Das Geheimlabor
die Möglichkeit ab, dass sich sein Aktenkoffer mit dem größten Teil an Beweismitteln noch in seinem Autowrack befand. Das war der erste Ort, an dem der Killer gesucht hätte. Ohne den Film hatte Victor überhaupt keinen Beweis mehr. Jetzt stand nur noch sein Wort gegen das von Viratek. Die Zeitungen würden ihn als nichts weiter als einen zornigen Exangestellten abtun. Und nach Polowskis Betrug konnte er dem FBI nicht trauen.
Bei diesem letzten Gedanken beschleunigte er seinen Schritt. Je schneller er aus Garberville verschwand, desto besser. Auf dem Highway wollte er wieder einen Wagen anhalten. Erst wenn er die Stadt sicher verlassen hatte, konnte er seinen nächsten Schritt planen.
Er beschloss, sich nach Süden zu wenden, nach San Francisco.
3. KAPITEL
A rchibald Black beobachtete, wie die Limousine die Zufahrt entlang glitt und vor dem Haupteingang hielt. Black schnaubte verächtlich. Der Cowboy war wieder in der Stadt. Zum Teufel mit ihm! Und nach dem ganzen Theater, das der Mann um die Bedeutung der Geheimhaltung gemacht hatte, um seinen kleinen Besuch, der ganz diskret ablaufen sollte, besaß der Idiot den Nerv und tauchte in einer Limousine auf – noch dazu mit einem uniformierten Fahrer!
Black wandte sich von dem Fenster ab und ging zu seinem Schreibtisch. Trotz seiner Verachtung für den Besucher musste er sich eingestehen, dass der Mann ihm Unbehagen bereitete wie alle so genannten Männer der Action. Nicht genug Gehirn hinter all diesen Muskeln. Zu viel Macht in den Händen von Dummköpfen. Ist das ein Beispiel dafür, wer unser Land führt? dachte er.
Die Sprechanlage summte. „Mr. Black“, sagte seine Sekretärin. „Ein Mr. Tyrone ist hier und möchte Sie sprechen.“
„Schicken Sie ihn bitte herein“, erwiderte Black und wischte den Zorn aus seiner Miene, als sich die Tür öffnete und Matthew Tyrone in das Büro kam.
Sie schüttelten einander die Hände. Tyrones Händedruck war unsinnig fest, als wollte er Black an ihre Machtverhältnisse erinnern. Sein ganzes Auftreten entsprach dem eines Exmarineangehörigen, der Tyrone war. Nur seine fülliger werdende Körpermitte verriet, dass Tyrones Tage als Marineoffizier schon lange zurücklagen.
„Wie war der Flug von Washington?“ fragte Black, als sie sich setzten.
„Schrecklicher Service. Ich sage Ihnen, Flüge in Zivilmaschinen sind nicht mehr, was sie einst waren. Man stelle sich vor, dass der Durchschnittsamerikaner gutes Geld dafür bezahlt!“
„Vermutlich kein Vergleich zu der Air Force One.“
Tyrone lächerte. „Kommen wir zum Geschäftlichen. Wie sieht es mit Ihrer kleinen Krise aus?“
„Wir haben die Dokumente zurückbekommen“, antwortete Black. „Und die Filmrolle. Die Negative werden gerade entwickelt.“
„Und Ihre beiden Angestellten?“
Black räusperte sich. „Es besteht kein Anlass, diese Sache weiterzutreiben.“
„Die beiden sind ein Risiko für die nationale Sicherheit.“
„Sie können die beiden doch nicht einfach umbringen!“
„Können wir nicht?“ Tyrones Augen waren kalt, metallgrau. Eine passende Farbe für jemanden, der sich selbst „Cowboy“ nannte. Man widersprach niemandem mit solchen Augen. Nicht, wenn man einen Selbsterhaltungstrieb besaß.
Black senkte den Kopf. „Ich bin nicht gewöhnt an solche ... Geschäfte. Und ich habe nicht gern mit Ihrem Mann Savitch zu tun.“
„Mr. Savitch hat uns bisher gute Dienste geleistet.“
„Er hat einen meiner langjährigen Wissenschaftler getötet!“
„Ich nehme an, das war nötig.“
Black blickte unglücklich auf seinen Schreibtisch hinunter. Allein schon der Gedanke an dieses Ungeheuer Savitch ließ ihn schaudern.
„Warum genau ist Martinique aus der Reihe getanzt?“
Weil er ein Gewissen hatte, dachte Black. Er sah Tyrone an. „Das war unmöglich vorherzusehen. Er hat in der Forschungsabteilung seit zehn Jahren gearbeitet. Er stellte nie ein Sicherheitsproblem dar. Wir fanden erst letzte Woche heraus, dass er Geheimdokumente an sich genommen hatte. Und dann wurde Victor Holland in die Sache hineingezogen ...“
„Wie viel weiß Holland?“
„Holland hatte nichts mit dem Projekt zu tun. Aber er ist klug. Falls er sich diese Papiere angesehen hat, könnte er sich die Sache zusammengereimt haben.“
Jetzt war Tyrone erregt. Seine Finger trommelten auf den Schreibtisch. „Erzählen Sie mir etwas über Holland. Was wissen Sie über ihn?“
„Ich habe mir seine Personalakte angesehen. Er ist einundvierzig Jahre alt,
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