur Tür. „Tatsächlich das FBI“, murmelte sie. „Möchte wissen, was er angestellt hat, dass die sich um ihn kümmern ...“
Noch bevor sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, war Victor aus dem Bett und zerrte an seiner Infusion. Er fühlte es kaum, als das Klebeband Härchen von seinem Arm riss. Er musste aus diesem Krankenhaus verschwinden, bevor Polowski auftauchte. Er war sicher, dass ihm der FBI-Agent diesen Hinterhalt gestern Abend gelegt hatte, und er wollte keinen weiteren Angriff abwarten.
Er drehte sich um und fauchte seinen Zimmergefährten an: „Lenny, wo sind Ihre Kleider?“
Lennys Blick wanderte zögernd zu einem Schrank neben dem Waschbecken. „Ich habe nur die Klamotten. Außerdem passen die Ihnen nicht, Mister ...“
Victor riss die Schranktür auf und holte ein ausgefranstes Hemd und eine weite Hose heraus. Seine behaarten Beine waren ungefähr zwanzig Zentimeter unterhalb der zu kurzen Hose zu sehen, aber er konnte den Gürtel schließen. In dem Schrank entdeckte er auch ein paar Sandalen. Seine Fersen standen zwar fast drei Zentimeter über die hintere Kante hinaus, aber wenigstens war er nicht barfuß.
„Die gehören mir!“ protestierte Lenny.
„Hier, Sie können das haben.“ Victor warf dem alten Mann seine Armbanduhr zu. „Dafür sollten Sie neue Kleider bekommen.“
Misstrauisch hielt Lenny die Uhr an sein Ohr. „Die ist Mist. Die tickt nicht.“
„Das ist eine Quarzuhr.“
„Ach ja, habe ich mir gleich gedacht.“
Victor steckte seine Brieftasche ein, öffnete die Tür einen Spalt und spähte zu dem Schwesternzimmer. Die Luft war rein. Er blickte zu Lenny zurück. „Leben Sie wohl, Kumpel. Grüßen Sie Miss Redfern von mir.“
Victor schlüpfte aus dem Raum und ging ruhig den Korridor entlang auf die Tür zu der Nottreppe am Ende des Korridors. Eine Aufschrift warnte: ALARM WIRD BEI ÖFFNEN AUSGELÖST. Er ging ruhig darauf zu, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch als er sich der Tür näherte, erklang eine vertraute Stimme.
„Mr. Holland! Sie kommen sofort zurück!“
Victor schnellte zu der Tür, warf sich gegen den Riegel und hetzte in das Treppenhaus.
Seine Schritte hallten vom Beton wider, während er die Treppe hinunterjagte. Als er Miss Redfern ebenfalls auf der Treppe hörte, hatte er bereits das Erdgeschoss erreicht und verschwand durch die letzte Tür in die Freiheit.
„Mr. Holland!“ schrie Miss Redfern.
Noch während er über den Parkplatz lief, gellte Miss Redferns wütende Stimme in seinen Ohren.
Acht Querstraßen weiter betrat er einen Supermarkt, kaufte mit seiner Kreditkarte neue Kleider und warf anschließend Lennys alte Sachen in eine Mülltonne.
Bevor er ins Freie trat, spähte er durch das Schaufenster auf die Straße. Es schien ein absolut normaler Vormittag Mitte Dezember in einer
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