Das Geheimlabor
glauben, das so gefährlich war, dass es Millionen töten konnte? Alle würden glauben, diese Geschichte wäre einem paranoiden Gehirn entsprungen.
Aber ich bin nicht paranoid!
Er ging zum Fernseher und schaltete die Fünfuhrnachrichten ein. Eine perfekt frisierte Sprecherin lächelte von der Mattscheibe, während sie irgendein oberflächliches Zeug über den letztenSchultag, glückliche Kinder und Weihnachtsferien verlas. Dann wurde ihre Miene ernst. Übergang. Victor starrte auf den Fernseher, als die nächste Story an die Reihe kam.
„In Garberville, Kalifornien, gab es keine neuen Spuren in der Ermordung einer Frau, die am Mittwochmorgen tot aufgefunden worden war. Eine Besucherin fand Sarah Boylan, neununddreißig, in der Einfahrt. Sie war an Stichwunden am Hals gestorben. Das Opfer war im fünften Monat schwanger. Die Polizei ist über das fehlende Motiv in dieser schrecklichen Tragödie verwirrt, und im Moment gibt es keine Verdächtigen. Wir kommen nun zu landesweiten Nachrichten ...“
Nein, nein, nein, dachte Victor. Sie war nicht schwanger. Ihr Name war nicht Sarah. Es war ein Fehler ...
Oder doch nicht?
Mein Name ist Catherine, hatte sie ihm gesagt.
Catherine Weaver. Ja, der Name stimmte. An den würde er sich bis an sein Lebensende erinnern.
Er setzte sich auf das Bett, während die Fakten in seinem Kopf herumwirbelten. Sarah. Cathy. Ein Mord in Garberville.
Dann sprang er geradezu in Panik auf, griff nach dem Telefonbuch und blätterte zum Buchstaben W. Er begriff jetzt. Der Killer hatte einen Fehler begangen. Falls Cathy Weaver noch lebte, konnte sie diesen Film haben ... oder wissen, wo er zu finden war. Victor musste sie erreichen.
Bevor es ein anderer tat.
Cathy hatte gedacht, in jener Nacht in dem Motel in Garberville, der Nacht nach Sarahs Tod, alle Tränen geweint zu haben. Aber jetzt war sie hier in ihrem Apartment in San Francisco und brach noch immer in Tränen aus. Wieso ausgerechnet Sarah?
Sie musste sich beschäftigen, war dankbar, dass ihr Kühlschrank praktisch leer war, und machte sich auf den Weg zu dem Lebensmittelladenin der Nachbarschaft. Mit einer schweren Einkaufstüte auf jedem Arm kehrte sie in der einbrechenden Dunkelheit zu ihrem Apartment zurück, schaffte es, ihre Schlüssel hervorzuholen und die Tür aufzuschließen. Gerade als sie eintreten wollte, hörte sie Schritte. Ein Schatten huschte an ihre Seite. Sie wurde durch die Tür in das Gebäude gefegt. Eine Einkaufstüte fiel ihr aus den Armen, Äpfel rollten über den Boden. Sie taumelte nach vorn und fing sich an dem hölzernen Geländer ab. Die Tür schlug hinter ihr zu.
Sie wirbelte kampfbereit zu ihrem Angreifer herum.
Es war Victor Holland.
„Sie!“ flüsterte sie erstaunt.
Er schien nicht so sicher zu sein, was ihre Identität anging. Hektisch betrachtete er ihr Gesicht, als wollte er sich vergewissern, dass er auch die richtige Frau gefunden hatte. „Cathy Weaver?“
„Was fällt Ihnen ein, hier so ...“
„Wo ist Ihr Apartment?“ fiel er ihr ins Wort.
„Was?“
„Wir können nicht hier draußen herumstehen.“
„Es ist ... oben ...“
„Gehen wir.“ Er griff nach ihrem Arm, aber sie riss sich los.
„Meine Einkäufe.“ Sie blickte auf die verstreuten Äpfel.
Rasch hob er das Obst auf, warf es in eine der Tüten und schob sie zu der Treppe. „Wir haben nicht viel Zeit.“
Cathy ließ sich die Treppe hinauf und halb durch den Korridor scheuchen, ehe sie abrupt stehen blieb. „Warten Sie einen Moment! Sie sagen mir, was das alles zu bedeuten hat, Mr. Holland, und zwar sagen Sie mir das sofort, sonst gehe ich keinen Schritt weiter!“
„Geben Sie mir Ihre Schlüssel.“
„Sie können nicht einfach ...“
„Geben Sie mir Ihre Schlüssel!“
Von dem Befehl geschockt, sah sie ihn an und erkannte plötzlich,dass in seinen Augen Panik stand. Es waren die Augen eines Gejagten.
Automatisch reichte sie ihm die Schlüssel.
„Warten Sie hier“, sagte er. „Ich sehe zuerst in Ihrem Apartment nach.“
Verwirrt sah sie zu, wie er die Tür aufschloss und sich vorsichtig hineinschob. Ein paar Momente hörte sie nichts. Sie stellte sich vor, wie er durch die Wohnung ging, und versuchte abzuschätzen, wie viele Sekunden er für die Überprüfung eines jeden Zimmers brauchte. Es war eine kleine Wohnung. Weshalb dauerte es dann so lang?
Langsam schob sie sich zur Tür. Gerade als sie die Hand danach ausstreckte, tauchte sein Kopf auf. Sie stieß einen kleinen überraschten Schrei aus.
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